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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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haben zu müssen, von irgendwem gesehen zu werden. Ich hatte mich noch längst nicht an dieses Gefühl gewöhnt.
     
    Wir schufteten den ganzen Tag, luden Hunderte von Heuballen auf die Anhänger und setzten sie dann auf dem Hof in die Scheune. Unter dem Scheunendach herrschten an die vierzig Grad, es war kein Spaß, dort arbeiten zu müssen. Später kam Papa und half uns dabei.
    Am Abend hatten wir das frische, duftende Heu von fünf Wiesen unter Dach und Fach, mit annähernd zweitausend Ballen war die Scheune zur Hälfte gefüllt. Noch einmal so viel wartete noch draußen auf den Wiesen.
    Wir saßen erschöpft, mit lahmen Armen und schmerzenden Rücken und staubig von Kopf bis Fuß vor der Scheune im Schatten, tranken lauwarmes Wasser aus Plastikflaschen und streckten die müden Glieder von uns. Opa tuckerte mit dem großen roten Case-Traktor an uns vorbei.
    »Gott sei Dank«, sagte Christian und goss sich den Rest Wasser aus der Flasche über den Kopf.
    »Wieso?«, fragte Tim verständnislos.
    »Opa hat die Rundballenpresse am Traktor«, erklärte ich ihm. »Damit haben wir dann nichts mehr zu tun.«
    »Ich denke, euer Vater will keine Rundballen für eure Pferde«, sagte Tim erstaunt.
    »Die Rundballen behalten wir auch nicht.« Christian stand auf. »Die werden verkauft.«
    »An solche wie meinen Vater«, ergänzte Tim und Christian nickte.
    Mama bog um die Ecke und klatschte in die Hände.
    »Auf, auf, ihr fleißigen Arbeiter! Ab unter die Dusche! Und dann gibt es Essen!«
    »Oh, geil!« Christian sprang auf, von Erschöpfung keine Spur mehr. »Ich könnte ein ganzes Schwein fressen, so einen Hunger habe ich!«
    »Kannst du noch bleiben?«, fragte ich Tim. Er lächelte und nickte.
     
    Die Sonne schickte sich an unterzugehen, als wir frisch geduscht auf der Terrasse saßen. Mama hatte Steaks auf den Grill gelegt, dazu Kartoffel- und Nudelsalat gemacht. Wir alle langten mit Heißhunger zu.
    Tim trug eine Jeans und ein T-Shirt von Christian. Sie scherzten und lachten miteinander, als ob sie nie Feinde gewesen wären. Ich saß mit einem glücklichen Lächeln dabei und wünschte, der Tag würde niemals zu Ende gehen. Aber irgendwann musste Tim los.
    »Sonst gibt meine Mutter noch eine Vermisstenmeldung bei der Polizei auf«, sagte er.
    Ich begleitete ihn hinüber zu seinem Moped. Im Rhododendron zankten zwei Amseln, die Hitze des Tages hatte nachgelassen, die Luft war angenehm warm und weich. Stani und Heinrich kamen mit den Zuchtstuten und Fohlen von der Koppel, die jede Nacht hereingeholt wurden, seitdem die Pferdediebe wieder ihr Unwesen trieben.
    »Auf dem Amselhof ist es viel schöner als bei uns«, sagte Tim und seufzte.
    »Kommst du morgen wieder?«
    »Ich werd’s versuchen.« Tim streckte die Hand aus und berührte mein Gesicht. »Du bist echt klasse, Elena. Wie du heute geschuftet hast! Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ariane auch nur eine Viertelstunde durchgehalten hätte.«
    Allein die Vorstellung von Ariane auf dem Heuwagen brachte mich zum Lachen. Ich lachte und Tim lachte und es war herrlich, denn wir mussten kein Geheimnis mehr aus unserer Liebe machen und morgen würden wir uns vielleicht schon wiedersehen.
     
    Die ganze Woche lang kam Tim jeden Morgen auf den Amselhof und half bei der Heuernte. Nachmittags sah er zu, wie ich Quintano ritt oder wie Papa mit Fritzi sprang. Danach aßen wir immer zusammen. Auch Lajos war dabei. Papa wollte genau wissen, wie wir Fritzi trainiert hatten. Er war schwer beeindruckt, und ich merkte, dass er Tim wirklich mochte.
    Am Freitagabend hatten wir alles Heu hereingeholt. Wir saßen im Biergarten von Omas Gaststätte, aßen Grüne Soße mit Schnitzel und Bratkartoffeln. Tims Haare waren von der Sonne ganz blond geworden, seine blauen Augen strahlten im sonnengebräunten Gesicht.
    »Schau mal«, sagte ich plötzlich. »Da ist dein Opa!«
    Tim zuckte zusammen und hörte auf zu lächeln. Friedrich Gottschalk ging an den anderen Tischen vorbei.
    »Friedrich!«, rief Opa. »Komm, setz dich zu uns!«
    Tims Opa kam näher. Er klopfte Lajos auf die Schulter und blickte in die Runde. Und dann machte er große Augen.
    »Ach, schau an«, sagte er überrascht, als er Tim zwischen Melike, Christian und mir sitzen sah. »Wenn das nicht mein Enkelsohn ist.«
    »Hallo«, sagte Tim verlegen und ein bisschen nervös.
    Ich wusste, dass er seinen Opa in den letzten Jahren nur selten gesehen und kaum mit ihm gesprochen hatte, denn Friedrich Gottschalk konnte seinen Schwiegersohn,

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