Elenium-Triologie
heimschickst?« Noch während er es sagte, wurde ihm bewußt, wie dumm diese Bemerkung war; schließlich waren die Wale hier zu Hause.
»Aber ich mag sie«, protestierte Flöte. »Sie sind schön!«
»Ja, ich weiß, aber es sind nicht gerade Schoßtiere. Sobald wir in Thalesien sind, kaufe ich dir ein Kätzchen. Bitte, Flöte, verabschiede dich von ihnen und schick sie weg. Sie versperren uns den Weg.«
»Oh!« Sie wirkte enttäuscht. »Na gut.« Sie hob die Stimme in einem bedauernd klingenden Trillern. Die Wale schwammen fort vom Schiff und tauchten unter. Ihre gewaltigen Schwanzflossen donnerten auf die Wasseroberfläche und zerschmetterten sie in schäumende Wirbel.
Sperber blickte sich um. Die Seeleute starrten das kleine Mädchen offenen Mundes an. Erklärungen würden sich im Augenblick als sehr schwierig erweisen. »Wie wär's, wenn wir in unsere Kabine gehen und zu Mittag essen?« schlug er vor.
»Na gut«, murmelte sie. Dann hob sie die Arme. »Du darfst mich tragen, wenn du möchtest.«
Schneller war es nicht möglich, sie den ehrfürchtigen Blicken von Sorgis Mannschaft zu entziehen; deshalb hob er sie auf die Arme und trug sie zum Niedergang.
»Ich wünschte wirklich, du würdest das nicht tragen!« Sie kratzte mit einem Fingernagel über ein paar Glieder seines Kettenhemds. »Es stinkt einfach gräßlich, weißt du?«
»In meinem Beruf ist es leider notwendig, zum Schutz, verstehst du?«
»Es gibt andere Möglichkeiten, sich zu schützen, Sperber, die die Nase nicht kränken.«
Sie fanden Sephrenia bleich und zitternd in der Kabine. Ein Zeremonienschwert lag auf ihrem Schoß. Kurik bemühte sich besorgt um sie. Er blickte ihnen düster entgegen. »Es war Ritter Gared, Sperber«, sagte er leise. »Er schritt geradewegs durch die Tür, als wäre sie gar nicht da, und überreichte Sephrenia sein Schwert.«
Sperber verspürte einen schmerzhaften Stich. Gared war ein guter Freund gewesen. Dann straffte er die Schultern und seufzte. Wenn alles gut ging, war dies das letzte Schwert, dessen Bürde Sephrenia auf sich nehmen mußte.
»Flöte«, sagte er leise, »kannst du etwas tun, daß sie eine Weile schläft?«
Die Kleine nickte mit ernstem Gesicht.
Sperber hob Sephrenia auf die Arme. Sie war leicht wie ein Spatz. Er trug sie zu ihrer Koje und legte sie behutsam darauf. Flöte setzte sich neben sie und fing zu singen an. Es war ein Wiegenlied. Sephrenia schloß die Augen.
»Sie muß sich erholen«, sagte Sperber zu Flöte. »Wir haben einen langen anstrengenden Ritt bis zu Ghwerigs Höhle vor uns. Sorg dafür, daß sie schläft, bis wir die thalesische Küste erreichen.«
»Natürlich, Lieber.«
Gegen Mittag des nächsten Tages fuhren sie an der Küste von Thalesien entlang, bis Käpt'n Sorgi in eine kleine Bucht ein Stück westlich der Hafenstadt Emsat einlief.
»Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie dankbar ich für Eure Hilfe bin, Käpt'n«, sagte Sperber zu Sorgi, als er und die anderen sich daranmachten, von Bord zu gehen.
»Ich habe Euch gern geholfen, Meister Cluff«, versicherte ihm Sorgi. »Wir Junggesellen müssen in solchen Dingen zusammenhalten!«
Sperber grinste.
Die kleine Schar führte ihre Pferde die Laufplanke hinunter auf den Strand. Sie saßen auf, während die Seeleute das Schiff vorsichtig aus der Bucht manövrierten.
»Wollt Ihr mich nach Emsat begleiten?« fragte Talen. »Ich muß Stragen suchen und mit ihm reden.«
»Nein, ich komme lieber nicht mit«, entgegnete Sperber. »Wargun hatte inzwischen Zeit, einen Boten nach Emsat zu senden, und ich bin nicht schwer zu beschreiben.«
»Ich begleite ihn«, erbot sich Kurik. »Wir brauchen ohnehin Proviant.«
»Gut, aber erst suchen wir uns einen Lagerplatz in dem Wald da oben und bauen die Zelte auf.«
Sie fanden eine geeignete kleine Lichtung, und Kurik ritt mit Talen am Nachmittag los.
Sephrenia sah blaß und verhärmt aus, als sie mit Ritter Gareds Schwert auf dem Schoß am Lagerfeuer saß.
»Es wird nicht leicht für Euch werden, fürchte ich«, sagte Sperber bedauernd. »Es verspricht ein Gewaltritt zu werden, wenn wir Ghwerigs Höhle erreichen wollen, bevor er sie versiegelt. Besteht die Möglichkeit, daß ich Gareds Schwert übernehme?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Lieber, Ihr wart im Thronsaal nicht dabei. Nur einer, der anwesend war, als wir den Zauber wirkten, kann Gareds Schwert hüten.«
»Das hatte ich befürchtet. Aber jetzt kümmere ich mich wohl am besten um das Abendessen.«
Es war
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