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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Herr Ritter«, sagte Stragen. »Euer junger Freund Talen hat uns mit aufregenden Berichten Eurer heldenhaften Abenteuer unterhalten.«
    »Talen neigt manchmal zur Übertreibung, Durchlaucht.«
    »Und die Dame ist …?«
    »Sephrenia, meine Lehrerin in den Geheimnissen.«
    »Liebe Schwester«, bat Stragen in tadellosem Styrisch, »erlaubt Ihr mir, Euch zu begrüßen?«
    Falls Sephrenia staunte, daß dieser Fremde ihre Sprache beherrschte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie streckte die Hände aus, und Stragen küßte ihre Handteller. »Es ist eine Überraschung, Durchlaucht, einen kultivierten Herrn inmitten einer Welt voller elenischer Wilder kennenzulernen«, sagte sie.
    Er lachte. »Ist es nicht amüsant, festzustellen, Sperber, daß selbst unsere makellosen Styriker ihre kleinen Vorurteile haben?« Der blonde Pseudoaristokrat blickte sich im Saal um. »Aber meine Mitarbeiter lieben diese Frivolitäten. Ziehen wir uns zurück, damit sie sich wieder ungestört ihrem Vergnügen hingeben können.« Er hob die klangvolle Stimme ein wenig und wandte sich an die eleganten Gauner. »Liebe Freunde, bitte entschuldigt uns. Wir werden unsere Besprechung woanders führen, denn wir möchten euch auf keinen Fall länger um eure Unterhaltung bringen.« Er machte eine Pause, dann blickte er scharf auf ein hinreißendes dunkelhaariges Mädchen. »Ich darf annehmen, daß Ihr Euch an unser Gespräch nach dem letzten Ball erinnert, Gräfin«, sagte er nachdrücklich. »Obgleich ich Eure Geschäftsinstinkte zu würdigen weiß, sollte doch die Ausführung der Abmachungen privat stattfinden, nicht mitten auf der Tanzfläche. Es war sehr unterhaltend – ja sogar lehrreich –, aber es behinderte doch den Tanz.«
    »'s ist bloß eine andere Weise zu tanzen, Stragen«, entgegnete sie mit ordinärer, nasaler Stimme.
    »Ah, ja, Gräfin, aber vertikal zu tanzen ist zur Zeit en vogue. Die horizontale Form ist noch nicht bis in die modebewußten besseren Kreise vorgedrungen, und wir wollen doch mit der Mode gehen, nicht wahr?« Er wandte sich Tel zu. »Eure Dienste heute abend, mein teurer Marquis, waren vortrefflich. Ich weiß nicht, ob ich je imstande sein werde, sie angemessen zu belohnen.« Lässig hob er ein parfümiertes Spitzentuch zur Nase.
    »Daß ich Euch von Diensten sein konnte, Durchlaucht, ist mir Lohn genug«, entgegnete Tel mit einer tiefen Verbeugung.
    »Sehr gut, Tel«, lobte Stragen. »Vielleicht erhebe ich Euch noch in den Grafenstand.« Er drehte sich um und führte Sperber und Sephrenia aus dem Ballsaal. Kaum befanden sie sich auf dem Korridor, veränderte sein Gehaben sich abrupt. Die Tünche gelangweilter Vornehmheit fiel ab, und seine Augen wurden wachsam und hart. Es waren die Augen eines außerordentlich gefährlichen Mannes. »Verwundert Euch unsere kleine Farce, Sperber?« fragte er. »Vielleicht seid Ihr der Ansicht, daß Leute unseres Gewerbes in Domizile wie Platimes Keller in Cimmura oder auf Melands Dachboden in Azie gehören?«
    »Das ist zumindest üblicher, Durchlaucht«, erwiderte Sperber vorsichtig.
    »Wir können das ›Durchlaucht‹ weglassen, Sperber. Es ist eine Affektiertheit – jedenfalls zum Teil. Das Ganze hat jedoch einen ernsteren Grund, als nur eine persönliche Marotte zu befriedigen. Edelleute verfügen über weit größere Reichtümer als einfache Bürger, deshalb bilde ich meine Mitarbeiter aus, sich bei den Reichen und Müßiggängern zu bedienen, statt bei den Armen und Fleißigen. Es ist auf die Dauer lohnender. Meine gegenwärtige Gruppe, fürchte ich, hat noch viel zu lernen. Tel macht sich bereits recht gut, aber ich bezweifle, daß ich aus der Gräfin je eine Dame machen kann. Sie hat die Seele einer Hure und diese Stimme…« Er schauderte. »Jedenfalls ermutige ich meine Leute, sich falscher Titel zu bedienen, und bilde sie aus, sich entsprechend zu benehmen, als Vorbereitung für ernsthaftere Geschäfte. Wir sind selbstverständlich nach wie vor Diebe, Huren und Mörder, aber wir befassen uns mit einem besseren Kundenkreis.«
    Sie betraten ein großes, gut beleuchtetes Gemach, in dem Kurik und Talen nebeneinander auf einem Diwan saßen. »Hattet Ihr eine angenehme Reise, Herr Ritter?« Eine Spur Groll schwang noch in der Stimme des Jungen mit. Er trug Wams und enges Beinkleid, und zum ersten Mal, solange Sperber ihn kannte, war er ordentlich gekämmt. Er erhob sich und verbeugte sich weltmännisch vor Sephrenia. »Kleine Mutter«, grüßte er sie.
    »Ich sehe, Ihr habt Euch

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