Elegie - Herr der Dunkelheit
sie die Schnallen des Koffers lösten.
»Dies war einst seine Waffe.« Satoris nahm den Helm heraus und hielt ihn hoch, sodass die leeren Augenhöhlen in die Weite der Halle blickten.»Sie enthielt in ihrem Anblick die Dunkelheit von Haomanes Abwesenheit, die Dunkelheit, die in den tiefsten Spalten der zerschmetterten
Souma ruht und in all jenen Dingen, deren Anblick die Kinder von Uru-Alat am meisten fürchten. Ardrath dem Gesandten gab mein Älterer Bruder dieses Ding, und Ardrath forderte mich auf dem Schlachtfeld heraus.« Er lächelte und strich sanft über die zernarbte, abgenutzte Bronzeoberfläche des Helms. »Ich obsiegte, und nun gehört es mir . Und ich habe meine eigene Dunkelheit hineingegeben, die Dunkelheit verdrehter Wahrheit und des Schattens, wie ihn eine helle, gleißende Lüge wirft, die Dunkelheit schwarz verkohlten Fleisches, versengt vom Zorn gnadenlosen Lichts. Wollt Ihr ihn sehen, Kind Haomanes?«
Und damit setzte er sich den Helm auf den Kopf.
Cerelinde schrie auf und sah weg.
»Herr«, flüsterte Tanaros und streckte hilflos seine Hände zum Thron hin aus. Schmerz, so viel Schmerz! »Oh Herr!«
»Das genügt.« Satoris nahm den Helm wieder ab und betrachtete ihn. »Ruft Fürst Vorax«, sagte er zu den Mørkhar-Fjel, »er soll die Hohe Frau in die Gemächer bringen, die für sie vorbereitet wurden. Ich werde später weiter mit ihr sprechen, Heerführer Tanaros.« Die glühenden Augen waren auf ihn gerichtet. »Erzähl mir vom Tal von Lindanen und was danach geschah.«
Ein niedriges Lagerfeuer brannte. Bündel getrockneten Riedgrases wurden daraufgeworfen, und Funken stoben in den sternenklaren Himmel. Carfax sah zu, wie sie emporwirbelten. Er konnte inzwischen seine Augen bewegen. Er konnte auch seine Glieder rühren, solange er nicht versuchte, mit Gewalt gegen seine Reisegefährten vorzugehen. Der bloße Gedanke daran ließ ihn würgenden Brechreiz empfinden.
»Du bist hier sicher.« Es war der Gesandte, der sprach, und seine Stimme klang gelassen und beruhigend. Er deutete mit dem unteren Endes seines Stabes die Grenzen eines unsichtbaren Kreises an. »Innerhalb dieses Rings kann niemand dir etwas antun, nicht einmal Fürst Satoris. Hast du das verstanden?«
Das hatte er. Nur allzu gut verstand er. Er hatte versagt.
»Es ist gefährlich, ihn weiter mitzunehmen.« Feuerschein fiel auf
das Gesicht von Blaise Caveros; klare Züge, ähnlich denen des Heerführers, aber auf gewisse Weise bewegend.
»Er ist im Augenblick keine Gefahr für uns.«
Das stimmte. Carfax’ Lippen waren versiegelt, seine Zunge war kraft seines Willens und des Eides, den er geschworen hatte, wie an seinen Gaumen geklebt. Schweigen war sein einziger Schutz, seine einzige Waffe. Seine Hände lagen schlaff mit den Handflächen nach oben auf seinen Schenkeln. Aber wenn er vielleicht doch Gelegenheit bekam …
»Wer bist du? Warum hat man dich ausgeschickt?«
Er hätte beinahe gelacht; er hätte gelacht, wenn der Bann das zugelassen hätte. Gesichter, rings um das Lagerfeuer. So eine kleine Truppe, die da versuchte, die Grundfesten von Finsterflucht zu erschüttern! Er kannte inzwischen ihre Namen. Nicht nur die des Gesandten und des Grenzwächters, sondern auch die der anderen. Fianna, die Bogenschützin; an ihr war etwas Zartes, trotz der starken Sehnen ihrer Arme. Das erkannte er an der Art, wie sie Blaise ansah. Peldras, der Ellyl, einer der Riverlorn aus Ingolins Familie, jung und uralt zugleich. Hobard, stolz und zornig in seiner abgewetzten, gebrauchten Rüstung, dem jeder Gedanke vom Gesicht abzulesen war.
Du warst es, nicht wahr? Der Traumspinner fand dich und schickte seine Raben …
Aber der Junge? Welche Rolle spielte er? Ständig fummelte er an dem Fläschchen herum, das an der gedrehten Schnur um seinen Hals hing. Dani hatten sie ihn genannt. Ein grausames Schicksal, jemanden auszuwählen, der noch so jung war. Wäre er Stakkianer gewesen, hätte Carfax ihn wieder nach Hause geschickt und ihn noch einen Sommer älter werden lassen. Kein Wunder, dass sein Onkel ihn begleitete. Thulu hieß der. Ungekämmtes schwarzes Haar, dick und ungebärdig. Ein breiter Bauch, der über seinem groben Lendenschurz hing. Fürst Vorax hätte ihn verstanden, diesen Mann, dessen Augen wie Rosinen in dem dunklen Pudding seines Gesichts lagen.
»Wieso wurdest du ausgesandt?«
Warum? Ja, warum? Um die Welt vor deinen Intrigen zu bewahren, Werkzeug Haomanes! Carfax unterdrückte das Lachen und biss
sich auf die
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