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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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fröstelnd seinen Umhang enger. Die Ereignisse des vergangenen Tages prägten noch immer seine Stimmung. Er war kein wirklich religiöser Mensch. Er war von Anfang an dem Pandionischen Orden verbunden, was für ihn jedoch nicht gleichbedeutend mit dem elenischen Glauben war. Die wichtigste Aufgabe der Kirchenritter bestand darin, die Welt sicher für andere, nichtkriegerische Elenier zu machen, damit diese jenen religiösen Zeremonien nachgehen konnten, welche die Geistlichkeit für gottgefällig erachtete. Sperbers Gedanken befaßten sich selten mit Gott. Gestern jedoch hatte er einige zutiefst religiöse Erlebnisse gehabt. Er gestand sich zerknirscht ein, daß ein zum vernunftbestimmten Handeln neigender Mensch wie er nie wirklich auf dergleichen vorbereitet war. Plötzlich tasteten seine Finger nach dem Ausschnitt seines Kittels, als handelten seine Finger ohne sein Zutun. Entschlossen zog Sperber sein Schwert, stieß die Spitze in den Grasboden und legte beide Hände fest um den Griff. Genug der Gedanken an Religion und Übernatürliches.
    Jetzt würde es nicht mehr lange dauern. Die Zeit, die seine Königin noch im lebenserhaltenden Kristall verweilen mußte, konnte nun in Tagen gezählt werden. Sperber und seine Freunde waren durch den ganzen eosischen Kontinent gezogen, um diesen Stein zu finden – das einzige Mittel, das sie zu heilen vermochte. Und nun trug er den Bhelliom in einem Leinenbeutel unter seinem Kittel. Mit diesem Stein in seiner Hand konnte nichts ihn mehr aufhalten. Er könnte mit der Saphirrose ganze Armeen vernichten, wenn es sein müßte. Entschlossen schob er diese Gedanken von sich.
    Er verzog das narbige Gesicht. Sobald seine Königin in Sicherheit war, würde er sich Martel, den Primas Annias und jeden einzelnen ihrer Helfer bei diesem Hochverrat vorknöpfen. In Gedanken stellte er die Liste jener zusammen, die sich schuldig gemacht hatten. Das war eine angenehme Beschäftigung, die nächtlichen Stunden zu verbringen. Diese Gedanken hielten seinen Verstand wach und bewahrten ihn vor gefährlichen Einflüsterungen.
    In der Abenddämmerung, sechs Tage später, blickten sie von einer Hügelkuppe hinunter auf die rauchigen Fackeln und kerzenhellen Fenster der thalesischen Hauptstadt. »Bleibt ihr lieber hier«, wandte Kurik sich an Sperber und Sephrenia. »Wargun hat inzwischen zweifellos Beschreibungen von euch beiden in jeder eosischen Stadt verbreiten lassen. Ich reite hinunter und hole Talen. Dann werde ich mich nach einem Schiff umsehen.«
    »Wird Euch das nicht in Gefahr bringen?« fragte Sephrenia besorgt. »Wargun könnte auch Eure Beschreibung verbreitet haben.«
    »König Wargun ist von hoher Geburt. Edelleute achten nicht auf Diener.«
    »Du bist kein Diener«, sagte Sperber sanft.
    »So stuft man mich aber ein, Sperber, und so hat wohl auch Wargun mich gesehen – wenn er nüchtern genug war, überhaupt etwas zu sehen. Ich werde irgendeinem Reisenden auflauern und mir seine Kleidung ausleihen. Das dürfte mir helfen, in Emsat nicht aufzufallen. Gib mir etwas Geld mit, falls ich jemand bestechen muß.«
    »Elenier!« seufzte Sephrenia, als Sperber sich mit ihr ein Stück von der Straße entfernte und Kurik im Trott zur Stadt hinunterritt. »Wie bin ich nur unter so bedenkenlose Menschen geraten?«
    Die Nacht setzte ein, und die harzigen Nadelbäume verschwammen zu hohen Schatten. Sperber band Faran, das Packpferd und Ch'iel, Sephrenias weißen Zelter, an. Dann breitete er seinen dicken Umhang über einen moosigen Buckel für sie.
    »Was quält Euch, Sperber?« fragte Sephrenia.
    »Vielleicht nur die Müdigkeit.« Er zuckte die Schultern. »Und dieses Gefühl der Leere – wie immer, wenn man etwas beendet hat.«
    »Aber es ist noch ein bißchen mehr, nicht wahr?«
    Er nickte. »Ich war nicht wirklich vorbereitet auf das, was in der Höhle geschehen ist. Es kam mir irgendwie so – direkt, so persönlich vor.«
    Sie nickte. »Es soll keine Beleidigung sein, Sperber, aber die elenische Religion ist zur Institution geworden, und es fällt schwer, eine Institution zu lieben. Die Götter von Styrikum haben eine viel persönlichere Beziehung zu ihren Gläubigen.«
    »Ich bin froh, daß ich Elenier bin. Es ist einfacher. Persönliche Beziehungen zu Göttern sind ziemlich aufwühlend.«
    »Aber liebt Ihr Aphrael denn nicht – wenigstens ein bißchen?«
    »Natürlich liebe ich sie. Doch als sie noch Flöte war, habe ich mich in ihrer Gesellschaft viel wohler gefühlt. Dennoch liebe ich

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