Elena - Ein Leben für Pferde
Fehler den ganzen Parcours sprangen.
»Ihr seid echt fit fürs Turnier!«, rief er und grinste. »Das war eine 9,0!«
»Echt?« Ich parierte atemlos neben ihm durch. Eigentlich wollte ich jetzt nicht über Fritzi reden, viel mehr interessierte mich das Hotel in der Schweiz und Ariane. Nein, noch dringender wollte ich Tim von dem Zeitungsartikel erzählen und davon, dass unsere Eltern früher dicke Freunde gewesen waren.
Aber da klingelte Tims Handy. Er ging dran und seine Miene wurde finster.
»Mist, ich muss los«, sagte er bedauernd zu mir. »Das war mein Alter. Um vier kommt Kundschaft.«
»Stimmt es eigentlich, dass Arianes Vater ein Pferd für dich kaufen will?«, fragte ich, als ich neben ihm her zu seinem Mofa ritt.
»Keine Ahnung«, erwiderte Tim. »Der redet viel, wenn der Tag lang ist. Das war ein so ätzendes Wochenende, du glaubst es nicht. Dauernd hatte ich diese Leute an der Backe, furchtbar!«
Das klang allerdings total anders als heute Morgen bei Ariane! Ich frohlockte innerlich.
»Ariane hat in der Schule rumerzählt, du wärst in sie verliebt und ihr hättet in einem Hotelzimmer geschlafen«, wagte ich zu sagen.
»Pah!« Tim rollte die Augen. »Das hätte sie wohl gern! Ich muss halt höflich sein, schließlich sind die Teicherts Kunden. Seitdem die bei uns im Stall sind, ist es tierisch anstrengend. Dauernd wollen die irgendwas und gehen einem auf den Geist!«
Das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Um Tim tat es mir leid, aber seinem Vater geschah das nur recht.
Wir hatten Tims Mofa erreicht.
»Hattest du noch Ärger wegen heute Morgen?«, wollte er wissen.
»Bis jetzt noch nicht«, antwortete ich. »Christian hat heute lange Schule. Meinst du, du hast diese Woche noch mal Zeit?«
»Ich werd’s versuchen.« Tim setzte den Helm auf. »Ich sag dir Bescheid, okay?«
Ich nickte.
Er wollte sein Mofa anlassen, aber da schien ihm noch etwas einzufallen. »Und, Elena?«
»Ja?«
»Mach dir bloß keine Gedanken wegen dieser blöden Ariane.«
Ich konnte nicht anders, ich musste vor lauter Erleichterung grinsen. Mit Donnergepolter fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Genau das hatte ich hören wollen. Glücklich blickte ich Tim nach.
Als er verschwunden war, wendete ich Fritzi und ritt im Schritt über die Wiese. Hätte Fritzi nicht den Kopf gehoben und die Ohren gespitzt, hätte ich wohl die Gestalt übersehen, die am Waldrand an einem Baumstamm lehnte. Lajos! Was machte der denn hier?
»Hallo, Elena!«, rief er und kam auf mich zu.
Bei seinem Anblick kochte heiße Wut in mir hoch.
»Du reitest wirklich gut«, sagte er und blieb neben Fritzi stehen. »Das war Tim Jungblut, nicht wahr?«
»Warum sind Sie hier?«, erwiderte ich kühl. »Spionieren Sie mir nach?«
Ich wollte nicht länger Du zu ihm sagen. Er war ein Fremder, ein Verbrecher.
»Nein, ich war nur neugierig. Ich habe die Stute heute früh in die Klinik gefahren, und weil Melike erzählt hat, dass du hier auf der Wiese mit Fritzi trainierst, habe ich vermutet …«
»Ich habe gedacht, wir wären so was wie Freunde«, unterbrach ich ihn unhöflich. »Sie müssen überhaupt nicht so scheißfreundlich tun!«
Lajos hörte auf zu lächeln und starrte mich erstaunt an.
»Warum bist du denn so feindselig?«, fragte er verständnislos. »Ist etwas passiert?«
»Ja, allerdings«, gab ich wütend zurück. »Vor achtzehn Jahren ist etwas passiert! Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie meine Eltern kennen? Und Tims Eltern auch! Ich habe Ihnen vertraut und gedacht, Sie wollen eben nicht über früher sprechen. Aber jetzt weiß ich, was damals passiert ist. Sie haben die Schwester von meiner Mutter umgebracht, weil Sie betrunken Auto gefahren sind! Sie waren deswegen sogar im Gefängnis!«
Lajos wurde totenbleich. »Elena, das … das war ganz anders«, stammelte er. »Bitte lass mich dir erklären …«
»Nein!«, rief ich, zornig über die Enttäuschung, die er mir zugefügt hatte. »Ich will nichts hören! Und ich will Sie nie mehr in meinem Leben sehen! Nie, nie mehr!«
Bevor er noch etwas sagen konnte, gab ich Fritzi die Sporen und galoppierte am Waldrand entlang. Es tat mir in der Seele weh, denn ich hatte Lajos echt gemocht.
30. Kapitel
Papa erschien in der Küchentür, als Twix und ich nichts ahnend zur Haustür hereinkamen. Es war ungewöhnlich, dass er um diese Uhrzeit zu Hause war.
»Wo kommst du jetzt her?«, fragte er mit einer Schärfe, die nichts Gutes verhieß.
»Ich war im Gelände«, erwiderte
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