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Elf Leben

Elf Leben

Titel: Elf Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Watson
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zurückschlagen –«
    »Was ich nicht kann, weil ich kein X oder Y habe.«
    »Verrate nie deine Buchstaben. Oder du musst alle sieben auf einmal ablegen und einen Bingo kassieren, die Zusatzprämie von 50 Punkten. Dann wärst du bei …« Er blickte kritisch auf die Spalte säuberlicher Bleistiftzahlen vor sich. »Na ja, auch nur bei 120.«
    Pippa versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellbogen, einen ziemlich harten.
    »Ganz kurze Wörter oder ganz lange, das ist das ganze Geheimnis von Scrabble. Alles andere sind nur Füllwörter. Ist dir eigentlich klar, dass es, wenn du mich aus Spaß schlägst, genauso weh tut, als würdest du’s ernst meinen?«
    »Natürlich.«
    »Alles in allem würde ich dir also raten, deine Buchstaben zu tauschen.«
    »Aber dann verpasse ich ja einen Zug.«
    »Es geht nicht um verpassen . Das Tauschen ist ein Zug für sich. Manchmal ist ein Risiko die einzige Möglichkeit.«
    Xavier lauschte dem leisen Klackern der Buchstabensteine, während sie mit einem resignierten Stöhnen in dem Säckchen wühlte. Er fragte sich, wie Pippa wohl reagieren würde, wenn er QUARTIL legen würde, einen Ausdruck aus der Statistik für ein Viertel einer bestimmten Datenmenge.
    Am Freitag darauf geht Xavier mit Pippa ins Kino und danach in ein Nobelrestaurant, wo sie zwei Flaschen Wein trinken. Ab und zu lacht sie so laut, dass die Leute an den benachbarten Tischen, die die Köpfe über die ledergebundenen Speisekarten senken wie Delegierte, die ein Versammlungsprotokoll studieren, mürrisch von ihren Betrachtungen hochsehen. Benommen schlendern sie von der U-Bahn nach Hause, Hand in Hand die Bayham Road hinunter. Pippa, die sich wiederholt, im Kreis herumredet und an den Fingern lange Listen abzählt, legt ihre Einwände gegen den verschlungenen Plot des Films dar.
    »Und wenn der Kerl bloß Pizza ausfährt, wie kann er sich das Fitnessstudio denn dann überhaupt leisten ? Woher hat er denn die Kohle, um in irgendeiner schicken Bude mit Laufbändern rumzurennen?«
    »Keine Ahnung. Geklaut vielleicht.«
    »Und was schreibst du jetzt in deiner Kritik? Zwei Sterne?«
    »Drei, glaube ich.«
    Sie knufft ihn gegen den Unterarm.
    »Drei Sterne ist er nicht wert .«
    »Doch, ist er. Er war gut gemacht. Es waren ein paar echt gelungene Szenen dabei.«
    »Und, wirst du auch in deiner Sendung darüber reden?«, fragt sie mit der hochmütigen Stimme, mit der sie ihn immer aufzieht. »Gibst du mit deinem Freund Murray demnächst witzige Kommentare dazu ab?«
    Die Erwähnung von Murrays Namen ruft ein ungutes Gefühl hervor, das Xavier nicht genauer einordnen kann.
    »Wie läuft die Sendung eigentlich?«
    »Das solltest du doch wissen. Du bist eine unserer geschätzten Hörerinnen.«
    »Ich schlaf immer schon vor dem Ende ein.«
    Er knufft sie seinerseits in den Arm.
    »Die Sendung läuft gut, um deine Frage zu beantworten, vielen Dank.«
    Murray war recht aufgeweckt in den letzten Tagen, aber die Stimmung zwischen den beiden ist immer noch irgendwie angespannt. In den Werbepausen und während des Wetterberichts reden sie nur wenig. Xavier sieht hinaus auf den leeren Parkplatz, und Murray zupft und zwirbelt an seinem buschigen Haar herum.
    Letzte Nacht, kurz vor dem Zwei-Uhr-morgens-Mittelpunkt, stellte Murray fest: »Lange nichts mehr von diesem Typ gehört.«
    »Von welchem Typ?«
    »Na, von diesem armseligen W-w-w-würstchen, das hier dauernd angerufen hat.«
    »Clive?«
    »Ja, genau. Der mit den drei Frauen.«
    »Der ohne die drei Frauen«, murmelte Xavier. »Nein. Der hat sich nicht mehr gemeldet.«
    »Ist vielleicht das Beste.« Murray stellte seine überschlagenen Beine wieder nebeneinander, kratzte sich mit einem dicken Finger am linken Hoden und verzog das Gesicht. »Der war eine echte Stimmungsbremse.«
    »Mmm.« Xavier zog eine Augenbraue hoch und ließ das Thema in der warmen Luft des Studios verpuffen.
    Und jetzt, mit Pippas Hand in seiner, lässt Xavier Murray auf ähnliche Art und Weise aus seinen Gedanken verschwinden.
    Selbst beim Sex ist sie zu Spötteleien aufgelegt.
    »Lieber Xavier, bitte hilf mir, mein Leben in Ordnung zu bringen. Lieber Xavier, ich kann ohne dich nicht leben.«
    »Jetzt ist aber nicht der Moment …« Mit schweißglatten Händen greift Xavier nach ihren Hüften. »Jetzt ist aber nicht der Moment, um meine berufliche Position infrage zu stellen.«
    »Lieber Xavier, ich habe gerade Sex mit dir und möchte gern wissen, was ich als Nächstes tun soll.«
    Xavier, seit Langem auf einen

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