Elenium-Triologie
Keule in einen Haufen glitzernder Edelsteine, daß sie wie Geschosse durch die Luft flogen. Kurik zuckte zusammen und hob hastig die freie Hand ans Gesicht, um sich das Blut aus der Schnittwunde auf der Stirn aus den Augen zu wischen.
Sperber stach erneut mit dem Speer nach Ghwerig und fügte dem Troll, der aus dem Gleichgewicht gekommen war, eine leichte Wunde an der Brust zu. Ghwerig brüllte vor Wut und Schmerz; dann stolperte er mit gewaltigen Schwüngen seiner Keule vorwärts. Sperber sprang zurück und wartete kühl auf eine Blöße des Gegners. Er bemerkte, daß der Troll völlig furchtlos war. Nur eine tödliche Verletzung würde ihn aufhalten. Ghwerig geiferte inzwischen heftig, und aus seinen grünen Augen leuchtete der Wahnsinn. Er kreischte abscheuliche Verwünschungen, während er keulenschwingend herankam.
»Lock ihn vom Abgrund weg!« brüllte Sperber Kurik zu. »Wenn er hinunterstürzt, finden wir die Krone vielleicht nie wieder.« Da wurde ihm mit einem Mal bewußt, daß er die Lösung gefunden hatte. Sie mußten den Troll dazu bringen, die Krone fallen zu lassen. Inzwischen war ihm klar geworden, daß sie nicht einmal zu zweit etwas gegen diese zottige Kreatur mit den langen Armen und den vor Wut und Irrsinn blitzenden grünen Augen ausrichten konnten. Nur ein Ablenkungsmanöver könnte ihnen die Möglichkeit verschaffen, nahe genug an den Troll heranzukommen, um ihn tödlich zu verwunden.
Sperber schüttelte die rechte Hand, um Kurik auf sich aufmerksam zu machen; dann legte er sie rasch an den Ellbogen des linken Armes. Kurik schien einen Augenblick verwirrt; dann aber kniff er die Augen zusammen und nickte. Er machte einen Bogen zu Ghwerigs linker Seite und hielt den Morgenstern so, daß er jederzeit zuschlagen konnte.
Sperber faßte den Speer mit beiden Händen und täuschte einen Angriff vor. Ghwerig schwang seine Keule nach der vorstoßenden Waffe, doch Sperber riß sie zurück.
»Ghwerigs Ringe!« schrie der Troll triumphierend. »Sperber von Elenien bringt Ghwerig die Ringe zurück. Ghwerig spürt, daß sie da sind!« Mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll sprang Ghwerig vorwärts, und seine Keule zischte durch die Luft.
Kurik schlug zu. Sein Morgenstern riß ein großes Stück Fleisch aus des Trolls mächtigem linken Arm. Doch Ghwerig achtete nicht auf die Verletzung, sondern setzte seinen Sturm auf Sperber fort. Seine Linke hielt die Krone immer noch fest umklammert.
Widerwillig wich Sperber zurück. Solange der Troll die Krone noch hatte, mußte er ihn vom Abgrund fernhalten.
Kurik schwang seinen Morgenstern aufs neue, doch Ghwerig wich aus, und der Hieb verfehlte den zotteligen Ellbogen. Aber die Verletzung verursachte dem Troll offenbar doch mehr Schmerz, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Sperber nutzte Ghwerigs plötzliches Zusammenzucken; er stieß rasch zu und öffnete eine klaffende Wunde in der rechten Schulter des Trolls. Ghwerig heulte, wenngleich mehr aus Wut denn aus Schmerz, und schwang sogleich die Keule wieder.
Da hörte Sperber hinter sich, ganz klar und glockengleich über das Tosen des Wasserfalls hinweg, Flötes Stimme. Ghwerigs Augen weiteten sich, und er riß das Maul weit auf. »Du!« kreischte er schließlich. »Jetzt zahlt Ghwerig es dir heim, Kleinmädchen! Lied von Kleinmädchen endet hier!«
Flöte sang unbeirrt. Sperber riskierte einen raschen Blick über die Schulter.
Die Kleine stand in der Gangöffnung, Sephrenia dicht hinter ihr. Sperber spürte, daß das Lied keine Beschwörung war, sondern dazu dienen sollte, den Trollzwerg abzulenken, damit er oder Kurik ihn überraschen könnten.
Ghwerig watschelte erneut keulenschwingend voran, so daß Sperber ihm ausweichen mußte. Die Augen des Trolls waren auf Flöte gerichtet. Sein Atem kam zischend durch die zusammengebissenen Fänge. Kurik schmetterte ihm den Morgenstern in den Rücken, doch Ghwerig gab mit keinem Muskelzucken zu erkennen, ob er den Hieb überhaupt gespürt hatte. Unbeirrt näherte er sich dem styrischen Kind.
Und dann endlich sah Sperber die Gelegenheit zum Angriff. Während der Troll an ihm vorbeistampfte, entblößte er bei den weit ausholenden Schwüngen seiner Steinkeule die haarige Seite seines Leibes. Sperber stieß mit aller Kraft zu, und die breite Klinge des uralten Speers fuhr Ghwerig dicht unterhalb der Rippen in den Körper.
Der Trollzwerg heulte auf, als die scharfe Speerspitze durch seine ledrige Haut drang. Er versuchte, die Keule auf den Ritter zu schmettern,
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