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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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vielversprechenden Schülern war.
    »Nicht übel, Pferdedieb.« Tanaros merkte, dass er lächelte. »Gar nicht übel!«
    »Ich kann es noch besser …« Speros führte einen heftigen Schlag und wich dann zusammenzuckend zurück, als er sich hastig wieder verteidigen musste. »Ich bin noch besser«, keuchte er, »wenn man mich nicht in Ketten gelegt und mir heiße Eisen an die Füße gehalten hat, Heerführer.«
    »Du hältst dich jetzt schon sehr gut.« Tanaros machte der Übung ein Ende, indem er die Verteidigung des jungen Mannes unterlief
und einen schlecht geführten Schwinger mit dem Rand seines Schildes abfing. Die Spitze seines eigenen Schwertes legte sich unterhalb des Kinnes gegen Speros’ Kehle. »Ich bin nicht unzufrieden.«
    Speros hielt sich mit bewundernswerter Körperbeherrschung ganz ruhig, obwohl seine braunen Augen fast zu schielen begannen, als er versuchte, auf Tanaros’ Schwert hinabzusehen. »Ich ergebe mich, Herr. Ihr habt mich besiegt.«
    »Nun denn.« Tanaros zog die Klinge weg. »Wir haben einander geprüft.«
    Tiefes, schallendes Gelächter erscholl daraufhin, und Hyrgolf trat vor und schlug Speros mit seiner riesigen Hand auf die Schulter. Dort blieb sie liegen, schwer wie Stein, mit herabhängenden Krallen. »Gebt dem Jungen einen Schluck Svartblod«, grollte er und machte einem seiner Soldaten mit der freien Hand ein Zeichen. »Das hat er sich verdient.«
    Zu Speros’ Ehre war zu sagen, dass er den Fjel zahnlückig und furchtlos angrinste, sein Schwert in die Scheide schob und den Schlauch zum Mund führte, den einer der Tungskulder ihm reichte. Es war ein übles Gesöff, pechschwarz, aus dem gegorenen Blut von Schafen gewonnen, die das verseuchte Wasser des Gorgantumflusses tranken, und Speros verschluckte sich beim Trinken, sodass die dunkle Flüssigkeit in dünnen Bächen aus seinen Mundwinkeln rann. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, sodass die Svartblod-Tropfen flogen.
    Die Fjel, die das ekelhafte Zeug sehr liebten, lachten brüllend.
    Tanaros berührte das geschnitzte Rhios, das an seinem Gürtel hing. »Nimm ihn unter deine Fittiche, Hyrgolf«, sagte er zu seinem Marschall. »Zeig ihm, was es in Finsterflucht zu sehen gibt, und führe ihn auch in die Waffenschmieden. Es mag sich lohnen, diesen hier zu behalten.«
    »Heerführer.« Hyrgolf neigte den Kopf. In seinen kleinen Eberaugen lag gerissene Schläue. Er mochte ein Fjeltroll sein, ein Tungskulder, die zu den Größten und Stärksten seiner mächtigen Rasse zählten, aber er war auch ein Vater, und es gab Dinge, die er wusste, Tanaros jedoch nicht. »Jawohl, Heerführer.«

    »Gut.« Er fühlte doch Erleichterung, als er den Übungshelm vom Kopf zog, zwei Finger an die Lippen legte und den schrillen Pfiff ausstieß, mit dem er seinen Rappen zu sich rief. Tanaros stieg auf und sah zu Hyrgolf hinunter. »Der Traumspinner hat um meinen Rat gebeten. Wir nehmen die Wehrübungen in zwei Tagen wieder auf. Sorge dafür, dass man dem Mittländer die Grundzüge der Schlachtaufstellungen und die wichtigsten Befehle beibringt. Ich könnte ihn im Feld als Unterführer gut gebrauchen.«
    »Jawohl, Heerführer.« Die Spitzen von Hyrgolfs Augenzähnen waren zu sehen, als er lächelte.
    Das schwarze Fell seines Pferdes zuckte unter Tanaros’ Schenkeln. Er hob die Hand. »Speros von Haimhault!«, rief er. »Ich lasse dich in der ruppigen Obhut von Marschall Hyrgolf, der dir zeigen wird, was ein Soldat von Finsterflucht wissen muss. Bist du dem gewachsen, mein Junge?«
    »Jawohl, Heerführer!« Der ehemalige Gefangene stand inmitten der Fjeltrolle, zeigte grinsend seine Zahnlücke und grüßte gut gelaunt. Es sah ganz so aus, als ob sich Speros hier zu Hause fühlte und sich von der rauen Kameradschaft unter den Fjel nicht einschüchtern ließ. »Kann ich auch so ein Pferd bekommen, wenn es ans Reiten geht?«
    Tanaros hatte noch immer ein Lächeln auf den Lippen, als er zum Rabenhorst galoppierte. Wie lange war es her, dass einer seiner Landsleute in Finsterflucht gedient hatte? Viel zu lange. Er gab es nicht gern zu, aber das hatte ihm gefehlt.
    Am Rande des Buchenwalds band er sein Pferd locker an und ging zu Fuß weiter. Seine Stiefel sanken tief in den weichen Boden ein, den Schild hatte er über den Rücken geschlungen. Der Junge hat wirklich gut gekämpft, dachte er. Es war keine leichte Aufgabe, sich in einem Zweikampf zu beweisen, wenn jeder Schritt höllische Schmerzen bereitete. Und so war es sicherlich gewesen, bei den

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