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Elf Zentimeter

Elf Zentimeter

Titel: Elf Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheiblecker
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ich die Glocke über meinen halbsteifen Schwanz. Ich pumpte einige Male. Das Plexiglas saugte sich in meine Haut, sodass ich das Gefühl hatte, es würde schon am Schambein kratzen. Es war schön sichtbar, wie sich mein Schwanz mit Blut füllte, in wenigen Sekunden war die Eichel dunkelrot. Als die Druckanzeige bei zwölf inHg war, tat es weh. Besonders meine Eichel war schon etwas zu prall. Und der Unterdruck saugte auch schon an meinem Hodensack. Ich bekam Angst, dass meine Samenproduktion in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, und öffnete sofort das Drehventil an der Spitze der Glocke.
    Gleich darauf hielt ich mich für einen Feigling. Ich setzte die Glocke wieder an und pumpte bis zu einem Unterdruck von wenig über zehn inHg. Das war noch erträglich. Ich wartete zehn Minuten, wie es in der Anleitung gestanden war. Dann öffnete ich das Ventil und gönnte meinem Ständer fünf Minuten Pause. Nachher melkte ich wieder hundert Mal. Das ganze musste drei Mal wiederholt werden.
    Ich hatte es offenbar etwas übertrieben, denn auf meiner Eichel hatten sich kleine Blutergüsse gebildet. Am nächsten Tag waren sie aber wieder verblasst.
    Meine Kombinationstherapie sah so aus, dass ich anleitungsgemäß alle zwei Tage am Nachmittag pumpte, jeden Abend das durchblutungsfördernde Gel auftrug und jeden Morgen eines der drei Medikamente einnahm.
    Zusätzlich übte ich mich weiter in den Massage-Methoden. Dabei wandte ich die anspruchsvolleren nur alle vier Tage an, die einfacheren wiederholte ich zweihundert Mal jeden Morgen.
    Das erste große logistische Problem bestand darin, dass ich nicht wusste, wo ich meine Gerätschaften und Zaubermittel aufbewahren sollte. Sie zu den Pornoheften unter die Matratze zu legen, kam logischerweise nicht in Frage. Ich wollte meine sündteure Pumpe ja nicht zerdrücken. Unter dem Bett lagen sie einen Tag lang, bis ich bemerkte, dass aus der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers alles sichtbar war. Im Schreibtisch konnte ich die Pumpe auch nicht lassen. Dort wäre sie mir zu nah gewesen, ich hätte zu viel an sie denken müssen. Die Sockenlade war genauso wenig ein geeigneter Platz. Immerhin machte sich oft entweder meine fürsorgliche Mutter oder meine noch weit fürsorglichere Großmutter an diesem Ort zu schaffen.
    Schließlich verstaute ich alles oben auf dem Schrank hinter einigen Kisten mit Schulbüchern und Spielzeug aus der Kindheit. Dabei staubte ich alles feinsäuberlich ab. Diese Heldentat verkündete ich meiner ganzen Familie, damit auch ja niemand auf die Idee käme, dieses Versteck für mich zu putzen.
    Mit meiner Plexiglaspumpe ging ich um wie mit einem Hochpräzisionswerkzeug. Ich reinigte die Glocke nach jeder Verwendung, indem ich sie mit Wasser und einem Geschirrspülmittel füllte, zehn Minuten stehen ließ und dann mit einer weichen Flaschenputzbürste schrubbte. Sie wäre zwar auch geschirrspülerfest gewesen, aber sie zu den Tellern und Messern meiner Familie zu legen war natürlich nicht möglich. Der Pistolengriffpumpe gönnte ich ab und zu einen Schuss Maschinenöl.
    Auf die violette Plastikpumpe achtete ich hingegen weniger. Einmal, als ich ihr noch eine Chance geben wollte und sie wieder nicht fest genug saugte, warf ich sie zornig durchs Zimmer. Sie bekam einen Sprung. Ich behielt sie dennoch. Sie hatte immerhin sechzig Euro gekostet.
    Ich fühlte mich während der ersten Therapiewochen unglaublich stark und arbeitsfähig. Ich wusste aber nicht, ob das an meiner Zuversicht lag, bald in den Sex-Shop zu gehen, um eine größere Glocke zu kaufen, oder daran, dass ich täglich durchblutungsfördernde Tabletten schluckte.
    Ich war mir sicher, dass sich mein Schwanz bei jedem Pumpen um mindestens einen Zehntelmillimeter vergrößerte.
    Sabine, ich komme!

[home]
    30
    A b Woche zwei hatte ich den Verdacht, dass ich Wanderhoden bekam. Ich wusste zwar nicht genau, was Wanderhoden waren, aber der Begriff war mir aus der Liste möglicher Nebenwirkungen geläufig. Zudem bekam ich Schmerzen in der Lendengegend. Womöglich waren die Produkte gar nicht so gut geprüft, wie die Verkäuferin behauptet hatte. Womöglich verstärkte meine Kombinationsbehandlung die einzelnen Nebenwirkungen, vielleicht generierte sie noch unbekannte neue. Am Ende war ich dann womöglich unten ohne – nämlich ganz ohne.
    Ich ergänzte meine Verlängerungsagenda um regelmäßige Selbstuntersuchungen, bei denen ich meine Schreibtischlampe und einen Handspiegel verwendete. Dabei tastete ich

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