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Elf Zentimeter

Elf Zentimeter

Titel: Elf Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheiblecker
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flüsterte auf einmal. Dabei war ihre Stimme bis jetzt so laut gewesen. Sie war sicher nervös, dass ich mir das mit meinem Einkauf noch anders überlegen könnte. Sie war nervöser als ich. Das gab mir unglaublich viel Selbstsicherheit.
    »Ich habe ein kleines Glied«, posaunte ich aus und verwendete dabei ihr Vokabular. »Elf Zentimeter.«
    »Das ist dann die kleinste Größe«, flüsterte sie.
    Dann fragte sie mich noch schnell, ob ich lieber eine zylindrische oder eine spitz zulaufende Glocke wolle. Die zylindrische würde den Schwanz eher in die Breite ziehen, die spitze eher in die Länge. Ich nahm eine spitze, weil sie mir ästhetischer erschien.
    Rasch raffte sie meine Einkäufe zusammen, um sie in blickdichte schwarze Plastiktaschen zu packen. Sie eilte mit mir zur Kassa. Als das Mädchen an der Kassa den Preis nannte, hörte ich weg.
    »Mit Bankomat bitte.«
    Ich fragte mich, ob die Verkäuferin am Wochenende ihren Freundinnen von mir erzählen würde.

[home]
    29
    D ie folgenden Tage verbrachte ich sehr zurückgezogen. Meiner Familie gegenüber erklärte ich, ich würde mich auf mein neues Programm konzentrieren. Ich wolle ungestört bleiben. Vor allem wegen meiner Großmutter war Vorsicht geboten. Ich machte das Verriegeln der Tür zum Ritual, auch wenn ich nur harmlos ein Buch las.
    Akribisch entwickelte ich eine Kombinationstherapie samt detailliertem Zeitplan. Ich vermerkte genau, wann welche Übung dran war, wie oft welches Gerät zur Anwendung kommen sollte, wann welche Pillen einzunehmen waren.
    Ich notierte alles in einer Tabelle, die von nun an über meinem Schreibtisch hing. Meiner Großmutter entging sie natürlich nicht, als sie eines Tages aus Neugierde mit mir ins Zimmer schlüpfte.
    »Was ist denn das?«
    »Der Bauplan für mein neues Programm.«
    »Du arbeitest jetzt schon sehr professionell.«
    Es geht ja auch um mein bestes Stück, dachte ich.
    Wenn mein Plan funktionierte, würde ich meine Methode anders als die vielen Schwanzlängen-Nerds im Internet tunlichst für mich behalten. Und zwar nicht nur deshalb, weil mir kein passender Name einfiel. Ich dachte zwar etwa an »südturm2000« oder auch an »masterhorse11«, aber schließlich war mir doch klar, dass solche Fragestellungen nebensächlich waren. Vor allem aber dämmerte mir langsam Regel Nummer drei beim Umgang eines Mannes mit seinem Schwanz, die Schwanzlängenrelativitätstheorie.
    3.
Verrate keine Details über eine erfolgreiche Schwanzverlängerung.
Denn je kürzer der Durchschnittsschwanz bleibt, desto mehr
ist jeder Zentimeter, den du dazugewinnst, wert.
    Neben Konsequenz verordnete ich mir auch Geduld. Übereilte Zwischenmessungen verbot ich mir. Erst für den Tag Hundert nach Start meines Programms trug ich ein » KM 1« in meine Tabelle ein und machte einen roten Kreis rundherum. Kontrollmessung eins. Meine Motivation holte ich mir aus meinen Träumen, in denen Sabine zu mir sprach.
    »Mein Gott, deiner ist ja so groß wie eine Gurke! Du bist der beste Liebhaber der Welt!«
    Ob die Ginkgo-, Maca- und Rotweinextrakttabletten Wirkung zeigten, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war die billige violette Penisverlängerungspumpe völlig wirkungslos. Der Penisring aus Gummi an ihrem Ansatz dichtete überhaupt nicht. Der Saugball aus Gummi war viel zu schwach. Außerdem war die Glocke undurchsichtig. Man konnte seinen Schwanz nicht sehen. Das war beunruhigend.
    Ich hatte einmal gelesen, dass man mit billigen Pumpenmodellen anfangen soll. Wenn man Fahrradfahren lernt, kauft man sich auch kein Rennrad für die Tour de France. Diesem Rat musste ich nach meinem ersten Versuch mit der teuren Pumpe entschieden widersprechen. Die saugte nämlich prächtig.
    Ich machte alles so, wie es in einer Anleitung beschrieben war. Zuerst wärmte ich meinen Schwanz in der Dusche auf. Dann jelqte ich hundert Mal. Mit Gleitgel. Der Schwanz soll für das Pumpen gut durchblutet sein.
    Ich nahm den Pumpenpistolengriff zur Hand. Er erinnerte mich an eine Kneifzange, war ganz aus Metall und mit rotem Gummi überzogen. Außerdem war er mit einer Druckanzeige versehen. Null bis dreißig inHg beziehungsweise null bis 760 mmHg. Die Abkürzungen stehen für das Ausbreiten einer Quecksilbersäule bei Unterdruck in Inch und in Millimetern.
    Von der Unterseite des Pistolengriffs hing ein Schlauch. Ich verband das Schlauchende über einen Dichtungsverschluss mit der Plexiglasglocke. Dann setzte ich mich aufs Bett, tat die Beine leicht auseinander. Gespannt legte

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