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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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dich noch mal in Elenas Nähe sehe, kriegst du einen Riesenärger, kapiert?«, setzte Christian nach.
    »Ich verstehe Deutsch, auch wenn ich nur in der Realschule bin«, sagte Tim ganz cool und sah noch immer nicht so aus, als würde er sich in die Hose machen.
    Es gongte, die Pause war vorbei. Christian war sichtlich enttäuscht, weil Tim sich nicht hatte provozieren lassen.
    »Schlappschwanz!«, sagte er und packte meinen Arm.
    Ich hatte keine Chance mehr, noch etwas zu Tim zu sagen, und musste mir bis vor die Tür unserer Klasse Christians Vorwürfe anhören.
    Nach der Schule entkam ich meinem Bruder, weil der zwei Stunden später als ich aushatte.
     
    Tim schrieb mir eine SMS, er wollte um drei auf der Wiese sein. Ich war happy, alles war wieder gut.
    Zu Hause allerdings war leider nichts gut. Obwohl am Wochenende in Heidelberg ein richtig großes Turnier mit internationalen Prüfungen stattfand, bei dem Papa sich gute Chancen ausrechnete, und obwohl ihm der Bundestrainer am Wochenende mitgeteilt hatte, dass er mit Lagunas und Calvador im Februar bei den Weltcupturnieren in Bordeaux und Göteborg starten durfte, war Papa übel gelaunt. Zwar zankten meine Eltern sich beim Mittagessen ausnahmsweise mal nicht, dafür sprachen sie aber auch nicht miteinander. Die Spannung zwischen ihnen war fast unerträglich und Mama hatte rote Augen, als habe sie geweint. Papa stand auf und ging hinaus, als er aufgegessen hatte.
    »Ist was passiert?«, fragte ich und half Mama, den Tisch abzuräumen.
    »Nein«, antwortete sie wortkarg.
    Schweigend räumten wir zusammen die Küche auf. Gerade als ich hoch in mein Zimmer gehen wollte, um mich umzuziehen, hielt Mama mich zurück.
    »Elena, ich weiß, dass es ein schlechter Zeitpunkt ist«, sagte sie. »Aber ich werde heute für ein paar Tage … wegfahren.«
    Ich war in Gedanken längst bei Tim auf der Wiese am steinernen Kreuz und hatte Mühe zu kapieren, wovon sie sprach.
    »Aber warum?«, fragte ich. »Und wohin?«
    »Ich muss einfach mal hier raus«, erwiderte Mama. Ihre Augen glänzten verdächtig. »So kann es nicht weitergehen, verstehst du das?«
    Ich nickte langsam. Was war ich nur für ein Egoist, dass ich nur an mich und meine eigenen Sorgen dachte! Mama hatte viel größere Probleme als ich. Und Papa war ihr sicher keine große Hilfe, so wie er in den letzten Wochen drauf war.
    »Hast du es Papa gesagt?«, flüsterte ich.
    Mama schüttelte den Kopf und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann umarmte sie mich plötzlich.
    »Du darfst mir nicht böse sein, Elena. Aber ich kann einfach nicht mehr. Ich fahre zu meinen Eltern nach Bonn und bleibe ein paar Tage dort. Du kannst mich immer anrufen, okay?«
    »Ja, klar«, murmelte ich. »Du kommst aber wieder?«
    »Natürlich.« Sie lachte ein bisschen und schluchzte gleichzeitig. »Versprichst du mir, dass du brav bist und keinen Unsinn machst?«
    »Ja, Mama«, sagte ich und drückte sie ganz fest.
    »Ich schreibe deinem Vater einen Brief«, sagte Mama. »Bitte gib ihm den heute Abend, okay? Ich lege ihn in die oberste Schreibtischschublade.«
    »Klar. Das mach ich.«
    Das hatte Papa nun davon! Mama konnte ja auch nichts für Opas Schulden und dafür, dass die Leute mit ihren Pferden auszogen.
    Nachdenklich ging ich nach oben ins Bad. Die Vorstellung, dass Tim ein ganzes Wochenende mit Ariane zusammen gewesen war, wurmte mich insgeheim doch etwas. Ich betrachtete mich kritisch im Spiegel und musste mir frustriert eingestehen, dass sie viel hübscher war als ich. Meine Haare hingen langweilig hinunter, ich war käseweiß im Gesicht. Und dazu noch die blöde Zahnspange! Aber ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich etwas an mir verändern sollte.
    Um kurz nach zwei ging ich hinüber in den Stall, sattelte Fritzi und gelangte ungesehen vom Hof. Die Abkürzung am Forsthaus vorbei vermied ich, ich hatte genug Zeit, außenherum zu reiten. Es war kalt und trocken und Fritzi war gut drauf, deshalb ließ ich ihn so flott traben, wie er wollte.
    Tim wartete schon auf der Wiese. Er hatte den Parcours ein bisschen umgebaut und wir fingen gleich mit dem Training an. Noch vorgestern war mir die Wiese so fremd und leer erschienen, aber heute war alles wieder anders. Wenn nur die Sache mit Ariane nicht auf einmal so an mir nagen würde! Vielleicht konnte ich Tim später beiläufig darauf ansprechen.
    Fritzi sprang richtig gut. Zum Schluss machte Tim die Hindernisse so hoch wie nie zuvor und war begeistert, als wir ohne einen

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