Elf Zentimeter
funktioniert genau gleich, nur dass man das Lineal eben wieder fest gegen das Schambein drückt.
Ich beschloss, zur Tat zu schreiten, zog ein einschlägiges Heft unter meiner Matratze hervor und bemühte mich, eine Erektion zu bekommen. Normalerweise war das ja kein Problem, aber zu einem wissenschaftlichen Zweck an sich herumzurubbeln ist dann doch etwas anderes als um der Selbstbeglückung willen. Schon hatte ich einen Steifen, schon legte ich das Lineal an und was geschah? Mein Stück wurde wieder schlaff. Zwischendurch versuchte meine Großmutter, ins Zimmer einzudringen, wunderte sich, warum abgeschlossen war, und klopfte einige Male laut gegen die Tür. Ich musste öffnen gehen, und das nachdem ich endlich den Finger am Lineal positioniert hatte, um die Länge abzulesen.
Nach einer halben Stunde kam ich wieder in Stimmung. Die Messung nach der Methode, bei der man sich das Messgerät fest gegen das Schambein drückt, ergab immer noch etwas zwischen elf und zwölf Zentimetern. Nach wenigen Minuten konnte ich mich allerdings nicht mehr an das genaue Ergebnis erinnern. Wenn man etwas erregt ist, arbeitet das Gehirn gleich ganz anders. Ich musste alles von vorne machen und noch einmal nachmessen. Diesmal schrieb ich das Ergebnis zur Sicherheit auf. Es waren elf bis elfeinhalb Zentimeter.
Wegen der schnellen Erschlaffung war es nicht möglich, die Messungen nach beiden Methoden gleich nacheinander vorzunehmen. Nach der Methode, bei der nicht gegen das Schambein gedrückt wird, war mein Glied dann plötzlich nur mehr zehn Zentimeter lang. Das deprimierte mich wieder.
Wahrscheinlich hatte ich etwas falsch gemacht. Vermutlich war meine Latte nicht aus dem härtesten Holz geschnitzt gewesen. Ich machte mir den Steifen meines Lebens und korrigierte beide Ergebnisse um einen halben Zentimeter nach oben.
Ohne das Lineal in die Haut am Schambein zu bohren, kam ich folglich auf zehneinhalb, mit hineingepresstem Lineal auf zwölf und nach der einfachsten Methode, den Schwanz langzuziehen, auf gute dreizehn Zentimeter Länge. Pornodarsteller würde ich damit keiner werden, so viel war klar.
Aber andererseits heißt es doch immer, es kommt auch auf die Dicke an. Jede Frau, die frei von Statusdenken ist, gibt das zu, und das war auch aus dem hervorgegangen, das mir der Arzt damals bei meiner Kugellageroperation gesagt hatte. Bei einer Länge der sensiblen Zone in der Vagina von nur sieben Zentimetern war jeder darüber hinausgehende Millimeter Schwanzlänge nicht einmal Luxus.
Der Durchschnittsdurchmesser im erigierten Zustand liegt den meisten Quellen zufolge bei knapp unter vier Zentimetern. Den Durchmesser berechnet man, indem man den Umfang am Ansatz durch 3,141 dividiert. Ich maß meinen sofort nach und war mit meinen 8,8 Zentimeter Umfang und 2,8 Zentimeter Durchmesser gar nicht so unzufrieden.
Es sollte einen Body Mass Index für den Schwanz geben, fand ich. Einen objektiven aus Länge und Dicke zu errechnenden Wert. Die Länge dividiert durch die Dicke zum Quadrat. Oder so ähnlich. Irgendwo würde sich ja wohl ein Mathematiker finden lassen, der das hinbekam. Dann würde ich am Ende vielleicht sogar noch im oberen Durchschnitt landen. Meine Laune besserte sich bei diesem Gedanken sofort.
Ich legte mich wieder ins Bett und erinnerte mich, wie ich mit Sabine einmal in der Wiese gesessen war, und sie mir erklärt hatte, dass es Fleischschwänze und Blutschwänze gebe. Erstere würden sich bei einer Erektion kaum in ihrer Größe verändern, Letztere dagegen sehr. Ich hatte laut Sabine einen Blutschwanz.
Mit dieser Erinnerung an vergangene Tage schlief ich gegen fünf Uhr morgens endlich ein.
»Warum bist du so gut aufgelegt?«, fragte mich Jakob, als ich am nächsten Tag völlig unausgeschlafen ins Krankenhaus kam.
»Ich habe ein Gefühl, als könnte ich bald wieder einmal Sex haben«, sagte ich.
»Scheiße«, sagte Jakob.
»Warum Scheiße?«
»Ich werde sicherlich keinen Sex haben, solange ich hier herumhängen muss.«
Ich erzählte ihm von den Seepocken, auf die ich bei meinen Recherchen gestoßen war. Sie gehören zu den Krebstieren, aber sie sitzen festgewachsen auf dem Grund in flachen Küstengewässern. Ihre Penisse erreichen die bis zu achtfache Länge ihres eigenen Körpers. Sie brauchen das, weil sie, bewegungsunfähig wie sie sind, für den Geschlechtsakt mit dem Penis ihre Umgebung nach Artgenossinnen abtasten müssen.
»Mit so einem Tentakelschwanz könntest du eine Frau vögeln, die draußen
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