Elenium-Triologie
mittleren Reichen zu styrischen Einwanderungen, hauptsächlich aus Zemoch. Wenn Annias einen Styriker suchte, ihn in die Geheimnisse einzuweisen, könnte er durchaus an den Falschen geraten sein.«
»Wäre es möglich, daß Ihr die Dinge noch komplizierter seht, als sie sind, Darellon?« meinte Dolmant. »Nicht einmal Annias würde etwas mit Otha zu tun haben wollen.«
»Vorausgesetzt, er weiß , daß er es mit Otha zu tun hat!«
»Meine Herren«, sagte Sephrenia eindringlich, »bedenkt, was sich heute vormittag zutrug. Hätte sich auch nur einer von Euch – oder den Königen, denen Ihr dient – von den durchsichtigen Anschuldigungen des Primas Annias täuschen lassen? Sie waren plump, ja kindisch. Ihr Elenier seid ein feinsinniges, intelligentes Volk. Wenn Euer Verstand wach gewesen wäre, hättet ihr über Annias' närrische Versuche gelacht, die Pandioner in Verruf zu bringen. Doch das habt Ihr nicht. Ebensowenig Eure Könige. Und Annias, der so listig wie eine Schlange ist, trug seinen Fall vor, als hielte er ihn für einen Geniestreich.«
»Worauf wollt Ihr hinaus, Sephrenia?« fragte Vanion.
»Ich finde, wir sollten uns näher mit Hochmeister Darellons Überlegungen befassen. Die Vorstellung heute morgen hätte einen Styriker überzeugt. Wir sind ein einfaches Volk, und unseren Magiern fällt es nicht schwer, uns zu ihrer Denkart zu bekehren. Ihr Elenier seid skeptischer, logischer. Ihr laßt euch nicht so leicht täuschen – außer ihr wurdet unmerklich beeinflußt.«
Dolmant beugte sich vor. Seine Augen verrieten, daß er durchaus zu einem Wettstreit in Logik bereit war. »Aber Annias ist ebenfalls Elenier, noch dazu mit einem Verstand, der in theologischen Streitgesprächen geschult ist. Weshalb hätte er dann so plump vorgehen sollen?«
»Ihr geht davon aus, daß Annias heute morgen aus eigenem Antrieb sprach, Dolmant. Ein styrischer Zauberer – oder jemand, der von einem solchen beherrscht wird – würde seinen Fall auf eine Weise vortragen, die ein einfacher Styriker verstehen kann, und sich dann darauf verlassen, daß seine Magie sie überzeugt.«
»Benutzte etwa jemand diese Art von Magie in der Ratskammer?« erkundigte sich Darellon mit besorgter Miene.
»Ja«, antwortete sie leise.
»Ich glaube, wir kommen vom Thema ab«, warf Komier ein. »Wir müssen zusehen, daß Sperber sich sofort auf den Weg nach Borrata macht. Je schneller wir eine Möglichkeit finden, Königin Ehlana zu heilen, desto schneller können wir die Bedrohung durch Annias völlig beseitigen. Sobald ihm der Zugang zur Schatzkammer verwehrt ist, ist es mir gleich, mit wem – oder was – er paktiert.«
»Macht Euch zum Aufbruch bereit, Sperber«, riet Vanion. »Ich werde inzwischen die Symptome der Krankheit Ehlanas niederschreiben.«
»Das ist nicht nötig, Vanion«, wandte Sephrenia ein. »Ich kenne ihren Zustand viel besser als Ihr.«
»Aber Ihr könnt nicht schreiben, Sephrenia«, erinnerte er sie.
»Das ist ebenfalls nicht nötig, Vanion«, antwortete sie mit verschmitztem Lächeln. »Ich werde den Ärzten von Borrata die Symptome persönlich darlegen.«
»Ihr wollt Sperber begleiten?« staunte Vanion.
»Natürlich. Da ist so einiges im Gange, das offenbar gegen ihn gerichtet ist. Er braucht vielleicht meine Hilfe, wenn er in Cammorien ist.«
»Ich komme ebenfalls mit!« erklärte Kalten. »Wenn Sperber Martel in Cammorien stellt, möchte ich dabei sein.« Er grinste seinen Freund an. »Ich überlasse dir Martel«, bot er ihm an, »wenn du mir Adus überläßt.«
»Das wäre akzeptabel«, antwortete Sperber.
»Ihr kommt auf Eurem Weg nach Borrata durch Chyrellos«, sagte nun Dolmant. »Ich werde bis dorthin mit Euch reiten.«
»Das ist uns eine Ehre, Eminenz.« Sperber blickte Graf Ra-dun fragend an. »Möchtet Ihr mitkommen, Graf?«
»Nein. Trotzdem danke für das Angebot, Ritter Sperber. Ich kehre mit meinem Neffen und Hochmeister Abriel nach Arzium zurück.«
Mit leicht gerunzelter Stirn sagte Komier: »Ich möchte Euch nicht aufhalten, Sperber, aber Darellon hat recht. Annias ahnt bestimmt, wie unser nächster Schritt aussieht. Es gibt nicht sehr viele medizinische Forschungszentren in Eosien. Wenn dieser Martel sich bereits in Cammorien aufhält und noch Anweisungen von Annias bekommt, wird er zweifellos alles tun, um zu verhindern, daß Ihr Borrata erreicht. Ich halte es für das beste, wenn Ihr in Chyrellos wartet, bis sich Euch dort die erwählten Ritter unserer anderen Orden anschließen
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