Elenium-Triologie
steht.«
»Flöte«, rief Sperber über die Schulter, »hat Talen getan, wozu er hierher mitkommen mußte?«
»Ja.«
»Ich dachte es mir fast. Tel, würdet Ihr mir einen Gefallen tun und den Jungen zu Stragen mit zurücknehmen? Wir holen ihn auf dem Rückweg ab. Bindet ihn auf seinem Pferd fest. Schnappt ihn euch lautlos von hinten und seid vorsichtig, er hat ein Messer im Gürtel.«
»Ihr habt einen Grund für Euer Ansinnen, nicht wahr?« sagte Tel.
Sperber nickte. »Was wir vorhaben, ist äußerst gefährlich. Der Vater des Jungen und ich möchten ihn dieser Gefahr lieber nicht aussetzen.«
»Und das kleine Mädchen?«
»Sie kann gut auf sich selbst aufpassen – wahrscheinlich besser als jeder von uns.«
»Wißt Ihr was, Sperber«, sagte Tel skeptisch. »Als ich ein kleiner Junge war, wollte ich Ordensritter werden. Jetzt bin ich froh, daß nichts daraus geworden ist. Was ihr Ritter so daherredet, erscheint mir so völlig ohne Sinn.«
»Das liegt wahrscheinlich an dem vielen Beten«, meinte Sperber. »Führt dazu, daß man mehr denkt als redet.«
»Viel Glück, Sperber«, wünschte Tel knapp. Dann zerrten er und zwei seiner Kameraden Talen grob aus dem Sattel, entwaffneten ihn und banden ihn auf den Rücken seines Pferdes. Die Namen, mit denen Talen Sperber bedachte, als seine Bewacher mit ihm gen Süden zurückritten, waren sehr einfallsreich und zum größten Teil nicht gerade schmeichelhaft.
»Sie versteht diese Worte doch hoffentlich nicht, oder?« wandte Sperber sich an Sephrenia und warf einen Blick, der verstohlen sein sollte, auf Flöte.
»Hör endlich auf, über mich zu reden, als wäre ich nicht hier!« fauchte Flöte. »O doch, ich weiß genau, was diese Worte bedeuten, aber Elenisch ist eine so einfallslose Sprache für Schimpfwörter. Styrisch ist da viel geeigneter, und wenn du wirklich mal so richtig fluchen willst, dann versuch's in der Trollsprache.«
»Du kannst Troll?« fragte er überrascht.
»Natürlich. Kann das nicht jeder? Übrigens, es wäre Zeitvergeudung nach Heid zu reiten. Es ist ein so deprimierender Ort – nur Morast und verrottende Blockhütten und modernde Strohdächer. Wenn wir es östlich liegenlassen, finden wir das Tal, dem wir folgen müssen.«
Sie machten einen leichten Bogen um Heid und ritten die Hänge des schroffen Gebirges hinauf. Flöte schaute sich aufmerksam um; schließlich deutete sie mit einem Finger. »Dort!« rief sie. »Wir müssen nach links abbiegen.«
Sie hielten am Taleingang inne und starrten bestürzt zu dem Weg, auf den das Mädchen wies. Es war mehr ein Pfad denn eine Straße, und alles andere als einladend.
Sperber verzog das Gesicht. »Sieht nicht gerade freundlich aus. Und viel benutzt scheint dieser Pfad auch nicht zu werden.«
»Nicht von Menschen«, bestätigte Flöte.
»Von wem dann?«
»Sieh selbst.« Sie deutete auf einen Felsblock mit einer flachen Seite, in die grob ein Abbild gemeißelt war. Das Bild wirkte sehr alt, war stark verwittert und abschreckend.
»Was ist das?« fragte Sperber.
»Eine Warnung«, antwortete sie ruhig. »Es ist das Bild eines Trolls.«
»Du führst uns in Trollgebiet?« fragte er erschrocken.
»Sperber, Ghwerig ist ein Troll! Wo hast denn du gedacht, daß er haust?«
»Gibt es nicht vielleicht einen anderen Weg zu seiner Höhle?«
»Nein. Aber ich kann alle Trolle verscheuchen, die uns über den Weg laufen sollten, und die Oger lassen sich tagsüber nicht sehen. Also dürfte es keine Probleme geben.«
»Hier gibt es auch Oger?«
»Natürlich. Jeder weiß, daß sie in derselben Gegend leben wie die Trolle.«
»Ich habe es nicht gewußt!«
»Aber jetzt weißt du es. Wir vergeuden Zeit, Sperber.«
»Wir werden hintereinander reiten müssen«, wandte Sperber sich an Kurik und Sephrenia. »Bleibt so dicht hinter mir, wie ihr könnt.« Mit Aldreas' Speer in der Faust begann er den Pfad hinaufzutrotten.
Das Tal, zu dem Flöte sie geführt hatte, war schmal und düster. Hohe Fichten, so dunkel, daß sie fast schwarz wirkten, wuchsen am steilen Hang. Die Talseiten waren derart hoch, daß die Sonne nur wenig Gelegenheit hatte, ihre Strahlen bis zur Sohle zu schicken. Ein Bergbach toste schäumend durch die Mitte des klammähnlichen Tals.
»Das ist ja schlimmer als der Weg nach Ghasek!« brüllte Kurik über das donnernde Rauschen des Baches hinweg.
»Sag ihm, er soll still sein, Sperber«, bat Flöte. »Trolle haben sehr scharfe Ohren.«
Sperber drehte sich im Sattel und drückte warnend
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