Elf Zentimeter
versuchte ich mich damit zu beruhigen, dass ich diese Information einer Seite entnahm, die Penisverlängerungsgeräte bewarb. Und außerdem: Was war eigentlich an einer Abweichung von zwei Zentimetern signifikant? Diese Leute hatten sicher ein mathematisches Problem. Von jedem Durchschnitt muss es doch eine Abweichung geben. Und wenn es Teile mit zwanzig Zentimetern gibt, und die ganz normal sein sollen, dann muss doch einer mit elf Zentimetern auch noch normal sein.
Auf den meisten Ärzte-Seiten stand auf jeden Fall, dass auch sieben Zentimeter noch nicht krankhaft seien. Aber was nützte es mir, dass mein Schwanz zwar nicht krankhaft klein, aber doch verdammt klein war?
Ich war verwirrt, hatte viel zu viele Zahlen im Kopf und versuchte zu schlafen. Es ging nicht. Es ließ mir keine Ruhe, dass ich nicht wusste, welche Messmethode die richtige, offizielle und international anerkannte war. Den Mathegenies von den meisten Studien war ja auch zuzutrauen, dass sie die Schwänze ab dem Arschloch gemessen hatten.
Ich stand also wieder auf und setzte mich an den Schreibtisch zum Computer, dem Fenster in die Welt der Wissenschaft. Ich gab die Worte »Messmethoden« und »Penis« ein und klickte wahllos eine Seite an. Ich erschrak. Die Worte »in schlaffem Zustand« sprangen mir ins Auge. Das würde ja heißen, dass mein Penis im Vergleich zu den gelesenen Zahlen noch viel kürzer war. Ich hatte ja bis jetzt immer den Steifen gemessen. Als ich weiterlas, entspannte ich mich aber wieder. Denn bei der Messmethode, von der hier die Rede war, handelte es sich um die sogenannte BPFSL , also »Bone pressed flaccid stretch length«. Dabei zieht man seinen schlaffen Schwanz an der Eichel im rechten Winkel, so weit es geht, von sich weg, legt ein festes Lineal an, das man sich fest gegen das Schambein drückt, und ermittelt so die Länge. Es ist naheliegend, dass sich das Gewebe auf jeden Fall nicht weniger ausdehnt als im erregten Zustand, wenn also die Schwellkörper mit Blut vollgepumpt sind. Indem man das Lineal fest gegen den Knochen drückt, minimiert man die scheinbaren Längeneinbußen, die durch das Körperfett entstehen. Es stand auch in der Anleitung, dass man auf jeden Fall sein Körpergewicht aufschreiben solle, um es dann bei späteren Messergebnissen mitbedenken zu können. Denn es ist nicht zu unterschätzen, wie die sogenannte Fettschürze im Schambeinbereich das Messergebnis beeinflusst.
Ich las auch, dass das die Methode sei, die auch von Urologen angewandt wird. Das ließ sich im Internet nur bedingt bestätigen, eher im Gegenteil.
Einmal würde ich bei einem Urologen anrufen, um nach der richtigen Methode zu fragen. Aber für diesen Abend war es mir egal, ich wollte sofort eine Messmethode ausprobieren. Ich sägte also von meinem Holzlineal das Stück ab, das vor dem Nullstrich war, um das Ergebnis zu optimieren, versperrte mich im Zimmer, zog mir die Hose aus, legte das Lineal an und zog, so fest es ging. Ich kam auf fast dreizehn Zentimeter. Ich war begeistert. Ich konnte es nicht glauben. Sonst hatte ich ja immer nur maximal elf gemessen.
Aber ich bin eben ein bisschen übergenau, was mein bestes Stück anbelangt. Deshalb war ich sofort misstrauisch. Ich musste unbedingt an diesem Abend genau Bescheid wissen. Ich suchte fieberhaft weiter nach einer unfehlbaren Normmethode. Auf manchen Seiten stand, dass der Penis unbedingt immer im erregten Zustand zu messen sei. Und ich hatte schon gedacht, dass alles ganz einfach wäre.
Auf den meisten Internet-Seiten wurde gesagt, dass man ein hartes Lineal so an das Schambein anlegen solle, dass es eben nicht in die Haut hineindrückt. Das ärgerte mich aus zwei Gründen. Mein Ergebnis würde so erstens schlechter ausfallen als bei einem mageren Mann. Und zweitens hielt ich meinen kleinen Freund aufgrund seiner zwar unauffälligen, aber dennoch vorhandenen Krümmung gegenüber schnurgeraden Exemplaren für benachteiligt. Würde man meinen Penis im steifen Zustand mit einer angelegten Schnur messen, wären sicher einige Millimeter gewonnen, und das fällt gerade beim Runden auf ganze Zentimeter oft ziemlich ins Gewicht. Die geschilderte Messmethode wird von den selbsternannten Experten auch als NBPEL , also als »Non bone pressed errect length« bezeichnet. Sie ist natürlich für die Kondomhersteller ausschlaggebend.
Bald fand ich glücklicherweise heraus, dass es neben dieser Möglichkeit auch die BPEL , also die »Bone pressed errect length«, gibt. Sie
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