Elegie - Herr der Dunkelheit
nach dem Tod von Fürst Satoris.«
Peldras betrachtete die Sterne. »Wir sind Haomanes Kinder, Stakkianer. Der Spalter traf die Wahl, sich ihm zu widersetzen, und es sind in erster Linie die Riverlorn, die aufgrund dessen sterben werden, wenn wir ihn nicht zur Umkehr bewegen können.« Er sah wieder zu Carfax und blickte ihm mit hellen Augen direkt ins Gesicht. »Torath ist für uns verloren, und ohne die Souma, die uns erhält, werden wir immer weniger. Unsere Zahl nimmt ab, unsere Zauberkünste verblassen. Wenn Satoris Fluchbringer Urulat erobert, dann wird das unser Ende sein. Was erwartet ihr, dass wir tun?«
Tatsächlich, es war gefährlich, sich mit einem Ellyl auf ein Wortgefecht einzulassen. Nun biss sich Carfax auf die verletzte Zunge. Es war besser, wenn er still blieb und entgegen aller Wahrscheinlichkeit auf Rettung oder auf einen schnellen Tod hoffte.
Weiter und weiter versank die Nacht in Dunkelheit, das Feuer verglühte allmählich. Carfax döste erschöpft. Ein Bewusstsein, getragen von dunklen Flügeln, kämpfte verzweifelt auf der anderen Seite des Kreises, den der Gesandte geschlagen hatte, kämpfte und kämpfte, dann flatterte es hilflos davon. Der Vedasianer seufzte im Schlaf, war aber unantastbar. Im Riedgras lag ein leerer Sattel, und drei tote Raben waren an den Füßen zusammengebunden. Carfax wurde wieder wach und versuchte noch fast unbewusst, gegen den Bann des Gesandten anzukämpfen.
Traumspinner, ich bin hier, hier!
Nichts.
DREIZEHN
D u hast ja reichlich lang gebraucht, Vetter.« Vorax, der mit einer schwelenden Fackel in einer Hand vor der Treppe zu den Kerkern stand, hob die buschigen Augenbrauen. »Hat er dich bei deinem Bericht hart geprüft?«
»Nicht härter als nötig«, antwortete Tanaros. »Der Fürst wollte alle Einzelheiten wissen.«
»Dreiundzwanzig Verluste im Tal von Lindanen.«
»Ja. Deine Leute.« Er stellte sich Vorax’ Blick. »Gute Männer. Es tut mir sehr leid deswegen.«
Der Stakkianer zuckte die Achseln. »Sie alle kannten den Preis, Vetter. Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld und eine gerechte Entschädigung für ihre Familien. Die Kuriere werden gleich morgen mit Geldbeuteln aufbrechen. Zumindest werden alle Witwen und Mütter der Gefallenen auf Heller und Pfennig genau wissen, was das Leben ihrer Ehemänner oder Söhne wert war.«
Tanaros berührte die Gürteltasche, in der Hyrgolfs Rhios ruhte, und er dachte an Bogvars Tod in der Stadt des Hohen Grases und daran, wie Thorun ihn angefleht hatte, seine Axthand abzuschlagen. »Denken sie in Stakkia, dass das genügt?«
»Sie halten es für einen gerechteren Handel als alles, was ihnen Haomane je anbot.« Vorax hob die Fackel und sah Tanaros prüfend an. Das Licht spielte auf den Ringen, die seine dicken Finger schmückten: Topas, Rubin, Smaragd. »Vetter, diese Sache hat Zeit, bis du dich erholt hast.«
»Nein.« Tanaros setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. »Ich will den Gefangenen sehen.«
Die Schlüssel klapperten, als Vorax nach dem richtigen suchte, um
die Tür zu den unteren Ebenen zu öffnen. Tanaros hielt währenddessen die Fackel. Stickige Luft drang aus der geöffneten Tür und brachte den Geruch von Schimmel und Fäulnis mit. Unten war es stockdunkel. Durch die Wände des Kerkers floss kein Feuermark.
»Puh!« Tanaros hob die Fackel. »Ich vergesse immer wieder, wie es hier stinkt.«
»Es wäre wenig sinnvoll, ein Gefängnis besonders gemütlich zu gestalten«, erklärte Vorax pragmatisch.
Tanaros, der auf die erste Stufe trat, hielt inne. »Du hast aber hoffentlich die Hohe Frau Cerelinde nicht an einem solchen Ort untergebracht.«
»Nein.« Der Fackelschein verwandelte das Gesicht des Stakkianers in eine bärtige Maske. »Sie ist unser Gast, Vetter, so will es jedenfalls der Fürst. Ihre Unterkunft ist ebenso erlesen wie die meine oder sogar noch besser, wenn man ellylischen Schnickschnack mag.«
»Gut«, sagte Tanaros kurz angebunden. Die gewundene Treppe war schlüpfrig, und er nahm vorsichtig eine Stufe nach der anderen. Es wäre reiner Aberwitz gewesen, wäre er hier gestürzt und hätte sich innerhalb der sicheren Mauern von Finsterflucht den Hals gebrochen. Vor ihm in der stinkenden Dunkelheit bewegte sich etwas, er hörte das Rasseln von Ketten und einen tief sitzenden Husten. »Erzähl mir von dem Gefangenen. Man hat ihn in der Weberkluft erwischt?«
Hinter ihm keuchte Vorax vom anstrengenden Abstieg. »Er war wie eine Gans in Spinnenseide eingewickelt und starrte den
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