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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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»Das sieht nicht gut aus.«
    Papa versuchte mit allen Mitteln, das Pferd wieder auf die Beine zu bekommen. Er zog, er lockte ihn mit Hafer, er schrie ihn an – nichts nutzte. Jens holte Stroh und streute es unter Lagunas’ Hufe; sie legten eine Longe um seine Hinterbeine und zogen, gemeinsam mit Opa, Stani und Heinrich, mit vereinten Kräften, aber das Pferd bewegte sich um keinen Millimeter. Um halb zehn Uhr gab Papa auf.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte er heiser. »Ich rufe jetzt den Tierarzt an.«

34. Kapitel
     
    »Seine Beine sind in Ordnung, da ist nichts gebrochen.« Doktor Gregor Marquardt kletterte aus der Waschbox und betrachtete Lagunas ratlos. »Er muss sich am Rücken verletzt haben oder am Becken.«
    »Das darf doch alles nicht wahr sein.« Papa saß auf einem Strohballen, direkt neben Lagunas und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Wieso ausgerechnet heute? Jahrelang ist nichts passiert.«
    Opa stand schweigend daneben. Weder er noch Jens oder der Tierarzt konnten wissen, welches Ausmaß die Tragödie hatte, die sich vor unseren Augen abspielte. Spätestens morgen früh musste Papa den Sponsor von Viktor Waluschenko anrufen und ihm mitteilen, dass aus dem Kauf nichts wurde.
    Ich erinnerte mich an seine Worte von heute Mittag: Wenn er sich morgen ein Bein brechen würde, wäre er nichts mehr wert. Lagunas hatte sich wohl kein Bein gebrochen, aber es stand schlimm um ihn. Freiwillig blieb kein Pferd einfach so liegen.
    Es war kalt im Stall, ich hatte mir eine Pferdedecke umgelegt und saß auf der Deckenkiste neben der Tür zur Sattelkammer. Jens und Heinrich standen in der offenen Stalltür und rauchten schweigend. Papa und der Tierarzt besprachen sich halblaut.
    »Irgendwie müssen wir ihn doch auf die Beine kriegen«, sagte Papa. »Wenn er noch lange so daliegt, sackt ihm der Kreislauf ab.«
    »Wie wäre es denn, wenn wir ihn mit dem Frontlader aus der Waschbox ziehen?«, schlug Opa vor.
    »Um Gottes willen!«, entgegnete der Tierarzt. »Falls er sich einen Wirbel ausgerenkt hat, können wir damit alles kaputtmachen. Nein, ich gebe ihm jetzt eine Schmerzspritze. Vielleicht schafft er es dann von allein, auf die Beine zu kommen.«
    Papa fuhr sich mit allen zehn Fingern durchs Haar und verschränkte die Hände im Genick. Er erhob sich von dem Strohballen und kniete sich neben Lagunas‘ Kopf hin.
    »Na, komm schon, mein Junge«, murmelte er. »Du bist doch ein Kämpfer. Das schaffst du. Komm. Bitte.«
    In den letzten drei Stunden war Papa um Jahre gealtert, unter seinen geröteten Augen lagen tiefe Schatten. In seinem Gesicht zuckte es, als ob er in Tränen ausbrechen wollte. Noch nie hatte er mir so schrecklich leidgetan. Sein Blick begegnete meinem.
    »Geh ins Bett, Elena. Es ist gleich Mitternacht. Du musst dir das hier nicht angucken.«
    Er stand mühsam auf. »Ihr auch«, sagte er zu Opa, Jens und Heinrich. »Wenn ich eure Hilfe brauche, sage ich Bescheid.«
    »Ich bleib hier, Chef«, erwiderte der Aknefrosch.
    Papa nickte nur.
    Opa klopfte Papa stumm auf die Schulter, dann ging er. Heinrich folgte ihm, aber ich blieb sitzen. Helfen konnte ich hier nicht. Niemand konnte mehr helfen. Lagunas, der gestern und vorgestern noch so elegant und leichtfüßig über die hohen Hindernisse geflogen und vor allen anderen Pferden gewonnen hatte, lag wie ein unförmiger Berg in der engen Waschbox. Hin und wieder stöhnte er leise. Und in genau diesem Moment, in dieser Sekunde wusste ich, wer helfen konnte. Falls er sich einen Wirbel ausgerenkt hat, hatte der Tierarzt eben gesagt. Warum war es mir bloß nicht eher eingefallen? Ich musste Lajos holen. Und zwar sofort.
     
    Der Wind hatte die Wolken vom Himmel gefegt, der Schnee reflektierte das helle Licht des fast vollen Mondes und machte die Nacht taghell. Fritzi trabte mit gespitzten Ohren den vertrauten Weg durch den Wald zum Forsthaus. Er hatte schon schlafend im Stroh gelegen, war aber sofort auf die Füße gesprungen, als ich mit der Trense in der Hand und dem Sattel über dem Arm in seine Box gestürzt war. In der Eile hatte ich meine Reitkappe vergessen, doch ich hatte keine Zeit mehr gehabt, ins Haus zu laufen, um sie zu holen. Hoffentlich war Lajos zu Hause! Und hoffentlich machte er mir überhaupt die Tür auf, nach allem, was ich ihm neulich auf der Wiese an den Kopf geworfen hatte. Ich würde es ihm erklären, mich entschuldigen, später.
    Der Wind rauschte in den winterkahlen Bäumen, keine zehn Meter vor uns sprangen zwei Rehe erschrocken aus dem

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