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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
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was sie auch vorgeben zu sein. Die Lichtillusionen der Königin Iris ermöglichen es ihr beispielsweise, im Dunkeln zu sehen; und ihre Illusion der Fernsicht macht es ihr möglich, Leute zu sehen, die sich weit außerhalb ihrer eigentlichen Sichtweite befinden. Hier im Nichts sind die Dinge dagegen, was sie zu sein scheinen. Es ist möglich, diesen Schein zu unseren Gunsten zu manipulieren und Realitäten zu erschaffen, die unseren Zwecken dienlich sind. Siehst du die Fußabdrücke?«
    Von seiner verwirrenden Logik verblüfft, blickte sie zu Boden. »Tatsächlich!« rief sie erstaunt. »Meine sind rund, deine sind Tatzenspuren. Meine leuchten hellbraun, genau wie mein Fell, und deine schwarz, genau wie deins.« Sie hob den Blick. »Ergibt das überhaupt einen Sinn? Wie können Fußspuren denn schwarz leuchten?«
    »Welche Farbe wäre für einen Oger schon angemessener?« konterte er. Er sah zwar keinerlei Fußspuren, erwähnte diese Tatsache jedoch lieber nicht. »Und jetzt müssen wir Tandys Spuren suchen.« Er lächelte knapp. »Ich hoffe ja, daß es wenigstens keine Jammerspuren sind…«
    »Ja, ja, natürlich«, meinte Chem. »Die müssen dort anfangen, wo wir die Linie überquert haben. Dort können wir Tandys Fährte aufnehmen.« Sie wollte umkehren, blieb jedoch stehen. »Merkwürdig.«
    »Was ist merkwürdig?« Krach war sich bewußt, daß das Nichts unzuverlässig und potentiell gefährlich war. Wenn Chem ihn durchschauen sollte, würde er sie möglichst sofort ablenken müssen. Ihre ganze Existenz konnte davon abhängen.
    »Ich scheine vor einer Mauer zu stehen. Sie läßt sich zwar nicht greifen, hält mich aber zurück.«
    Eine Mauer. Das war schon in Ordnung, denn das war ein physisches Hindernis und kein intellektuelles und damit wesentlich ungefährlicher. Krach gesellte sich zu ihr – und stieß ebenfalls gegen die Mauer. Sie war unsichtbar, wie Chem bereits bemerkt hatte, aber als er sie abtastete, spürte er ihre grobgehauenen Steine. Sie schien aus ogerresistentem Material zu bestehen, oder aber seine geschwächte Kondition war es, die ihn daran hinderte, die Mauer ordentlich zu demolieren. Seltsam.
    Seiner Schlauschlinge fiel jedoch noch etwas anderes ein. Wenn die Dinge hier im Nichts nicht das waren, was sie zu sein vorgaben, existierte diese Mauer womöglich überhaupt nicht. Wenn es ihm gelang, beständig nicht daran zu glauben, würde er hindurchschreiten können. Doch wenn es ihm schon gelingen sollte, mit rein geistiger Anstrengung etwas derart Greifbares wie diese Mauer verschwinden zu lassen, wie würde es dann erst den anderen Dingen im Nichts ergehen, zum Beispiel seiner Schlauschlinge? Nein, es war wohl doch besser, keinen Unglauben aufkommen zu lassen.
    »Was spürst du?« fragte Chem.
    »Eine feste Steinmauer«, entschied er. »Ich fürchte, es wird uns noch sehr schwerfallen, das Nichts wieder zu verlassen.« Er hatte geglaubt, daß intellektuelle Zersetzungserscheinungen oder auch die Aufhebung der Realität jenen Wesen, die ins Nichts eindrangen, den Tod bringen konnten; vielleicht war es aber statt dessen doch eher ein physisches, greifbares Hindernis. Er mußte bei wachem Verstand bleiben, um sich keine Illusionen über diese Illusionen zu machen.
    »Es muß aber einen Weg geben«, meinte sie mit einer gewissen falschen Zuversicht. Wie er auch, argwöhnte sie mittlerweile, daß sie vielleicht in einer noch größeren Gefahr schwebten als damals, als der Spaltendrache sie angegriffen hatte oder die Lavamassen unter ihnen zerborsten waren. Jetzt war das geistige und gefühlsmäßige Gleichgewicht mindestens so wichtig wie in jenen Situationen. »Zuerst einmal müssen wir Tandy finden. Danach können wir uns dann Gedanken darüber machen, wie wir von hier fliehen können.«
    Wenigstens hatte sie noch Sinn für Prioritäten. »Bestimmt. Wir können die Fährte abfangen, wenn wir uns entlang der Mauer bewegen. Jetzt wissen wir auch, warum sie wahrscheinlich nicht zurückgekehrt ist. Diese Mauer muß von außen zu durchdringen, von innen jedoch undurchdringbar sein. Ein bißchen wie die Einbahnpfade im Wald.«
    »Ja. Die Einbahnpfade habe ich immer gemocht. Diese Mauer dagegen gefällt mir nicht so sehr.«
    Chem folgte der Mauer, ohne sie sehen oder berühren zu können; dennoch stellte sie für die Zentaurin ein stattliches, wirkungsvolles Hindernis dar. Krach hingegen sah die leuchtenden Fußspuren nicht, aber er wußte, daß sie Tandy mit ihrer Hilfe finden würden. Diese

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