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Elf Arten der Einsamkeit - Short stories

Titel: Elf Arten der Einsamkeit - Short stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Yates
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in Frage.
     Nach Neujahr fand ich einen anderen dämlichen Job; dann, im April, mit dem schlagartigen und überraschen- den Einsetzen des Frühlings, wurde ich für achtzig Dollar in der Woche von einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit eingestellt, in der die Frage, ob ich wußte, was ich tat, keine große Rolle spielte, weil auch die anderen Ange- stellten kaum wußten, was sie taten.
     Die Arbeit fiel mir bemerkenswert leicht und gestattete mir, jeden Tag eine bemerkenswerte Menge an Energie für meine private Arbeit zu sparen, die mir plötzlich eben- falls leicht von der Hand ging. Nachdem ich Hemingway ein für alle Mal aufgegeben hatte, befand ich mich jetzt in einer E-Scott-Fitzgerald-Phase; und dann, und das war das Beste, entdeckte ich etwas, was sich ganz so anließ, als wäre es mein eigener Stil. Der Winter war vorüber, und zwischen Joan und mir schien alles leichter zu gehen, und im Frühsommer wurde unsere erste Tochter geboren.
     Wegen ihr mußte ich das Schreiben ein, zwei Monate unterbrechen, aber es dauerte nicht lange, und ich war wieder am Werk und überzeugt, daß ich immer stärker wurde: Ich hatte damit angefangen, für einen großen, ehrgeizigen, tragischen Roman zu räumen und auszu- heben und die Fundamente zu legen. Ich schrieb das Buch nie zu Ende – es war der erste einer Reihe von mehr unvollendeten Romanen, als ich mir heute noch einge- stehen will –, aber in diesem frühen Stadium war es eine faszinierende Arbeit, und die Tatsache, daß es nur lang- sam voranging, vergrößerte das Versprechen seiner schließ- lichen Großartigkeit. Jeden Abend verbrachte ich mehr und mehr Zeit hinter dem Wandschirm, kam nur dahin- ter hervor, um mit einem Kopf voller heiterer und maje- stätischer Tagträume auf und ab zu schreiten. Es war spät im Jahr, irgendwann im Herbst, als ich eines Abends – Joan war ins Kino gegangen, ich als Babysitter zu Hause geblieben – hinter dem Schirm hervortrat, weil das Tele- fon klingelte, und hörte: »Bob Prentice? Bernie Silver.«
     Ich will nicht vorgeben, daß ich nicht mehr gewußt hätte, wer er war, aber es ist nicht zu viel gesagt, daß ich ein, zwei Sekunden Mühe hatte, mir vorzustellen, daß ich tatsächlich für ihn gearbeitet hatte – daß ich jemals wirk- lich direkt in die bedauernswerten Wahnvorstellungen eines Taxifahrers verstrickt gewesen war. Das gab mir Zeit, das heißt, es veranlaßte mich, zusammenzuzucken und das Telefon einfältig anzugrinsen, den Kopf einzuzie- hen und mir mit der freien Hand das Haar glattzustrei- chen in einer verschämten Zurschaustellung von noblesse oblige – begleitet von einem lautlosen demütigen Schwur, daß ich alles in meiner Macht Stehende tun würde, um seine Gefühle nicht zu verletzen, was immer Bernie Silver auch von mir wollte. Ich erinnere mich, daß ich wünsch- te, Joan wäre zu Hause, damit sie Zeugin meines freund- lichen Verhaltens würde.
     Aber als erstes fragte er nach dem Baby. War es ein Jun- ge oder ein Mädchen? Wunderbar! Und wem sah sie ähn- lich? Ja, natürlich, natürlich, in diesem Alter sahen sie noch niemandem ähnlich. Und wie war es, Vater zu sein? Hm? Ziemlich gut? Gut! Dann schlug er einen, wie ich fand, merkwürdig formalen Mütze-in-der-Hand-Tonfall an wie ein vor langer Zeit entlassener Dienstbote, der sich nach der Dame des Hauses erkundigt. »Und wie geht es Mrs. Prentice?«
     In seiner eigenen Wohnung war sie »Joan« und »Joa- nie« und »Meine Liebe« gewesen, und ich konnte irgend- wie nicht glauben, daß er ihren Namen vergessen hatte; ich konnte nur vermuten, daß er an jenem Abend nicht gehört hatte, daß sie ihm auf der Treppe etwas nachrief – daß er sie vielleicht nur mit dem Geschirrtuch in der Hand hatte dastehen sehen und ihr die Schuld an meiner Unnachgiebigkeit bezüglich der verdammten zehn Dollar in die Schuhe geschoben hatte. Aber jetzt konnte ich nicht mehr tun, als ihm zu sagen, daß es ihr gut ginge. »Und wie ist es Ihnen ergangen, Bernie?«
     »Nun«, sagte er, »mir geht es gut.« Und dann schlug er die bestürzte Nüchternheit von Besprechungen in einem Krankenhauszimmer an. »Aber ich hätte beinahe Rose verloren, vor ein paar Monaten.«
     Oh, jetzt war alles okay, versicherte er mir, es ging ihr viel besser, und sie war wieder zu Hause und fühlte sich wohl; aber als er von »Tests« und »Bestrahlung« zu reden begann, hatte ich das Gefühl von Verhängnis, das auf- kommt, wenn das unaussprechliche Wort Krebs in der Luft

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