Elf on Earth – Elfe Auf Erden
sei und es bisher sehr gut aussähe. “Natürlich kann ich die Kunden fragen, ob sie gern größere Tüten kaufen würden”, rief sie gegen den Lärm der Einkaufspassage in ihr Handy. “Und die Idee, uns auf natürliche Zutaten zu berufen, scheint fabelhaft zu sein. Die Kunden sind begeistert, wenn man ihnen erklärt, dass Dougherty’s ohne chemische Zusätze auskommen. Wenn wir das für unser ganzes Sortiment hinbekämen, wäre es mehr als nur Zeitgeist – es wäre regelrecht innovativ. Ein Gegentrend!”
Thomas legte auf und sah zufrieden in die Runde. Auch die Mienen seiner Kollegen drückten Zuspruch aus.
“Wer sagt’s denn!”, freute sich Thomas. “Also: Ermitteln wir jetzt schnellstmöglich eine realistische Nachfrage, wenn wir nur noch Produkte aus natürlichen Zutaten anbieten. Ich will alles haben, was Sie zu diesem Thema kriegen können. Umfrageergebnisse, Vergleichszahlen von Konkurrenten, Marketingstrategien, das ganze Programm.”
Zustimmendes Gemurmel.
“Dann die Gebindegrößen!” Er wandte sich an den Control- ler. “Eine vollständige Kostenrechnung, Rohstoffe, Maschinenkosten, Mannstunden, alles. Noch Fragen?”
Raunen von allen Seiten, Kopfschütteln.
“Ich erstelle die Planung bis Ende der Woche und brauche bis dahin Ihre Daten. Es ist Dienstag! Auf geht’s.”
Ten
“You’ve been great”, lobte Eivyn, als sie nach Hause fuhren. “Everybody seems to be motivated now.” Dann seufzte sie tief. Anders als sonst verhielt sie sich sehr ruhig, hatte sich an die Rückenlehne des Beifahrersitzes geschmiegt und sah in gewohnter Aufmerksamkeit zu Thomas hoch.
“If I get the results I → requested , I’ll have to pass on my new ideas to my boss – I’ll probably need your help for that.”
“That sounds like a good idea. And when will you get the details you need?”
“Thursday.”
“Another two days. And the portal still hasn’t appeared.”
Thomas fuhr den Wagen in die Tiefgarage. Im Dunkel der Auffahrt sah er deutlich, dass Eivyns Leuchten noch weniger strahlend war als am Vortag.
“Something wrong?”
“No, no – I’m just tired. All these business things are a bit strange to me. It’s hard for me to concentrate.”
Es schien Eivyn, als sei Thomas’ Wohnung angefüllt mit diesem besonderen Geruch, als sie in die Tür traten. War das eine Halluzination? Thomas half ihr von seiner Schulter, drückte auf die Repeat-Taste des Anrufbeantworters, hörte zu, wie Ilona dreimal mit wachsendem Unmut nach ihrer Brieftasche verlangte, setzte Eivyn auf den Boden und ging ins Badezimmer, um zu duschen. Ermattet ließ sie sich auf den hellgrauen Teppich unter dem Wohnzimmertisch fallen, kaum dass er das Zimmer verlassen hatte. Bildete sie es sich ein oder konnte sie die Fasern nicht mehr spüren?
“Tssss, tsss”, hörte sie es da aus der Küche. Und abermals “Tssss! Tsss!”
Eivyn öffnete die Augen. Sie versuchte aufzuspringen und schnell hinüberzulaufen, bevor der merkwürdige Laut verstummte, doch ihr zitterten die Knie. Jeder Schritt kam ihr vor, als müsse sie eine steile Stiege erklimmen.
“Tsssss”, machte es wieder.
Eivyn taumelte und fiel auf den Teppich, gerade als sich Flix lange Schnurrhaare neben ihr niedersenkten.
“Hold it!”, forderte er sie auf. “Somebody wants to talk to you.” Eivyn griff kraftlos nach den Barthaaren des Katers, und mit nur zwei langen Sätzen sprang Flix in die Küche und auf die Arbeitsplatte, genau vor den Kräutertopf. Zwischen zwei Halmen blühenden Schnittlauchs erkannte sie ein hölzernes Gesicht.
Ein intensiver Geruch umschloss den Alb wie grüner Nebel. Eivyn fletschte unwillkürlich die Zähne, sie verspürte den Wunsch, ihm in den Arm zu beißen, überhaupt in alles, was irgendwie essbar roch. Ein Gedanke begann durch ihren Kopf zu kreiseln, und gleichzeitig erwachte in ihrem Inneren ein bisher nicht gekanntes, bösartiges Gefühl.
Give it to me! Give it to me! I will eat it! , knurrte es. Eivyn sah sich die Türen fremder Elfenhäuser aufstoßen und sich mit wildem Geschrei auf die Speisen stürzen, sah, wie sie alles an sich riss und hinunterschlang. All mine. Mine. Mine. Give it to me, give it to me, give it to me!
“Bounty!”, sagte der Grüne, ohne eine Miene zu verziehen. “The smell. It’s nature’s bounty!”
“Pardon?”, brachte Eivyn schwach hervor.
Der Alb verdrehte die Augen. “Ah, you are one of those she-elves who needs an explanation for everything. I don’t mind!” Er knurrte
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