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Elf Arten der Einsamkeit - Short stories

Titel: Elf Arten der Einsamkeit - Short stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Yates
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geht's!‹«
     Geschrieben mag es nicht sehr witzig wirken, aber ich lachte mich fast tot. Ich lachte mindestens eine Minute lang, bis ich husten mußte und Joan kam und mir auf den Rücken schlug; nur sehr langsam, während ich mich beruhigte, stellte ich fest, daß Bernie nicht amüsiert war. Während meines Anfalls hatte er verwirrt und höflich gegluckst, aber jetzt blickte er auf seine Hände, und seine blassen Backen waren verlegen rosa gefleckt. Ich hatte seine Gefühle verletzt. Ich erinnere mich, daß ich mich ärgerte, wie leicht sein Gefühle zu verletzen waren, und ich ärgerte mich, daß Joan in die Küche zurückgekehrt war, statt mir aus dieser peinlichen Situation zu helfen, und während weiter Schweigen herrschte, fühlte ich mich sehr schuldig, und es tat mir leid, bis ich schließlich be- schloß, daß die einzige Möglichkeit, es wiedergutzuma- chen, darin bestand, den Auftrag anzunehmen. Und tat- sächlich heiterte sich seine Stimmung sofort auf, als ich sagte, daß ich es versuchen würde.
     »Ich meine, Sie müssen nicht unbedingt die Geschich- ten von den jungen Puertoricanern benutzen«, versicherte er mir. »Das ist nur eine Idee. Oder Sie können damit anfangen und dann zu anderen Dingen übergehen. Sie können machen, was Sie wollen.«
     Als wir uns an der Tür wieder die Hände schüttelten (wie es schien, hatten wir uns den ganzen Nachmittag die Hände geschüttelt), sagte ich: »Für diese Geschichte gibt es also zehn Dollar, richtig, Bernie?«
    »Richtig, Bob.«
    »Glaubst du wirklich, daß es richtig war, den Auftrag
    anzunehmen?« fragte mich Joan, kaum war er gegangen.
     »Warum nicht?«
     »Weil es praktisch unmöglich sein wird, oder?«
     »Würdest du mir einen Gefallen tun? Würdest du mich
    bitte in Ruhe lassen?«
     Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Ich verstehe dich nicht, Bob. Warum hast du gesagt, daß du es tun wirst?«
     »Was glaubst du, verdammt noch mal? Weil wir die zehn Dollar brauchen werden, darum.«
     Schließlich baute ich – oh, ich baute, schmaute. Ich steckte Seite eins und dann Seite zwei und dann Seite drei in die alte Maschine und schrieb, was das Zeug hielt. Ich fing an mit den jungen Puertoricanern, aber aus uner- findlichem Grund brachte ich nur zwei Seiten über sie zustande; dann mußte ich andere Möglichkeiten finden, wie Vincent J. Poletti seine gigantische Güte unter Beweis stellen konnte.
     Was tut ein Diener des Volkes, wenn er wirklich alles dafür tut, um den Leuten zu helfen? Er gibt ihnen Geld, das tut er; und bald schon ließ ich Poletti mehr über den Tisch schieben, als er zählen konnte. Am Ende war es so, daß jeder in der Bronx, der knapp bei Kasse war, nur in Bernie Silvers Taxi steigen und »Zu Poletti« sagen mußte, und seine Probleme waren gelöst. Und das Schlimmste daran war meine eigene grimmige Überzeugung, daß ich es nicht besser konnte.
     Joan sah die Geschichte nie, weil sie schlief, als ich sie schließlich in einen Umschlag steckte und zur Post brachte. Und nahezu eine Woche lang hörte ich kein Wort von Bernie – oder über ihn, zwischen uns beiden. Dann, zur gleichen Zeit, zu der sein erster Besuch statt- gefunden hatte, am verschlissenen Ende des Tages, klin- gelte es. Ich wußte, daß es Ärger geben würde, sobald ich die Tür geöffnet hatte und ihn lächelnd dort stehen sah, Regenspritzer auf der Jacke, und ich wußte, daß ich mir nichts mehr gefallen lassen würde.
     »Bob«, sagte er, als er sich setzte, »ich sage es wirklich nicht gern, aber diesmal bin ich enttäuscht von Ihnen.« Er zog das zusammengefaltete Manuskript aus der Jacke. »Das ist ... Bob, das ist nichts.«
     »Es sind sechseinhalb Seiten. Das ist nicht nichts, Ber- nie.«
     »Bob, bitte, sprechen Sie nicht von den sechseinhalb Seiten. Ich weiß, daß es sechseinhalb Seiten sind, aber sie sind nichts. Sie haben einen Idioten aus dem Mann gemacht, Bob. Sie lassen ihn die ganze Zeit Geld ver- schenken.«
     »Sie haben mir erzählt, daß er Geld verschenkt, Ber- nie.«
     »An die jungen Puertoricaner, das habe ich gesagt, ja, denen kann er ein bißchen was geben, gut. Aber jetzt kommen Sie und lassen ihn Geld verschenken wie ein ... wie ein betrunkener Matrose oder so.«
     Ich dachte, ich würde in Tränen ausbrechen, aber mei- ne Stimme war sehr leise und kontrolliert. »Bernie, ich habe Sie gefragt, was er sonst noch tun könnte. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich verdammt noch mal nicht weiß, was er sonst noch tun

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