Elenium-Triologie
überflüssige Bemerkung.« Er führte den Oberst tiefer in das Kellerlabyrinth. »Wir werden uns in einen verhältnismäßig großen Kellerraum begeben, Oberst«, erklärte er. »In der Wand gibt es eine Menge Nischen und Winkel. Der junge Bursche, der sich hier umsah, hat mir alles gezeigt. Er sagt, daß sich die beiden Männer, an denen wir interessiert sind, höchstwahrscheinlich dort treffen werden. Ihr werdet zumindest einen davon kennen. Ich hoffe, daß bei ihrem Gespräch auch der Name des anderen fällt. Bitte achtet genau darauf, was sie reden. Sobald das Gespräch zu Ende ist, möchte ich, daß ihr Euch direkt zu Eurer Unterkunft begebt und die Tür verschließt. Öffnet sie für niemanden, außer für mich, Hochmeister Vanion oder Patriarch Emban. Vielleicht fühlt Ihr Euch besser, wenn ich Euch versichere, daß Ihr für eine Weile die wichtigste Person in Chyrellos sein werdet, für deren Schutz wir ganze Armeen einsetzen.«
»Das ist alles sehr geheimnisvoll, Sperber.«
»Das ist leider vorerst unumgänglich, mein Freund. Ich hoffe, daß Ihr es versteht, sobald Ihr das Gespräch der beiden hört. Hier ist die Tür.« Sperber schob die morsche Tür auf, und die beiden Männer betraten ein großes dunkles, spinnwebendurchzogenes Gewölbe. Ein schlichter Tisch und zwei Stühle standen nahe der Tür. Auf dem Tisch stand ein dicker Kerzenstumpf in einem Unterteller mit Sprüngen. Sperber ging voraus zur hinteren Wand und trat in einen tiefen Alkoven. »Nehmt Euren Helm ab«, flüsterte er, »und wickelt Euren Umhang um den Brustharnisch, damit uns kein spiegelnder Lichtschein verraten kann.«
Delada nickte.
»Ich werde jetzt die Kerze ausblasen«, warnte Sperber, »und wir müssen vollkommen still sein. Sollten wir uns dringend etwas mitzuteilen haben, müssen wir es uns so leise wie möglich ins Ohr flüstern.« Er blies die Kerze aus. Dann warteten sie. Irgendwo weit entfernt tropfte Wasser in der Dunkelheit.
Es mochten fünf Minuten vergangen sein – oder eine Stunde – oder gar ein Jahrhundert –, als vom hintersten Kellerende ein gedämpftes Klicken zu hören war.
»Soldaten«, hauchte Sperber Delada zu. »Hoffen wir, daß ihr Führer sie nicht alle hereinbringt.«
»Ja, hoffentlich«, wisperte Delada.
Gleich darauf kam ein Vermummter durch die Tür, der mit einer Hand eine brennende Kerze vor Zugluft schützte. Mit ihr zündete er den Kerzenstumpf auf dem Tisch an, dann blies er seine Kerze aus und schlug die Kapuze aus dem Gesicht zurück.
»Ich hätte es mir denken können«, wisperte Delada Sperber zu. »Es ist der Primas von Cimmura!«
»Allerdings, mein Freund. Allerdings.«
Die Soldaten kamen näher. Sie gaben sich Mühe, das Rasseln ihrer Ausrüstung zu vermeiden. »Das ist weit genug«, erklärte eine nur zu gut bekannte Stimme. »Zieht euch ein Stück zurück. Ich rufe, wenn ich euch brauche.«
Nach einer kurzen Pause trat Martel ein. Er hatte seinen Helm unter den Arm geklemmt, und sein weißes Haar schimmerte im Licht der Kerze.
»Nun, Annias«, sagte er gedehnt. »Es war ein guter Versuch, aber das Spiel ist zu Ende.«
»Was redet Ihr da, Martel?« schnaubte Annias. »Alles verläuft nach Plan!«
»Bis vor einer Stunde.«
»Ihr sprecht in Rätseln, Martel. Sagt schon, was geschehen ist!«
»Eine Armee marschiert aus dem Westen heran, Annias.«
»Die zweite Welle cammorischer Söldner, von der Ihr gesprochen habt?«
»Ich fürchte, diese Söldner wurden inzwischen aufgerieben, Annias.« Martel schnallte seinen Waffengurt ab. »Ich sage es Euch gar nicht gern, alter Junge, aber es ist Warguns Armee, und sie ist überall, so weit das Auge reicht.«
Sperbers Herz hüpfte vor Freude.
»Wargun?« rief Annias. »Ihr habt gesagt, Ihr hättet dafür gesorgt, daß er Chyrellos fernbleibt!«
»Das hatte ich auch gedacht, alter Junge, aber irgendwie ist wohl doch jemand zu ihm vorgedrungen.«
»Und seine Armee ist größer als Eure?«
Martel ließ sich auf den Stuhl fallen. »Gott, bin ich müde«, gestand er. »Ich habe seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen.
Was habt Ihr gesagt?«
»Hat Wargun mehr Männer als Ihr?«
»Du lieber Himmel, ja! Er könnte uns in wenigen Stunden aufreiben. Wir sollten wirklich nicht auf ihn warten. Alles, worum ich mir Sorgen machen muß, ist lediglich, wie lange Sperber braucht, mich zu töten. Trotz seines Aussehens ist er im Grund genommen ein sanfter Mensch. Ich bin sicher, er wäre recht schnell mit mir fertig. Perraine hat mich wirklich
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