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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Letzte!« Jemand schüttelte ihn, einer seiner Artgenossen. Ein Schild presste sich gegen seinen, und über den Rand sah ihn Thorun an. »Du sprachst davon, dass wir etwas lernen könnten«, erinnerte der Tungskulder ihn.
    »Ja.« Schnaufend nahm Skragdal den eigenen Schild ein wenig zurück. »Ja, das habe ich gesagt. Danke.« Er warf den Kopf hin und her, um den Schleier der Kampfeswut zu verscheuchen, und senkte seine Axt. Der Stall war von Flammen eingeschlossen und brannte lichterloh, strahlte eine Hitze ab wie eine Schmiede und erleuchtete einen Burghof, der im Blut schwamm. Überall lagen die Leichen der Männer des Grafen verstreut, bleiches Fleisch, zerfetzt von aufklaffenden Wunden. Hier und da stöhnte einer. Die Nåltannen durchstöberten die Leichen und machten mit den Sterbenden kurzen Prozess. Es waren zu viele, um sie zu zählen, aber Skragdal vermutete, dass ein guter Teil der Männer des Grafen auf dem Burghof das Leben gelassen hatte. Mehr, als der Graf hatte aufs Spiel setzen wollen. Als er den Kopf wandte, sah er, dass die Tore des Wohnturms von Gerflod offen standen. »So«, sagte er. »Und jetzt wollen wir lernen .«

    Kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte, waren die Fjel nicht mehr zu halten. Die Gulnagel rannten blutbespritzt und heulend mit großen Sprüngen auf die Tore zu. Während sie den Wohnturm stürmten, stimmten die Nåltannen in ihr Gebrüll mit ein und folgten ihnen, die Waffen in den stählernen Krallen, die Schilde halb vergessen an der Seite.
    Skragdal seufzte. »Rufe die Kaldjager«, sagte er zu Thorun. »Wir müssen diesen Ort verlassen. Schnell .« Thorun nickte, schob die Axt durch die Gürtelschlaufe und ging mit stetiger Entschlossenheit durch die flammendurchzuckte Dunkelheit. Ein guter Bursche, dachte Skragdal, der ihm nachsah.
    Der Wohnturm von Gerflod lag vor ihnen, die offenen Türen gähnten wie der Schlund eines Grabes.
    Skragdal schulterte seine Axt und schlurfte über den Burghof. Er hielt in der Tür inne und warf ein Auge auf den Stall. Das Dach senkte sich, als ein Balken inmitten des Brandes einbrach und einen Schwall von Funken aufsteigen ließ. Es würde einigermaßen sicher sein, überlegte er. Der Wohnturm von Gerflod war aus Stein; Stein brannte nicht.
    Er betrat das Gebäude, und seine krallenbewehrten Füße hinterließen blutige Abdrücke auf dem Marmorboden, die sich mit denen jener Fjel vermischten, die ihm vorausgegangen waren. Er folgte ihrer Spur und öffnete die Nüstern weit.
    Der Geruch von Angst und Lügen war der Ausdünstung von Entsetzen und dem Gestank des Todes gewichen. Überall lagen Sterbende, die Männer von Graf Coenred. Hier und dort, wo man sie ohne Rüstung, nur in Livree angetroffen hatte, waren die Nåltannen ihren alten Instinkten gefolgt und hatten ihnen den Bauch mit ihren stahlharten Krallen aufgeschlitzt. Diese Männer stöhnten und starben qualvoll. Die Nåltannen hatten es eilig gehabt.
    Skragdal schnaubte, als er die aufgerissenen Gedärme roch, die bläulich durch die Löcher im weichen, sterblichen Fleisch schimmerten und aus denen Fäkalien quollen. Diese Männer, die ihre offenen Eingeweide umklammert hielten, hatten noch immer das Entsetzen in den Augen. Er sandte leise ein Gebet zu Neheris und hob seine
Axt, um sie zu erledigen, einen nach dem anderen. Manche, dachte er, waren ihm dafür dankbar.
    In der großen Halle stieß er auf Osric und seine Männer. Einige von ihnen lebten noch. Osric lehnte in seinem Stuhl und hatte ein Grinsen auf dem Gesicht. Ein halb leerer Krug stand vor ihm, und die Klinge eines Gürtelmessers ragte aus seinem Hals. Es war eine kleine Waffe, für eine menschliche Hand gemacht, mit den Insignien des Grafen am Griff. Blut sammelte sich in seinem Schoß.
    »Ah, Osric«, sagte Skragdal mit echtem Bedauern. »Ich habe versucht, es dir zu sagen.«
    Der stakkianische Hauptmann grinste weiter zur Decke empor, wortlos und blind. Am Kopfende des Tisches erklangen ein leises Stöhnen und ein Kratzen, ein gezischter Fluch. Skragdal schlurfte hinüber, um nachzuschauen.
    Auf dem Boden in seinem Schatten wand sich Graf Coenred, eine Hand an die Kehle gedrückt. Blut rann durch seine Finger, und darunter waren die tiefen Spuren von Nåltannenkrallen zu sehen. Jetzt, dachte Skragdal, sieht er nicht mehr so glatt aus, wo das rote Blut auf seinen dunklen Lippen Blasen bildet. Der Fjel beugte sich weit genug hinunter, um den Grafen am kastanienbraunen Haar zu packen und ihm eine Frage zu

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