Elenium-Triologie
bedient, wirkt Sephrenia einen Zauber, damit alle ihn verstehen können.«
»Heißt das, daß sie ihn elenisch sprechen läßt?«
»Nein, der Zauber ist nicht für Ghwerig bestimmt.« Sie lächelte schelmisch. »Du lernst eine Menge, Sperber. Jetzt wirst du auch Troll verstehen – eine Zeitlang wenigstens.«
Sephrenia gab den Zauber frei, und plötzlich hörte Sperber viel mehr als während ihres langen Abstiegs durch den Wendeltreppengang. Das Rauschen des Wasserfalls wurde fast zum Donnern, und Ghwerigs krächzendes Murmeln war nun klar herauszuhören.
»Wir warten hier noch eine Weile«, bestimmte Flöte. »Ghwerig ist ein einsamer Ausgestoßener, deshalb redet er die meiste Zeit vor sich hin, was ihm gerade in den Sinn kommt. Wenn wir ihn belauschen, können wir bestimmt viel erfahren. Übrigens, er hat Saraks Krone, und der Bhelliom ist noch nicht herausgebrochen.«
Erregung wallte in Sperber auf. Das Juwel, das er nun schon so lange suchte, befand sich keine hundert Schritt mehr entfernt! »Was tut er?« fragte er Flöte.
»Er sitzt am Rand der Klamm, die der Wasserfall ausgehöhlt hat. Er hat seine Schätze neben sich aufgehäuft und säubert den Bhelliom mit der Zunge von seinen Schlammflecken. Deshalb können wir ihn im Augenblick nicht verstehen. Schleichen wir uns ein bißchen näher, aber haltet euch noch von der Mündung des Gangs fern!«
Sie schlichen auf Zehenspitzen weiter und hielten einige Meter vor der Öffnung an. Das vom Wasserfall zurückgeworfene Licht schimmerte wie ein Regenbogen und schien zu wabern.
»Diebe! Räuber!« Die Stimme war rauh, viel rauher als irgendeine elenische oder styrische Kehle sie hervorbringen könnte. »Dreckig, ganz dreckig.« Wieder war ein saugender Laut zu hören, als der Trollzwerg sein Kleinod ableckte. »Diebe jetzt alle tot!« Ghwerig kicherte grauenhaft. »Alle tot. Ghwerig nicht tot. Und seine Rose endlich wieder daheim!«
»Er redet wie ein Verrückter«, murmelte Kurik.
»Das ist er auch. Er war es schon immer«, bestätigte Flöte. »Sein Verstand ist ebenso verkrüppelt wie sein Körper.«
»Sprich zu Ghwerig, blaue Rose!« befahl der Trollzwerg, den sie nicht sehen konnten. Dann stieß er eine gräßliche Verwünschung gegen die styrische Göttin Aphrael aus. »Bring Ringe zurück! Bhelliom spricht nicht zu Ghwerig, wenn Ghwerig Ringe nicht hat.« Ein blubberndes Geräusch folgte, und Sperber erkannte, daß der Trollzwerg weinte. »Einsam!« schluchzte der Troll. »Ghwerig so einsam!«
Sperber drehte sich vor Mitleid für den mißgestalten Troll fast das Herz um.
»Nimm dich zusammen!« zischte Flöte. »Mitleid würde dich schwächen, wenn du ihm gegenübertreten mußt. Du bist jetzt unsere einzige Hoffnung, Sperber, und dein Herz muß wie aus Stein sein.«
Dann stieß Ghwerig Verwünschungen aus, für die es in Elenisch keine vergleichbaren Worte gab.
»Er beschwört die Trollgötter«, erklärte Flöte ruhig. Sie legte den Kopf schief. »Horcht!« zischte sie. »Die Trollgötter antworten ihm!«
Das Tosen des Wasserfalls veränderte den Klang, wurde tiefer und hallender.
»Wir müssen ihn bald töten!« sagte das kleine Mädchen bestürzend gleichmütig. »Er hat immer noch ein paar Splitter des riesigen Saphirs in seiner Werkstatt, aus dem er einst den Bhelliom geschliffen hat. Die Trollgötter wiesen ihn an, neue Ringe anzufertigen und diese Splitter darin einzufassen. Sie würden Ghwerig dann die Kraft verleihen, die Macht des Bhelliom zu wecken. Und sollte es dazu kommen, kann er uns alle vernichten!«
Da kicherte Ghwerig wieder grauenhaft. »Ghwerig hat dich besiegt, Azash. Azash ein Gott, aber Ghwerig hat dich besiegt! Azash Bhelliom jetzt nie sehen!«
»Kann Azash ihn hören?« fragte Sperber.
»Wahrscheinlich«, antwortete Sephrenia ruhig. »Azash kennt den Klang seines Namens. Er lauscht, wenn jemand zu ihm spricht.«
»Menschenwesen schwimmen in See, Bhelliom suchen«, brabbelte Ghwerig weiter. »Käferwesen von Azash sieht ihnen aus Dickicht zu. Menschenwesen gehen weg. Käferwesen bringt viele Menschenwesen ohne Geist. Menschenwesen schwimmen in Wasser. Viele ertrinken. Ein Menschenwesen findet Bhelliom. Ghwerig tötet Menschenwesen und nimmt blaue Rose. Azash will Bhelliom? Azash soll Ghwerig suchen. Azash wird in Trollgottfeuer schmoren. Ghwerig hat noch nie Gottfleisch gegessen. Ghwerig fragt, wie Gottfleisch wohl schmeckt?«
Ein Grollen ließ die Erde unter den Füßen erzittern.
»Azash hat ihn zweifellos
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