Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
änderte. Komisch, dachte Skragdal, dass die Menschen es so eilig hatten, die Tür zu verrammeln, um dann so ängstlich zu zögern, bevor sie angriffen. Wenn sie etwas länger mit jener ersten Aktion gewartet hätten, dann wären die Fjel vielleicht gar nicht in Bereitschaft gewesen.
    Aber jetzt waren sie es, und die Fjel hatten viel Geduld. Sogar betrunken und gesättigt wussten sie zu warten. Sie hatten ihre Trägheit abgeworfen und waren wach, warteten und beobachteten. Wenn es die ganze Nacht dauern sollte, dann eben die ganze Nacht. Wer in kaltem Wetter jagen musste, überlebte nicht ohne Geduld.
    In bewaffnetem Schweigen warteten sie.
    Und in den frühen Morgenstunden hörten sie neue Geräusche.
    Schritte waren zu hören, Flüstern und Zischen. Menschenstimmen, hart vor Angst und Anspannung. Ein Plätschern und Klatschen. Skragdals Nasenflügel weiteten sich, als er den scharfen Geruch von Sickeröl wahrnahm. Es war das gleiche Öl, das man für Lampen verwendete, nur mehr, viel mehr.
    »Anführer …«, murmelte jemand.
    Er hob die Axt mit der Rechten und rückte den Schild auf seinem Arm zurecht. Heerführer Tanaros’ Worte zogen durch sein Gedächtnis. Haltet eure Schilde hoch! »Gleich geht’s los«, versprach er. »Haltet eure Schilde hoch, Jungs.«
    Sie waren höchst wachsam, sie alle. Der Graf war ein Narr, wenn
er geglaubt hatte, sie seien Sklaven ihrer Gelüste; Skragdals Worte zeigten Wirkung. Worte, Werkzeuge der Menschen. Er hatte sie gut eingesetzt. Im zuckenden Lampenlicht leuchteten die Augen der Fjel unter ihren Augenwülsten. Es machte ihn stolz, die Entschlossenheit in Thoruns Antlitz zu sehen; ein Tungskulder wie er, hier an seiner Seite. Breite Schultern für schwere Lasten; das hatte Neheris gesagt, als sie die Fjel schuf.
    Krick … krick … krick …
    »Ein Feuerstein«, sagte einer der Gulnagel unnötigerweise.
    Draußen schossen Flammen empor, leckten am trockenen, ölgetränkten Zunder. Drinnen sah man nur zuckende Helligkeit, die zwischen den Brettern aufblitzte. Rauch, grau und erstickend, kroch unter der Tür hindurch. Jemand hustete.
    »Jetzt!«, rief Skragdal und warf sein Gewicht gegen die Tür.
    Er dachte daran, was er selbst vorhin gesagt hatte, und hielt den Schild hoch. Der Buckel traf hart gegen die Stalltür und durchschlug sie mit der ganzen Kraft, die dahintersteckte. Unter wildem Funkenflug, der ihm die Haut versengte, krachte die Tür nach draußen. Es gab nur kleinere Verletzungen; er hatte schlimmeren Schaden genommen, als der saure Regen, ein nachvollziehbares Zeichen von Fürst Satoris’ Zorn, auf Finsterflucht herabgeprasselt war. Skragdal zog den Kopf ein und sprang, getrieben von der Wucht seines Schlags, in den Burghof.
    »Wer ist der Erste?«, bellte Skragdal mit der Axt in der Hand. »Wer stirbt als Erster?«
    Dafür standen einige bereit. Ein Dutzend Männer, nicht mehr, hatte sich für diese Aufgabe bereitgefunden. Sie starben schnell, als seine Axt zubiss, ließen die leeren Ölkannen fallen, verkrochen sich in ihrer Rüstung. Skragdal lachte laut, fühlte, wie das Blut auf seine Arme spritzte, dickflüssig und warm auf seiner Haut. Es fühlte sich gut an, jetzt endlich das zu tun, was er am besten konnte. Er ging mit sicherem Schritt über das Kopfsteinpflaster und holte aus wie ein Mittländer bei der Heuernte. Die Männer des Grafen strömten in großer Zahl aus dem Haupthaus, obwohl ein Fjel nach dem anderen aus dem brennenden Stall stürmte und ihn beim Abschlachten
unterstützte, bis es auf dem engen Burghof geradezu wimmelte und man kaum noch Platz zum Kämpfen fand. Wieder und wieder schwang er die Axt und freute sich an ihrer blutigen Ernte. Im Licht der flackernden Flammen des brennenden Stalles sah er das Entsetzen im Gesicht seiner Angreifer. Es währte nicht lange. Ihre Schwerter und Speere prallten wirkungslos gegen seinen Schild, gegen die dicke Panzerung seiner Rüstung, und wenn sie ihn doch an einer ungeschützten Stelle trafen, dann kratzten sie nur über seine harte Haut. Neheris hatte ihre Kinder gut ausgestattet. Währenddessen fuhr die scharfe Klinge seiner Axt, von seinem Arm geschwungen, durch das dünne Metall ihrer Rüstungen, bis die Schneide tief in weiches Fleisch eindrang. Wieder und wieder schlug Skragdal zu und riss die Axt hoch, um nochmals zuzuschlagen. Das warme Blut der Menschen strömte aus ihren Körpern, und das Entsetzen wich dem ruhigen Starren des Todes.
    Menschen starben so leicht.
    »Das war der

Weitere Kostenlose Bücher