Elenium-Triologie
Sperber auf. »Dann segelt Ihr also nach Thalesien?« vergewisserte er sich. »Hättet Ihr noch Platz für ein paar Passagiere?«
»Ihr wollt nach Thalesien, Meister Cluff?« fragte Sorgi sichtlich überrascht.
»Ich will irgend wohin , Käpt'n Sorgi«, antwortete Sperber in gespielter Verzweiflung. »Ich habe eine Schar dieser Vettern keine zwei Tagesritte hinter mir. In Thalesien könnte ich mich vielleicht in den Bergen verstecken.«
»Da wäre ich aber vorsichtig, Freund«, riet ein anderer Kapitän. »In den Bergen von Thalesien treiben Räuber ihr Unwesen – von Trollen ganz zu schweigen!«
»Ich bin flinker als jeder Räuber, und Trolle können nicht häßlicher sein als diese gewisse Dame.« Sperber täuschte ein Schaudern vor. »Was ist nun, Käpt'n Sorgi?« flehte er ihn an. »Helft Ihr mir noch einmal aus dem Schlamassel?«
»Der gleiche Preis?« fragte Sorgi gerissen.
»Was immer Ihr wollt«, versicherte Sperber ihm scheinbar verzweifelt.
»Abgemacht, Meister Cluff. Mein Schiff liegt am Ende des dritten Piers, von hier aus. Wir laufen mit der Morgenflut nach Emsat aus.«
»Ich werde dort sein, Käpt'n Sorgi«, versicherte ihm Sperber. »Wenn Ihr nun so freundlich wärt, uns zu entschuldigen, mein Diener und ich müssen noch unsere Sachen packen.« Er stand auf und gab dem Seemann die Hand. »Ihr habt mich wieder gerettet, Käpt'n«, sagte er mit ehrlicher Dankbarkeit. Dann verließen er und Kurik den Gasthof.
Kurik runzelte die Stirn, als sie auf die Straße zurückkehrten. »Hast du nicht auch das Gefühl, daß jemand lenkend eingreift?«
»Wie meinst du das?«
»Findest du es nicht auch merkwürdig, daß wir wieder auf Sorgi stoßen? Gerade auf den Mann, bei dem wir damit rechnen können, daß er uns helfen wird? Und ist es nicht noch eigenartiger, daß er zufällig nach Thalesien segeln will? Ausgerechnet dorthin, wohin wir müssen!«
»Ich glaube, deine Phantasie geht mit dir durch, Kurik. Du hast ihn gehört. Es ist völlig erklärbar, daß er hier ist.«
»Aber genau zur rechten Zeit, um unsere Probleme zu lösen?«
Das war in der Tat ein beunruhigenderer Umstand. »Wir können Flöte fragen, wenn wir zurück in der Stadt sind.«
»Du meinst, daß sie dafür verantwortlich sein könnte?«
»Nein, eigentlich nicht, aber sie ist die einzige, die so etwas vielleicht hätte zuwege bringen können – obwohl ich bezweifle, daß selbst sie dazu imstande wäre.«
Sie kamen jedoch nicht dazu, mit Flöte zu reden, als sie zu dem Speicher der Spelunke zurückkehrten, weil ein Bekannter Meland am Tisch gegenübersaß. Er war groß und dick und hatte einen struppigen Bart.
Platime feilschte mit dem hiesigen Anführer der Diebe. »Sperber!« brüllte er zur Begrüßung.
Sperber starrte ihm erstaunt entgegen. »Was macht denn Ihr in Azie, Platime?«
»So allerlei«, antwortete Platime. »Meland und ich tauschen immer gestohlene Kleinodien aus. Er verkauft, was für mich in Cimmura gestohlen wird, und was man ihm an Schmuck bringt, nehme ich nach Cimmura mit und verkaufe es dort. Die Leute erkennen ihre eigenen Kleinodien normalerweise wieder, darum ist es nicht ratsam, sie in derselben Stadt anzubieten, wo sie gestohlen wurden.«
»Das Stück da ist den Preis nicht wert, den du dafür verlangst, Platime«, sagte Meland und hielt einen Armreifen hoch, der mit Steinen besetzt war.
»Na gut, dann mach mir ein Angebot«, forderte Platime ihn auf.
»Noch ein Zufall, Sperber?« fragte Kurik argwöhnisch.
»Wir werden sehen«, antwortete Sperber.
»Der Graf von Lenda ist hier in Azie, Sperber«, sagte Platime ernst. »Wenn irgend jemand im Reichsrat ehrlich ist, dann er. Lenda nimmt an einer Besprechung im Schloß teil. Irgendwas tut sich und ich möchte wissen, was. Ich mag keine Überraschungen.«
»Ich kann Euch sagen, was los ist«, versicherte ihm Sperber.
»Ihr?« Platime blickte ihn überrascht an.
»Wenn es sich lohnt.« Sperber grinste.
»Geld?«
»Nein, mir schwebt ein bißchen mehr vor. Ich war bei der Besprechung dabei, die Ihr erwähnt habt. Ihr wißt vom Krieg in Arzium?«
»Natürlich.«
»Und Ihr werdet nicht weitererzählen, was ich Euch sage?«
Platime winkte Meland zu, den Tisch zu verlassen; dann musterte er Sperber und grinste. »Nur im Geschäftsinteresse, mein Freund.«
Das war keine sehr beruhigende Antwort. »Ihr habt bei unserer letzten Begegnung eine gewisse Vaterlandsliebe gezeigt«, sagte Sperber bedächtig.
»Solche Gefühle beschleichen mich dann und
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