Elegie - Herr der Dunkelheit
Kinder wurden an ihre Überlegenheit erinnert und waren versucht, sie auszuleben.
»He.« Einer der Männer des Grafen sah unter dem stählernen Rand seines Helms zögernd zu ihm auf. Mit der Spitze seines Speers deutete er auf einen Stall auf der anderen Seite des Burghofs, wo Lampenschein aus einem Spalt der geöffneten Tür drang. Von drinnen waren leise, gedämpft durch das dicke Holz, die Laute der Fjel zu hören, die gerade mächtig viel Spaß hatten. »Deine Unterkunft ist da drüben, Bursche.«
Skragdal gab ein verärgertes Brummen von sich.
»Wie … wie du willst.« Die Worte des gerflodischen Wachmanns endeten in angstvollem Ton.
Kopfschüttelnd schlurfte Skragdal über den Hof. Ein heller Fleck goldenen Lampenlichts lag auf den Pflastersteinen. Er riss die Tür des Stalles auf und wurde mit Gebrüll begrüßt. Thorun, der seine Rüstung angelegt hatte, beantwortete seinen Blick mit einem Achselzucken; er hatte sein Bestes getan. Die Gulnagel, die das meiste Fleisch gegessen hatten, schliefen schon halb mit vorgewölbten Bäuchen. Die Nåltannen saßen oder lagen auf den sauberen Strohballen, ihre Ausrüstung hatten sie über den ganzen Stall verstreut, und in ihren Krallen hielten sie Humpen, die sie zum Gruß erhoben, während sie ihm brüllend zu verstehen gaben, er möge sich zu ihnen gesellen.
»Haltet die Klappe!« Skragdal holte mühelos mit der Hand aus und warf die Tür hinter sich ins Schloss. Die Fjel verstummten, während seine Worte verhallten. »Wo ist das Bierfass?«
Einer zeigte darauf.
»Gut.« Skragdal stapfte über den Boden und bückte sich kurz,
um seine Axt aufzuheben. Kleine Strohhalme fingen sich zwischen seinen Zehen, als er zu seinen Leuten hinüberging und die Waffe erhob. Ein müheloser Streich teilte das Fass und ließ die hölzernen Dauben zersplittern. Braunes Bier schäumte über das Stroh und durchfeuchtete es gründlich.
»Och, Anführer!«, sagte einer der Fjel bedauernd.
»Maul halten«, knurrte Skragdal und deutete mit dem Kopf der Axt in seine Richtung. »Lauscht einmal.«
Sie gehorchten. Einen kurzen Augenblick störte nur das Zischen des schäumenden Biers die Stille, dann war ein anderes Geräusch zu hören. Ein leises Schaben von Holz an Holz, ein sanfter Stoß.
»Das«, sagte Skragdal, »was ihr da gerade gehört habt, waren die Leute des Grafen, die die Stalltür verbarrikadiert haben.« Daraufhin schlurfte er über das Stroh, trat einem dösenden Gulnagel im Vorbeigehen in die Rippen und begann dann, entschlossen seine Waffen und seine Rüstung an sich zu nehmen. »Steh auf, Rhilmar«, sagte er über seine Schulter, während er seinen Brustpanzer umschnallte. »Ihr alle. Steht auf und bewaffnet euch.«
Sie starrten ihn an.
»Jetzt sofort!«
Es gab ein kurzes Durcheinander, und die tiefen Stimmen der Fjel erhoben sich in aufkeimendem Ärger. Metall klapperte, als die Rüstungen angelegt und Waffen aufgehoben wurden. Das war jedoch nicht weiter schlimm. In den Ohren der Menschen klangen Fjel, die sich auf einen Kampf vorbereiteten, genauso wie Fjel, die sich lediglich amüsierten. Skragdal lächelte grimmig.
»Und jetzt?«, knurrte ein Nåltannen.
»Jetzt warten wir.« Den Blick fest auf die verbarrikadierte Tür gerichtet, legte sich Skragdal den Stiel seiner Streitaxt über die gepanzerte Schulter. »Das kann nichts schaden. Wir haben jetzt so lange gewartet, mein Junge, und die Kaldjager werden an der Grenze Wache halten. Wir warten, bis die Männer des Grafen erkennen lassen, was sie vorhaben. Und dann …« Er zeigte seine Augenzähne, während er wieder lächelte. »Dann werden wir sehen, was ein Fjeltroll hier lernen kann.«
Sie zollten ihm lautstark Beifall, und Skragdal ging das Herz dabei auf. Seine Worte hatten sie tief in ihrem Innern berührt und das alte Gefühl von Ungerechtigkeit, die alte Verletzung heraufbeschworen. Auch wenn sein Name in den Annalen der Menschen und Ellylon vergessen werden mochte – niemand würde die Ereignisse dieser Nacht niederschreiben, und wenn doch, dann würde er den Namen Skragdals von den Tungskuldern nicht festhalten –, würden sich die Kinder Neheris’ an die Geschichte erinnern.
Es war ein langes und langweiliges Warten. Draußen erhoben sich die Sterne zu ihrem langsamen Tanz, und im Westen ging der rote Stern über dem Horizont auf. Drinnen brannte nur wenig Licht, und es war nur das langsame Atmen der Fjel und das Rascheln des Strohs zu hören, wenn einer von ihnen seine Haltung
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