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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Versteck vorbei, kurz bevor Ihr gekommen seid«, sagte er. »Sie suchten uns. Waren das Leute von euch?«
    »Nein«, versicherte ihm Tel. »Ich kam allein.«
    »Diese Kerle redeten davon, mich mit Pfeilen zu spicken. Könnte Stragen etwas damit zu tun haben?«
    »Ganz bestimmt nicht, Sperber!« entgegnete Tel überzeugt. »Ihr und Eure Freunde habt bei uns das Diebesasylrecht und Stragen hält sich daran. Ich werde mit ihm darüber reden. Er wird dafür sorgen, daß diese umherstreifenden Bogenschützen Euch kein Haar krümmen. In Emsat schneidet niemand jemandem die Gurgel durch oder stiehlt auch nur ein Kupferstück ohne Stragens Genehmigung. Er nimmt es da sehr genau.« Der blonde Räuber führte sie zur Rückseite eines mit Brettern vernagelten Lagerhauses am Ende der Straße. Sie saßen ab und wurden von zwei stämmigen Räubern eingelassen, die vor der Tür Wache hielten.
    Das Innere des Lagerhauses strafte die schäbige Fassade Lügen. Es war hier kaum weniger prunkvoll als in einem Palast. Rote Vorhänge verdeckten die Fenster, dicke blaue Teppiche die knarrenden Dielen und kostbare Gobelins die groben Bretterwände. Eine Wendeltreppe aus poliertem Holz führte in den ersten Stock, und ein kristallener Lüster warf weiches Licht über den Eingang.
    »Entschuldigt mich einen Moment«, bat Tel. Er betrat eine Kammer, aus der er alsbald in cremefarbenem Wams und engem blauen Beinkleid zurückkehrte. An seiner Hüfte hing ein kostbarer Degen.
    »Elegant«, bemerkte Sperber.
    »Noch eine von Stragens seltsamen Ideen«, schnaubte Tel. »Ich bin Arbeiter, keine Kleiderstange. Aber gehen wir hinauf, dann stelle ich Euch Durchlaucht vor.«
    Das obere Geschoß war noch prunkvoller ausgestattet als das untere. Der Parkettboden war ein Meisterwerk, und die Wände waren mit makellos poliertem Holz getäfelt. Breite Korridore führten zur Rückseite; Lüster und Armleuchter tauchten den riesigen Saal in goldenes Licht. Offenbar fand ein Ball statt. Ein Quartett mittelmäßiger Musiker malträtierte in einer Ecke ihre Instrumente, und vornehm gewandete Diebe und Freudenmädchen wiegten sich im gezierten Schritt des neuesten Modetanzes im Kreis. Obgleich ihre Kleidung elegant war, waren die Bartstoppeln der Männer ebenso unverkennbar wie das ungepflegte Haar und die schmutzigen Gesichter der Frauen – ein befremdlicher Gegensatz, der durch die schrillen, gewöhnlichen Stimmen und das rauhe Gelächter noch verstärkt wurde.
    Der Mittelpunkt des Trubels war ein dünner Mann mit kunstvollen Ringellocken, die über seine Halskrause wogten. Er trug weißen Satin, und sein hoher Sessel ähnelte einem Thron. Die Miene des Mannes war spöttisch, und aus seinen tiefliegenden Augen sprach eigenartiger Schmerz.
    Tel blieb am Kopfende der Treppe stehen und sprach flüchtig zu einem greisen Taschendieb in eleganter scharlachroter Livree, der einen langen Stab in der Hand hielt. Der Weißhaarige drehte sich um, klopfte mit dem Stab auf den Boden und meldete mit donnernder Stimme: »Durchlaucht, Marquis Tel ersucht, Euch Ritter Sperber vom Orden der Pandioner und Streiter der Königin von Elenien vorstellen zu dürfen.«
    Der dünne Mann erhob sich und klatschte scharf in die Hände. Die Musiker unterbrachen ihre Darbietung. »Wir haben hohe Gäste, liebe Freunde«, wandte er sich an die Tanzenden. Seine Stimme war sehr tief und gekonnt moduliert. »Erweisen wir dem unerschrockenen Ritter Sperber, der unsere Heilige Mutter Kirche beschützt, die ihm gebührende Ehre. Ich bitte Euch, Ritter Sperber, tretet herbei, auf daß wir Euch begrüßen und willkommen heißen dürfen.«
    »Eine hübsche Rede«, wisperte Sephrenia.
    »Kein Wunder«, murmelte Tel säuerlich. »Wahrscheinlich hat er die letzte Stunde damit zugebracht, sie zu formulieren.« Der flachshaarige Räuber führte sie durch die Reihen der Männer und Frauen, die ihren Tanz unterbrochen hatten und sich ein wenig unbeholfen verbeugten oder knicksten, sobald Sephrenia und Sperber an ihnen vorbeikamen.
    Als sie den Mann in Weiß erreichten, verbeugte sich Tel. »Durchlaucht«, sagte er. »Ich habe die Ehre, Euch Ritter Sperber, den Pandioner, vorstellen zu dürfen. Ritter Sperber, Durchlaucht Stragen.«
    Stragen verneigte sich. »Ihr ehrt mein bescheidenes Haus, Herr Ritter.«
    Auch Sperber verbeugte sich. »Es ist mir eine Ehre, Durchlaucht.« Er nahm sich eisern zusammen, nicht über das Gebaren dieses eingebildeten Gecken zu lächeln.
    »So lernen wir uns denn endlich kennen,

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