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Elf Zentimeter

Elf Zentimeter

Titel: Elf Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheiblecker
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hat auch niemand gedacht, dass sie sich eines Tages so simpel durch Tabletten beseitigen lassen werden. Bis dann Testpersonen für neu entwickelte Herzmedikamente feststellten, dass sie plötzlich vögeln konnten wie die Teufel. Wie gesund das ist, weiß zwar noch immer niemand so genau. Aber Pharmafirmen können sich Gutachten jeden beliebigen Inhaltes leisten. Und für einen längeren Schwanz hätte ich, wie viele andere sicher auch, ein bisschen Herzinfarkt- oder Schlaganfallgefahr jederzeit gerne in Kauf genommen.
    Die Apothekerin kehrte zurück und bat mich zu einem anderen Schalter, wo sie die Stimme leicht senkte, ohne deshalb verschwörerisch zu klingen.
    »Der Großhändler meint, dass es in Österreich nichts für Apotheken gibt. Höchstens, wenn Sie Erektionsprobleme haben, dann sollten Sie mit Ihrem Arzt reden. Das ist heute kein Problem mehr, da gibt es Viagra.«
    »Nein, Erektionsschwierigkeiten habe ich keine. Ich dachte nur – haben Sie vielleicht zumindest eine Vakuumpumpe?«
    Jetzt wurde ich doch rot.
    »Da sollten Sie lieber im Sex-Shop vorbeischauen.«
    Jetzt war ohnehin schon alles egal.
    »Und durchblutungsfördernde Mittel?«, fragte ich.
    »Die haben wir natürlich. Aber zur Penisverlängerung kann ich die nicht empfehlen.«
    Ich seufzte.
    »Gegen frühzeitige Ejakulation hätten wir etwas«, sagte sie.
    »Daran leide ich auch nicht«, erklärte ich.
    Lächelnd reichte sie mir einen Zettel, auf dem eine Internetadresse stand.
    »Vielleicht machen Sie sich auf der Seite dieser Firma schlau«, sagte sie. »Die stellen dort so ein Gerät her.«
    »Und funktioniert das?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich hatte die Kurve gekratzt. Mein Gesicht war wieder normal durchblutet. Ich schob wieder diese Studie vor.
    »Würden Sie es also einem Kunden nicht empfehlen?«
    »Nein. Ich würde mir oder meinem Lebensgefährten für das Geld etwas anderes kaufen.«

[home]
    21
    Z u Hause gab ich natürlich trotzdem sofort die Seite im Internet ein. Die Firma war ursprünglich auf Malta gegründet worden und hatte inzwischen Vertretungen auf der ganzen Welt.
    Ihr Produkt ist eine Art festes Kondom, das es in verschiedenen Größen gibt. Man zieht es über und saugt dann mit einem Pumpball die Luft ab. Anschließend verbindet man die Spitze des Kondoms mit einem Gummiriemen, den man auf der linken oder rechten Seite an einem dafür vorgesehenen Gürtel befestigt. Auf diese Art soll es zu einem gleichmäßigen Zug in die Länge kommen. Wie bei den Massagen sollen Mikrorisse und zusätzliche Zellen entstehen. Der Unterdruck im Gummikondom soll außerdem die Breite des Penis optimieren.
    Damit das Ganze möglichst schmerzfrei vonstattengeht, gibt es noch eine Schutzkappe für die Eichel, die unter dem Kondom getragen und als »Soft-Power-Vorrichtung« bezeichnet wird.
    Es sei ähnlich wie bei der Behandlung eines zu kurz geratenen Beins, dessen Knochen durchtrennt werden und das dann mit einem Gewinde gleichmäßig in die Länge gezogen wird. Der Vergleich schien mir im wahrsten Sinn des Wortes zu hinken, da es ja im Penis keinen Knochen gibt, der durchtrennt werden könnte. Aber wenn es funktionierte, war es mir egal, wie plausibel die Begründung war.
    Zumal es bei korrekter Anwendung angeblich keine Nebenwirkungen gibt. Das stand in großen Buchstaben dort. Ganz klein darunter war allerdings von Problemchen bei unsachgemäßem oder übertriebenem Gebrauch zu lesen. Thrombosen und Blutgerinnsel könnten sich bilden, die ließen sich aber problemlos operativ entfernen. Von Krampfadern stand nichts da. Aber ich fürchtete, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Immerhin hatte ich in einem Internet-Forum Beiträge gelesen, in denen sich Männer über diese Nebenwirkung von Massagen und Pumpen beschwerten. Und zu anderen kleinen Gefäßschäden wie Hämatomen konnte es bestimmt auch kommen.
    Meine Zweifel wuchsen weiter, als ich las, dass das Produkt in allen Apotheken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz erhältlich sei. Das konnte nicht stimmen, wie ich inzwischen wusste.
    Und dann verwies die Firma auch noch auf das Volk der Karamojong in Uganda. Inhaltlich mochte die Argumentation in diesem Punkt vielleicht sogar richtig sein, da es wahrscheinlich stimmte, dass man mit angehängten Gewichten den Penis verlängern könnte. Meine Zweifel bezogen sich eher auf die Präsentation. Als Quelle nannte die Firma einen Artikel in einer deutschen Boulevardzeitung. Besonders wissenschaftlich fand ich das nicht.
    Den

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