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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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fragte er den lockigen Seemann.
    »Morgen, gegen Mittag, würde ich sagen«, antwortete Sorgi, »sofern der Wind günstig bleibt. Nachts über bergen wir die Segel und werfen die Seeanker aus. Ich bin mit diesem Gewässer nicht so vertraut wie mit der Arzischen Meerenge und dem Innenmeer, darum möchte ich kein Risiko eingehen.«
    »Ich bin froh, wenn ein Kapitän, mit dem ich segle, Umsicht walten läßt«, versicherte ihm Sperber. »Oh, und da wir gerade von Umsicht sprechen, denkt Ihr, Ihr könntet uns in einer einsamen Bucht absetzen, bevor Ihr Emsat erreicht? Städte machen mich nervös.«
    Sorgi lachte. »Ich glaube, Ihr seht hinter jeder Ecke Vettern, Meister Cluff. Die ganze thalesische Küste ist eine einzige einsame Bucht. Wir werden einen ruhigen Strand für Euch finden, dort bringen wir Euch an Land, dann könnt Ihr Euch nach Norden stehlen und die Trolle besuchen, ohne daß Euch die Vettern auf den Fersen folgen.«
    »Das ist sehr liebenswürdig von Euch, Käpt'n Sorgi.«
    »He, du da oben!« brüllte Sorgi zu einem Seemann in den Wanten hinauf. »Schlaf nicht ein! Du bist zum Arbeiten oben, nicht zum Träumen!«
    Sperber stapfte das Deck entlang und lehnte sich schließlich an die Reling, um die tiefblauen Wellen zu beobachten, die in der Mittagssonne glitzerten. Kuriks Fragen beunruhigten ihn immer noch. Waren sie Sorgi und Platime wirklich nur zufällig begegnet? War es wirklich bloß Zufall, daß sich beide genau zu dem Zeitpunkt in Azie aufhielten, da Sperber und seinen Freunden die Flucht aus dem Schloß geglückt war? Wenn Flöte wirklich die Zeit zu beeinflussen vermochte, konnte sie dann etwa auch über große Entfernungen hinweg Menschen dazu bewegen, etwas Bestimmtes genau zum vorhergesehenen Augenblick zu tun? Wie mächtig war sie?
    Fast, als hätten seine Gedanken sie gerufen, kam Flöte den Niedergang herauf und schaute sich um. Sperber überquerte das Deck zu ihr. »Ich möchte dich gern etwas fragen«, sagte er.
    »Das dachte ich mir.«
    »Hast du etwas mit der Anwesenheit von Sorgi und Platime in Azie zu tun?«
    »Ich selbst nicht, nein.«
    »Aber du hast gewußt, daß sie hier sein würden?«
    »Es spart Zeit, wenn man mit Leuten zu tun hat, die einen bereits kennen, Sperber. Ich tat einige Wünsche kund, und Angehörige meiner Familie kümmerten sich um die Einzelheiten.«
    »Du erwähnst in letzter Zeit immer wieder deine Familie. Wie genau…«
    »Was in aller Welt ist das?« rief sie und deutete nach Steuerbord.
    Sperber schaute. Dicht unter der Oberfläche wallte das Wasser gewaltig; dann tauchte ein riesiger, flacher Schwanz heraus, und Wasser spritzte hoch, als er auf die Wogen schlug.
    »Ein Wal, glaube ich«, sagte er.
    »Werden Fische wirklich so groß?«
    »Sie sind, glaub' ich, gar keine Fische – habe ich zumindest gehört.«
    »Er singt! « rief Flöte und klatschte begeistert in die Hände.
    »Ich höre nichts!«
    »Weil du nicht zuhörst, Sperber.« Sie rannte nach vorn und beugte sich über den Bug.
    »Flöte!« brüllte Sperber besorgt, »sei vorsichtig!« Er rannte ebenfalls zum Bug und hielt das kleine Mädchen fest.
    »Laß mich!« Sie hob die Syrinx an die Lippen, aber durch ein plötzliches Schlingern des Schiffes entglitt sie ihrer Hand und fiel ins Meer. »Oh, verflixt!« sagte sie verärgert. Dann verzog sie das Gesicht. »Was soll's? Du wirst es ja sowieso bald herausfinden.« Sie hob das Gesichtchen. Die Klänge, die aus ihrer Kehle kamen, waren die einer einfachen Hirtenflöte. Sperber blickte sie maßlos überrascht an. Die Syrinx war nur Tarnung gewesen. Was sie die ganze Zeit gehört hatten, war Flötes Stimme gewesen. Ihr Lied trillerte über das Wasser.
    Der Wal tauchte wieder empor und drehte sich leicht auf die Seite. Sein im Verhältnis zum riesigen Kopf kleines Auge verriet Neugier. Flöte sang zu ihm. Das gigantische Wesen schwamm näher, und der Ausguck im Mastkorb schrie erschrocken: »Da sind Wale, Käpt'n Sorgi!«
    Gleich darauf tauchten noch einige der großen Tiere aus der Tiefe, um dem Lied des kleinen Mädchens zu lauschen. Das Schiff schaukelte und hüpfte in dem aufgewühlten Wasser, als die Wale sich vor dem Bug scharten und hohe Fontänen aus ihren Nasenlöchern spritzten.
    Ein Seemann kam mit einem Bootshaken und verstörtem Blick nach vorn gerannt.
    »Oh, mach dich nicht lächerlich«, sagte Flöte zu ihm. »Sie spielen nur.«
    »Äh – Flöte«, Sperber stammelte beinahe, »meinst du nicht, es wäre besser, wenn du sie wieder

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