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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Pferde in der Waschbox festgelegt und kann nicht mehr aufstehen«, sagte er. »Ist das richtig?«
    »Ja.« Ich versuchte, ihm zu erklären, was geschehen war, aber alles, was ich hervorbrachte, war zusammenhangloses Gestammel: vom Turnier, von Lagunas und dem Sponsor, der ihn gekauft hatte, von Opas Schulden und dem Gerichtsvollzieher und von Christians Schuld an dem Unglück.
    Lajos hörte mir zu, ruhig und freundlich, und das brachte mich dann total aus der Fassung. Er war so nett zu mir und hatte keine Sekunde gezögert, mit mir auf den Amselhof zu fahren, dabei hatte ich ihm lauter hässliche Sachen an den Kopf geworfen. Ich schluchzte hysterisch.
    Lajos griff an mir vorbei, öffnete das Handschuhfach und zog eine Packung Taschentücher heraus. »Putz dir erst mal die Nase«, sagte er. »Und dann erzählst du mir alles der Reihe nach, okay?«
    Ich nickte und schnaubte in ein Taschentuch. Er schien mir meine bösen Worte nicht nachzutragen, und das fand ich doppelt peinlich. Wir fuhren durch den Wald, das Radio lief leise.
    »Bist du sauer auf mich?«, flüsterte ich mit Piepsstimme.
    »Wieso sollte ich sauer sein?«, erwiderte er.
    »Weil … weil ich so gemeine Sachen zu dir gesagt habe. Ich habe rausgefunden, dass ihr früher Freunde wart, Papa, Mama und du. Und dann habe ich in Mamas Schrank den Zeitungsbericht über den Unfall gefunden. Ich … ich hab alles total falsch verstanden. Aber dann hat Opa mir erzählt, was damals wirklich passiert ist und dass gar nicht du gefahren bist, sondern Tims Vater. Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.«
    »Ach Elena.« Lajos schüttelte leicht den Kopf und klang plötzlich sehr traurig. »Ich hätte dir die Geschichte erzählen sollen. Ich wusste ja, dass du die Tochter von Micha und Susanne bist. Aber … ich hab mich nicht getraut. Es ist so lange her und es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich rede nicht gern darüber, weißt du.«
    Schon der zweite Erwachsene, der heute mit mir sprach, als wäre auch ich erwachsen. Es war ein komisches Gefühl, aber auch ein schönes.
    »Du bist wirklich kein kleines Mädchen mehr. Du hast Mumm«, sagte er etwas später und fügte hinzu: »Mehr als ich.«
    »Dann bist du nicht böse auf mich?«
    »Ganz sicher nicht.« Er lächelte kurz, wurde aber gleich wieder ernst, denn wir fuhren durch das Tor des Amselhofs.

35. Kapitel
     
    Ich musste Lajos den Weg nicht erklären. Er fuhr direkt zum hinteren Stall, am Lkw vorbei, der noch immer mit heruntergelassener Rampe im Hof stand, und hielt hinter dem Auto des Tierarztes. Wir stiegen aus und betraten den Stall. Lagunas lag noch immer genauso in der Waschbox wie vorhin, jemand hatte das Solarium eingeschaltet. Papa saß auf dem Strohballen, das Gesicht in den Händen vergraben, und rührte sich nicht.
    »Papa«, sagte ich leise.
    Er hob den Kopf und starrte Lajos an, als wäre er ein Geist.
    »Lajos! Was machst du denn hier?«, fragte er heiser. Sein verständnisloser Blick wanderte kurz zu mir.
    »Hallo, Micha«, sagte Lajos leise. »Ich erkläre dir später alles. Was ist mit dem Pferd passiert?«
    Papa stand auf. »Er … er ist ausgerutscht und kann nicht mehr aufstehen.«
    »Was habt ihr mit ihm gemacht?« Lajos’ Interesse wandte sich Lagunas zu, seine Stimme klang nüchtern und sachlich.
    »Der Tierarzt hat ihm eine Schmerzspritze gegeben.« Papa zuckte mit den Schultern. »Aber es nützt nichts.«
    Lajos ging in die Hocke, strich Lagunas über den Kopf. »Darf ich?«, fragte er.
    »Bitte«, sagte Papa.
    Ich sah zu, wie Lajos nun zu Lagunas in die Waschbox kletterte. Seine Hände glitten sanft über die Seite und den Rücken des Pferdes. Er beugte sich vor und tastete Lagunas’ Wirbelsäule ab, angefangen vom Widerrist bis zur Kruppe. Plötzlich zuckte das Pferd zusammen, grunzte erstaunt und hob den Kopf.
    »Ein Lendenwirbel ist herausgesprungen«, sagte Lajos leise. »Dadurch hat er womöglich kein Gefühl in den Hinterbeinen. Er liegt denkbar ungünstig. Hm.«
    Er richtete sich auf und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Schlagartig schien ihm etwas einzufallen.
    »Sag mal, Micha, war hier nicht früher der Durchgang zum Misthaufen? Ist die Tür noch da?«
    Papa blickte ihn erstaunt an, dann nickte er langsam. »Ja, die ist noch da. Wir haben nur eine Gummiwand davorgestellt.«
    »Kannst du sie irgendwie wegkriegen, damit wir die Tür aufmachen können?«, fragte Lajos. »Ich muss von hinten an ihn ran.«
    Schlagartig erwachte Papa aus seiner Lethargie. Er ging

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