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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Kampf auf der anderen Seite gestanden und seinen Lehnsherrn beschützt. Diese Tage waren lange schon vorbei, und dennoch … Indem er das Glück eines Altorussohns zerstörte, holte er damit nicht die Liebe zurück, die er verloren hatte, oder das Leben, das er einst geführt hatte. Nichts war dazu je in der Lage. Mit seinen eigenen Händen hatte er es zerstört und die dunkle Wahrheit von Fürst Satoris jener hellen Liebeslüge vorgezogen, die ihm einst so überaus wichtig erschienen war.
    So war es immer schon gewesen, doch an diesem Tag war es doppelt wahr. Diesen Pfad hatte er hinter sich so gründlich zerstört
wie die Kaldjager-Fjel den schmalen Durchgang. Es lag kein Nutzen darin, Geschehenes zu bedauern, und ihm blieb nur eine Wahl – nach vorn zu schauen.
    Finsterflucht war alles, was ihm geblieben war.

SIEBEN
    C erelinde öffnete die Augen und sah sich in einem Albtraum gefangen.
    Fjeltrolle.
    Sie war die Hohe Frau der Ellylon, und es war ihr hoch anzurechnen, dass sie nicht laut aufschrie, obwohl das Gesicht, das sich über sie beugte, riesenhaft und hässlich war, von einer dicken, graugrünen Lederhaut überzogen. Das Geschöpf war ihr so nahe, dass sie seine Ausdünstung roch und seinen Atem auf dem Gesicht spürte. Seine Nüstern waren groß wie Weinkelche. Winzige Augen spähten unter dicken Augenwülsten hervor. Der große Mund war von enormer Breite, und gelbliche Fangzähne ragten oben und unten über die lederartigen Lippen.
    Während sie noch in verständnisloser Furcht blinzelte, öffnete sich sein Maul. Eine Stimme erscholl, tief und grollend, und es sagte in der Gemeinsamen Sprache: »Die Hohe Frau erwacht.«
    Cerelinde setzte sich ruckartig auf und versuchte, weiter nach hinten zu rutschten. Ein stechender Schmerz schoss durch ihren Kopf, und von ihrem Magen breitete sich eine Welle der Übelkeit aus.
    »Ganz ruhig, Mädchen.« Der Fjeltroll, der vor ihr hockte, hob eine seiner riesigen Pranken. Die Haut war dick und schwielig, die gefährlichen Krallen verdreckt. Es war kein besonders vertrauenerweckender Anblick. »Ihr werdet hier nicht zu Schaden kommen.«
    »Nicht zu Schaden?« Mit großer Willensanstrengung kämpfte sie die aufsteigende Übelkeit nieder. Stattdessen wallten die Erinnerungen an das Tal von Lindanen in ihr auf und überwältigten sie – wie die grauen Wehre über sie hergefallen waren, wie ihre Verwandten erschlagen wurden und Aracus um sein Leben kämpfte, wie sich
der Reiter in der pelmaranischen Rüstung über sie beugte und Blut von seiner Klinge troff. »Ah Haomane! An diesem Tag hat es nur Schaden gegeben!«
    »Wie Ihr meint, meine Kleine.« Die breiten Schultern zuckten. »Ihr wolltet an diesem Tag Haomanes Prophezeiung erfüllen. Dennoch sage ich Euch, dass Ihr von der Hand meines Herrn keinen Schaden erfahren werdet.«
    »Eures Herrn.« Cerelinde sah sich in ihrer Umgebung um. Sie befand sich in einem breiten Tunnel unter der Erde. Einige Fjeltrolle, die schwere Rucksäcke trugen, saßen wartend da, und ihre entsetzlichen Züge wurden vom flackernden Licht der Fackeln zusätzlich aufs Schrecklichste verzerrt. Sie unterdrückte ein Schaudern. Hinter ihnen stand eine weitere Gestalt neben einem unruhigen Pferd; der Mann trug ein Bündel unter dem Arm. Er hielt den Kopf gesenkt, und sein Gesicht lag im Schatten. Das Fackellicht schimmerte auf seinem blassen Haar, das so hell leuchtete wie das eines Ellyl. Trotz der Beklemmung, die sie in ihrem Herzen fühlte, und dem pochenden Schmerz in ihrem Kopf dämmerte ihr allmählich, in welch schrecklicher Lage sie sich wirklich befand. Es waren keine Beschtanager, die ihre Hochzeit überfallen hatten. Es war schlimmer, viel schlimmer. »Wer seid Ihr?«, fragte sie und fürchtete bereits die Antwort. »Was ist das für ein Ort?«
    Der Fjeltroll lächelte mit entsetzlicher Freundlichkeit. »Hohe Frau, ich bin Hyrgolf von den Tungskulder-Fjel, Marschall des Heeres von Finsterflucht«, sagte er. »Und dieser Ort hier ist lediglich ein Rastplatz.«
    »Finsterflucht«, hauchte sie. »Wieso? «
    Er sah sie einen Augenblick an, bevor er antwortete. »Das ahnt Ihr doch sicherlich.«
    Cerelinde hob kurz die Augen. »Euer Herr will uns vernichten.«
    »Vernichten?« Der Fjel schnaubte grollend. »Haomanes Zorn bringt uns die Vernichtung. Unser Fürst wünscht nur zu überleben.« Er erhob sich und streckte eine schwielige Hand aus. »Kommt, Kleine. Könnt Ihr laufen? Sonst trage ich Euch.«
    »Ich bitte Euch, Marschall Hyrgolf,

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