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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Herrscher einer Nation in der Gespaltenen Welt von Urulat aufgestiegen war.
    Das war lange her.
    Aracus Altorus hatte es geschworen. Erst wenn seine Grenzwacht Satoris Fluchbringer selbst gegenüberstehen würde, wollte er das alte Banner seiner Vorväter wieder aufnehmen. Aber er zweifelte nicht daran – nicht für einen Augenblick –, dass der Weltenspalter hinter den Taten der Zauberin steckte. Sobald Cerelinde wieder in Sicherheit war, würde er seine weitblickenden Augen wieder auf den wahren Feind richten.
    Gerüchte gingen durch die Stadt. Bürger und Händler und Freisassen versammelten sich auf dem Seefestenplatz, sahen zur Burg empor und warteten raunend. Straßenverkäufer ergriffen die Gelegenheit am Schopf und machten gute Gewinne, indem sie Fleischpasteten verkauften, und auch die Weinhändler machten ihren
Schnitt. Gegen Mittag erschien Herzog Bornin von Seefeste auf dem Söller und hielt eine Rede. Er war mit guten Lungen ausgestattet und sprach kraftvoll und ausdauernd lang.
    Alles war wahr. Die Prophezeiung, die Hochzeit, die dann nicht stattfand, der Überfall im Tal von Lindanen. Oronins Kinder, die Wehre, auf der Jagd. Eine Entführung; die Hohe Frau der Ellylon. Als Pelmaraner verkleidete Soldaten, umstürzende Bäume. Eine Botschaft, eine unmögliche Forderung, die durch Zauberkraft aus weiter Ferne übermittelt wurde, und Gerüchte, nach denen der Drache von Beschtanag am Himmel gesehen worden war.
    Oh, all dies entsprach der Wahrheit, und die Zauberin des Ostens hatte ihr Spiel nun zu weit getrieben.
    Es gab großen Beifall, als Herzog Bornin endete; überall brandete Applaus auf. Nach den langen Jahren seiner Herrschaft war Bornin gewieft genug, um genau zu wissen, wie er nun am besten weiter vorging. Er wartete, bis der Beifall verebbte. Und als das geschah, stellte er der Menge Aracus Altorus vor und nannte ihn den Heerführer der vereinten Streitkräfte des Westens.
    Die Menge, entsprechend aufgeheizt, klatschte noch lauter.
    Beschtanag wurde der Krieg erklärt.
     
    Gewaschen, gesalbt, ausgeruht und in der Rüstung eines gefallenen Stakkianers machte Speros von Haimhault bei Tageslicht einen wesentlich besseren Eindruck als zuvor. Trotz seiner Verletzungen waren seine Augen klar und wach, und er bewegte sich so geschmeidig, wie seine bandagierten Wunden es zuließen – ein Beweis für die Widerstandskraft der Jugend.
    Er hatte auch nicht gelogen: Er wusste, wie man ein Schwert führte. Und weil Speros darauf bestanden hatte, überzeugte sich Tanaros persönlich von den Fähigkeiten des ehemaligen Gefangenen, indem er ihn auf dem Übungsplatz von Finsterflucht zum Zweikampf forderte. Hyrgolf rief eine Einheit der Tungskulder-Fjel zusammen, die einen lockeren Kreis um die beiden Männer bildeten und, lässig auf ihre Speere gestützt, zusahen.
    Innerhalb des Kreises wurde gekämpft.

    Speros grüßte ihn auf die altvertraute Weise: Er führte die geballte Faust zum Herzen und streckte sie dann mit geöffneter Handfläche wieder aus. Bruder, lass uns streiten. Ich gebe mein Leben in deine Hände. Die alten Traditionen vergingen in den Mittlanden nicht so schnell. Wie oft hatten er und Roscus Altorus sich während ihrer Jugendzeit in Altoria so begrüßt?
    Zu oft, um es zu zählen, und die Erinnerung daran war so schön, dass sie noch immer schmerzte.
    Tanaros erwiderte den Gruß und zog sein Schwert. Speros warf der Waffe nur einen kurzen Blick zu und war für einen Augenblick enttäuscht, dass es sich nicht um das berüchtigte schwarze Schwert des Heerführers handelte, sondern nur um ein ganz gewöhnliches. Allerdings war es so besser für ihn, da das schwarze Schwert Stahl wie Fleisch gleichermaßen leicht durchschlug. Aber dann hielt er sich nicht länger mit derartigen Überlegungen auf, sondern wandte den Blick unverwandt Tanaros zu und beobachtete die kleinen Veränderungen in seinem Gesicht, in den Muskeln seiner Brust, in der Art, wie er seinen Schild hielt – jene Anzeichen, an denen sich eine Richtungsänderung in seiner Kampfweise ablesen ließ.
    Ihre Klingen fuhren hin und her, kreuzten sich und prallten auf die Schildbuckel. Sie erfüllten den Übungsplatz mit höllischem Lärm. Vor und zurück stürmten sie und wühlten den Boden unter ihren Stiefeln auf. So war auch der Schwertkampf in seiner Jugend gewesen, so hatte es ihm vor über tausend Jahren ein ältlicher Waffenmeister beigebracht, der mit scharfer Zunge und unnachgiebiger Art stets auf der Suche nach

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