Elenium-Triologie
zurück. »Meine Herren, was haltet Ihr davon, wenn wir der Welt unsere Einigkeit zeigen?« wandte er sich an die anderen Hochmeister.
»Woran denkt Ihr?« fragte Darellon.
»Ich finde, daß wir alle von dieser Sache betroffen sind«, erwiderte Komier. »Es liegt in unser aller Interesse, daß Annias den Thron des Erzprälaten nicht besteigt. Jeder von uns hat Recken, die ihre Kameraden an Geschicklichkeit und Mut überragen. Ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn jeder von uns einen dieser Streiter auswählt und zur Unterstützung Sperbers nach Cammorien schickt. Dieser Beistand kann nicht schaden, und die Abordnung von Männern aus allen vier Orden wird die Welt davon überzeugen, daß die Ordensritter in dieser wichtigen Angelegenheit wie ein Mann zusammenstehen.«
»Sehr gut, Komier«, pflichtete Darellon ihm bei. »Es gab in den letzten Jahrhunderten Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Kriegerorden, und zu viele Leute glauben immer noch, daß wir uneins sind.« Er wandte sich an Abriel. »Habt Ihr eine Ahnung, wer hinter den Unruhen in Cammorien steckt?«
»Viele glauben, daß es Otha ist«, erwiderte der Cyriniker. »Er infiltriert seit etwa sechs Monaten die mittleren Reiche.«
»Wißt Ihr«, sagte Komier, »ich fürchte, daß wir irgendwann etwas gegen Otha unternehmen müssen – etwas Endgültiges.«
»Das würde bedeuten, daß wir es mit Azash zu tun bekommen«, gab Sephrenia zu bedenken, »und ich glaube nicht, daß wir das wollen.«
»Können denn die Jüngeren Götter von Styrikum nichts gegen ihn unternehmen?« fragte Komier sie.
»Das möchten sie nicht«, erwiderte sie. »Die Kriege der Menschen sind schlimm genug, doch ein Krieg zwischen den Göttern wäre über alle Maßen furchtbar.« Sie blickte Dolmant an. »Der Gott der Elenier soll allmächtig sein. Könnte die Kirche ihn nicht bitten, sich gegen Azash zu stellen?«
»Ich nehme an, das wäre möglich«, entgegnete der Patriarch. »Das Problem ist jedoch, daß die Kirche die Existenz Azashs nicht anerkennt – genausowenig wie die irgendeines anderen styrischen Gottes. Es ist eine Frage der Theologie.«
»Wie kurzsichtig!«
Dolmant lachte. »Meine teure Sephrenia, ich dachte, Ihr wüßtest, daß dies das Wesen des kirchlichen Verstandes ist. Wir sind alle so. Wir finden eine Wahrheit und klammern uns daran. Allem anderen verschließen wir die Augen. Es verhindert Verwirrung.« Er blickte sie interessiert an. »Verratet mir, Sephrenia, welchen heidnischen Gott betet Ihr an?«
»Das darf ich nicht«, antwortete Sephrenia ernst. »Ich sage nur so viel, daß es kein Gott ist. Ich diene einer Göttin.«
»Eine weibliche Gottheit? Welch absurde Vorstellung!«
»Nur für einen Mann, Dolmant. Für Frauen ist das ganz natürlich.«
»Ist da noch irgend etwas, das wir wissen sollten, Vanion?« fragte Komier.
»Ich glaube, wir haben an alles gedacht, Komier.« Vanion blickte Sperber an. »Fällt Euch noch etwas ein?«
Sperber schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
»Was ist mit diesem Styriker, der die Kirchensoldaten auf uns gehetzt hat?« erinnerte ihn Kalten.
»Stimmt, das hatte ich fast vergessen«, gestand Sperber. »Das war etwa zu der Zeit, als ich Krager und Harparin belauschte. Kalten und ich waren verkleidet, doch ein Styriker durchschaute unsere Maskerade. Kurz darauf wurden wir von Annias' Männern überfallen.«
»Ihr glaubt, es bestand eine Verbindung?« fragte Komier.
Sperber nickte. »Der Styriker schlich mir bereits seit mehreren Tagen nach, und ich bin ziemlich sicher, daß er die Soldaten auf Kalten und mich hetzte. Das deutet auf eine Verbindung zu Annias hin.«
»Das ist nur eine Vermutung, Sperber. Annias ist für seine Abneigung gegenüber Styrikern bekannt.«
»Die jedoch nicht groß genug ist, auf ihre Hilfe zu verzichten, wenn er glaubt, daß er sie braucht. Er wendet Magie an, dabei habe ich ihn zweimal ertappt.«
»Ein Kirchenmann?« rief Dolmant erstaunt. »Das ist strengstens verboten!«
»Genauso wie das Komplott gegen Graf Radun es war, Eminenz. Ich glaube nicht, daß Annias sich an irgendwelche Bestimmungen hält. Er ist nicht gerade ein fähiger Magier, doch allein die Tatsache, daß er weiß, wie Magie gehandhabt wird, beweist, daß er unterrichtet wurde, und das kann nur ein Styriker getan haben.«
Darellon verschränkte die schlanken Finger vor sich auf dem Tisch. »Es gibt solche Styriker und andere«, bemerkte er. »Wie Abriel bereits erwähnte, kam es in letzter Zeit in den
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