Elenium-Triologie
größerer Hafen als Apaiia, und demzufolge gibt es dort auch mehr Schiffe. Ghwerig wird sich an Bord schleichen müssen,denn es ist höchst unwahrscheinlich, daß er eine Überfahrt buchen kann. Die meisten Kapitäne würden aus Aberglauben nicht mit einem Troll an Bord segeln.«
»Glaubt Ihr, Ghwerig versteht unsere Sprache so gut, daß er durch Lauschen erfahren kann, welche Schiffe nach Thalesien fahren?«
Ulath nickte. »Die meisten Trolle können ein paar Brocken Elenisch und sogar Styrisch. Sie sprechen normalerweise nur ihre eigene Sprache, verstehen jedoch auch ein paar Worte der unsrigen.«
Sie kamen durchs Stadttor und erreichten die Straßengabelung nördlich von Venne kurz vor Tagesanbruch. Sie blickten freudlos auf den furchigen Weg, der in die Berge nach Ghasek und weiter zur Hafenstadt Apaiia verlief. »Ich hoffe, er entschließt sich nicht, diesen Weg zu nehmen«, sagte Bevier in seinem weißen Umhang schaudernd. »Ich möchte wahrhaftig nicht noch einmal nach Ghasek.«
»Ist er überhaupt unterwegs?« wandte Sperber sich an Flöte.
»Ja«, antwortete sie. »Er kommt am Seeufer entlang nordwärts.«
»Ich verstehe das nicht ganz«, sagte Talen zu der Kleinen. »Wenn du spüren kannst, wo der Bhelliom sich befindet, warum sind wir dann nicht einfach im Gasthof geblieben, bis er näher ist?«
»Weil in Venne zu viele Leute sind«, antwortete Sephrenia. »Wir können uns in diesem Durcheinander unzähliger Gedanken und Gefühle kein genaues Bild machen, wo der Bhelliom sich gerade befindet.«
»Oh«, sagte der Junge, »das ist verständlich – nehme ich an.«
»Wir könnten Ghwerig am See entgegenreiten«, schlug Kalten vor. »Das würde uns viel Zeit sparen.«
»Nicht in diesem Nebel«, widersprach Ulath. »Ich will ihn kommen sehen. Von einem Troll möchte ich mich nicht überraschen lassen!«
»Er muß hier vorbeikommen«, sagte Tynian, »oder zumindest ganz in der Nähe – wenn er zur Nordküste will. Er kann nicht über den See schwimmen, und er kann Venne nicht betreten. Trolle sind ein wenig auffällig, wie ich gehört habe. Wenn er kommt, können wir ihn überwältigen.«
»Das hat einiges für sich, Sperber«, wandte Kalten sich an seinen Freund. »Wenn wir seinen Weg wissen, können wir uns auf ihn stürzen. Ehe er begreift, wie ihm geschieht, ist er tot, und wir haben mit dem Bhelliom schon den halben Weg nach Cimmura hinter uns, bevor jemand Wind davon bekommt.«
»Oh, Kalten!« Sephrenia seufzte.
»Wir müssen ihn töten, kleine Mutter«, beharrte er. »Ihr müßt ja nicht zusehen, wenn Ihr nicht wollt. Ein Troll mehr oder weniger auf der Welt dürfte nicht von Bedeutung sein.«
»Es könnte sich jedoch ein Problem ergeben«, sagte Tynian zu Flöte. »Der Sucher wird Ghwerig eiligst verfolgen. Und er kann den Bhelliom auf die gleiche Weise spüren wie du und Sephrenia, nehme ich an?«
»Ja«, gab sie zu.
»Dann vergißt du wohl, daß wir es mit ihm zu tun bekommen, kaum daß wir Ghwerig erledigt haben, oder?«
»Und vielleicht hast du nicht bedacht, daß wir zu dem Zeitpunkt den Bhelliom haben, und daß Sperber zudem die Ringe besitzt.«
»Kann der Bhelliom den Sucher denn unschädlich machen?«
»Mühelos.«
»Verstecken wir uns zwischen den Bäumen dort«, schlug Sperber vor. »Ich weiß nicht, wie lange Ghwerig bis hierher brauchen wird, und ich möchte nicht gern, daß er uns überrascht, während wir mitten auf der Straße stehen und über das Wetter und dergleichen plaudern.«
Sie zogen sich in die schützende Dunkelheit einer Baumgruppe zurück und saßen ab.
»Sephrenia«, sagte Bevier, und es klang verwirrt, »wenn der Bhelliom den Sucher mit Magie vernichten kann, könntet Ihr da nicht mit Eurer styrischen Magie das gleiche erreichen?«
»Bevier«, antwortete sie, »meint Ihr nicht, daß ich es schon längst getan hätte, wenn ich es könnte?«
»Oh«, murmelte er verlegen. »Daran habe ich nicht gedacht, fürchte ich.«
Am nächsten Morgen hatte die Sonne Mühe, durch den dichten Schleier zu scheinen. Der Nebel vom See hielt sich beharrlich, und aus dem Wald im Norden kam feuchter Dunst, der in Bodennähe blieb, obwohl der Himmel über ihnen klar war. Sie stellten Wachen auf und überprüften Sättel und Ausrüstung. Danach dösten die meisten in der schwülen Hitze, und die Wachen wurden regelmäßig abgelöst. Männer mit zuwenig Schlaf in einer so drückenden Hitze sind nicht immer sehr wachsam.
Bald nach Mittag weckte Talen Sperber. »Flöte
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