Elf Zentimeter
langgezogen?«
»Korrekt. Laut einer deutschen Studie erreicht die Länge im erigierten Zustand einen Mittelwert von mehr als vierzehn Zentimetern.«
»Schließen Sie daraus, dass die Deutschen einen um ganze zwei Zentimeter längeren Penis haben?«
»Nein. Was hätten Sie noch gern gewusst?«
»Gibt es Verlängerungsmethoden, die aus urologischer Sicht vertretbar sind?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Für Männer mit Hormonfehlern gibt es Hormonersatztherapien. Für Männer mit erektiler Dysfunktion gibt es PDE -5-Hemmer wie etwa Viagra. Die führen natürlich zu keiner Vergrößerung und sind auch wirklich ausschließlich für Leute mit Erektionsproblemen gedacht. Ich habe Viagra einmal probiert und musste ein paar Stunden im Badezimmer verbringen und mit kaltem Wasser kühlen. Operationen am Penis sind nur für Männer mit starker Verkrümmung gedacht. Eine Verlängerung wäre keine medizinische Maßnahme, sondern eine kosmetische Korrektur. Als Arzt kann ich so etwas nicht empfehlen.«
»Aber es gibt solche Operationen.«
»Es gibt Prothesen, die operativ implantiert werden, und man kann die Haltebänder durchtrennen. Dadurch rutscht das Glied weiter aus dem Körper heraus. Wer sich das leistet, muss tief in die Tasche greifen und mit vielen Nebenwirkungen rechnen. Das zahlt sich für einen gesunden Mann einfach nicht aus.«
»Wie sieht es mit Massagen, Pumpen und Extendern aus?«
»Massieren ist sicher kein Problem, wenn es Spaß macht. Von mechanischen Vorrichtungen würde ich abraten. Als Arzt rate ich Ihnen, das Geld dafür lieber in eine gute Flasche Wein zu investieren. Die Vakuumpumpen, die Sie wahrscheinlich gemeint haben, sind eigentlich zur mechanischen Herbeiführung einer Erektion gedacht. Wenn Sie sich für solche Dinge interessieren, sollten Sie sich aber lieber in einem Sex-Shop erkundigen. Die kennen sich damit besser aus. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?«
Er wünschte mir noch viel Spaß mit meinem Referat.
Ich fragte mich, ob Urologen während ihrer Ausbildung auch lernen, wie sie Männern mit kurzen Schwänzen die Sorgen ausreden. Womöglich war das einer der Gründe dafür, warum eine Art Penispanik nicht schon epidemische Ausmaße angenommen hatte. Das hieß allerdings, dass mir die beiden Ärzte mit ihrer nüchternen Professionalität die Welt geschickt schöngeredet hatten. Praktisch war sie aber die gleiche geblieben. Wenn ich meine Ziele ernstnahm, konnte ich es nicht darauf beruhen lassen.
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23
S tan Laurel, Oliver Hardy, Charlie Chaplin.
Die Frage war, wie es anderen Komikern gegangen war. Waren sie womöglich von denselben Problemen wie ich geplagt gewesen?
Ich rief in einem Wiener Nobelbordell an. Rotlichtmilieu, das war noch nie etwas für mich gewesen. Aber diesmal konnte die Branche einmal etwas Gutes tun und mir bei der Beseitigung eines männlichen Traumas helfen. Die Dame am Telefon hörte sich mein Anliegen ruhig an. Vermutlich war sie durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Anliegen, die mit dem männlichen Unterleib zu tun hatten, waren ihr tägliches Geschäft. Die Spielformen, die an sie herangetragen wurden, waren vermutlich noch facettenreicher als bei einem Urologen.
»Sie sind also Kabarettist«, sagte die Frau.
»Ja.«
Es war schön, diesmal nicht lügen zu müssen, auch wenn ich das Gefühl hatte, zu übertreiben.
»Wenn ich Sie richtig verstehe, soll das Ganze ein großer Spaß werden.«
»Genau. Es wäre nur wichtig, dass die Damen viel Erfahrung haben, damit seriöse Angaben dabei herauskommen.«
»Sie zeigen Fotos und die Damen nennen Werte? Wie lange dauert das ungefähr?«
»Genau. Das dauert dann eine Stunde, würde ich sagen.«
Ich schätzte, dass es mindestens zwei Stunden dauern würde, aber wenn ich einmal dort war, konnte nichts mehr schiefgehen. Vielleicht machte es meiner Jury sogar Spaß.
»Ich könnte mir natürlich auch vorstellen, den Damen etwas dafür zu bezahlen«, sagte ich.
Darauf ging sie nicht ein.
»Wenn, dann müssten Sie in der Saure-Gurken-Zeit kommen. Bis 10.Jänner haben wir Winterpause, aber dann gleich danach. So um sechs Uhr. Da sind die Mädchen schon da und haben nichts zu tun. Und natürlich muss der Chef einverstanden sein. Ich weiß nicht, wie er das sieht. Wir hatten aber auch schon einmal eine Kunstausstellung und eine Buchpräsentation hier im Haus. Warten Sie, da kommt er.«
Sie legte offenbar die Hand auf den Hörer. Es dauerte ziemlich lange. Vor mir am Computer war die
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