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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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oder nicht?«, entgegnete Christian.
    Wir blickten uns an, dann zuckte ich die Schultern. Was sollte passieren? Wir waren zu fünft. Ich kannte die Strecke.
    »Also los!«, rief Christian. »Wir ziehen uns schwarze Klamotten an. Und Elena: Sirius bleibt im Stall. Einen Schimmel können wir bei der Aktion nicht gebrauchen.«
     
    Christian und ich wühlten sämtliche schwarzen Kleidungsstücke aus unseren Schränken, die wir finden konnten. Mein Bruder warf sich einen Rucksack über die Schulter und wir schlichen hinüber in den Stall. Opa und Oma lagen wohl schon im Bett, denn es war dunkel in ihrer Wohnung, und auch Lajos war bisher nicht aufgetaucht. Ich sattelte Saphir, das Schulpferd, die anderen ihre eigenen Pferde. Aus der Werkstatt holte Christian noch ein Brecheisen, eine Taschenlampe und eine Drahtschere. Er stopfte ein Halfter und einen Führstrick in seinen Rucksack. Wir führten die Pferde den sandigen Weg entlang bis zu der Stelle, an der die Diebe gestern Fritzi verladen hatten.
    »Alle Handys lautlos stellen«, kommandierte Christian. »Elena, du reitest vor bis zum Moor, da übernehme ich.«
    Mein Bruder war in seinem Element, und auch mir begann die Sache Spaß zu machen, obwohl ich ein kleines bisschen Angst hatte. Aber alles war besser, als zur Untätigkeit verdammt im Haus herumzusitzen und zu wissen, dass Fritzi womöglich auf einen Lkw nach Armenien verladen wurde.
    Die dünne Wolkendecke war aufgerissen, und der abnehmende Mond warf ein fahles Licht über die Landschaft, die ganz fremd aussah. Schwarz und schweigend ragte der Wald wie eine düstere, bedrohliche Masse zu unserer Rechten auf, als wir nun den Weg am Waldrand entlangtrabten, der zu unserer Trainingswiese führte. Das war der kürzeste Weg zum Moor.
    Saphir war ängstlich und weigerte sich, vorneweg zu gehen. Er spürte meine Anspannung, außerdem war er noch nie zu so später Stunde aus dem Stall gezerrt und gesattelt worden. Christian übernahm also die Spitze. Keiner von uns sprach einen Ton, nur der dumpfe Hufschlag der Pferde war zu hören, ab und zu schnaubte eines der Pferde, eine Trense klirrte.
    Eine Viertelstunde später überquerten wir die Wiese, die ich so gut kannte. Ich verbot mir, an Fritzi zu denken. Im Wald war es stockdunkel. Das Mondlicht fand nur vereinzelt einen Weg durch das dichte Blätterdach der Baumkronen. Wir ritten im Schritt weiter. Plötzlich raschelte es, etwas streifte dicht über unsere Köpfe. Jasper machte einen Satz und prallte gegen Saphir.
    »Huch!«, rief Melike. »Ein Moorgeist!«
    »Das war nur eine Eule«, erwiderte ich.
    Ich kannte mich hier nicht mehr aus, aber Christian führte uns zielstrebig durchs Moor und aus dem Wald heraus. Das bestärkte meinen heimlichen Verdacht, dass er auch gern im Wald herumritt, obwohl er das immer abstritt und behauptete, Ausritte seien nur etwas für Mädchen.
    »Das da drüben ist Braunshart«, sagte er nun, als wir den Waldrand erreicht hatten, und deutete auf ein paar Lichter in der Ferne. »Der Gutshof müsste direkt hinter der Biegung liegen, wenn ich mich richtig erinnere. Ab jetzt Klappe halten!«
     
    Es war kurz nach Mitternacht, als wir den alten Gutshof erreicht hatten. Wir konnten nicht genau erkennen, was sich auf dem hell erleuchteten Hof abspielte, denn ein paar Gebäude und Berge von Containern versperrten uns die Sicht. Christian hatte gut daran getan, eine Drahtschere mitzunehmen, das ganze Gelände war von einem zwei Meter hohen, ziemlich stabil aussehenden Maschendrahtzaun umgeben.
    Wir saßen von unseren Pferden ab. Ich versuchte erneut, Tim zu erreichen, aber jetzt hatte auch mein Handy keinen Empfang mehr. Kiki und Melike sollten hier mit den Pferden warten, Christian, Fabian und ich würden auf den Hof schleichen und schauen, ob wir Fritzi befreien konnten. Die Drahtschere schnitt durch den Zaun wie durch Butter. Bald war das Loch groß genug, dass wir bequem hindurchschlüpfen konnten. Wir schlichen um die Gebäude und übereinandergestapelte Hochseecontainer herum.
    Plötzlich blieb Christian stehen.
    »Verdammt«, flüsterte er, »wir kommen zu spät!«
    Ich riskierte ebenfalls einen Blick um die Hausecke. Mitten auf dem Hof stand ein riesiger Pferdetransporter, und mehrere Männer waren im Licht eines grellen Scheinwerfers damit beschäftigt, Pferde zu verladen. Mein Mund war vor Aufregung staubtrocken. Mit einem Mal wurde mir die ganze Gefahr unserer Aktion bewusst. Wir hatten es hier nicht mit Erdbeerdieben zu tun, sondern mit

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