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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nichts nehmen konnte. Vielleicht konnte das Wechselspiel zwischen den beiden eine Region belebter Phantasie erzeugen, die zwar sehr viel Spaß machen konnte, andererseits aber auch eine ernsthafte Bedrohung der geistigen Gesundheit bedeutete, sobald sie außer Kontrolle geriet. Vielleicht lauerte ja gar keine rein physische Gefahr im Nichts, sondern vielmehr ein Zustand geistigen Chaos, der sich stabilisieren und verfestigen würde, sofern die physische Realität die beschränkte Einbildung nicht in ihre Grenzen verwies. Doch natürlich konnte ein dummer Oger nicht einmal den winzigsten Teil einer solchen Überlegung nachvollziehen.
    Chem, die das schlechte Benehmen ihrer Landkarte aus dem Konzept gebracht hatte, schaltete sie ab. Dann versuchte sie es erneut damit, wobei sie sich angestrengt konzentrierte. Diesmal breitete sich die Karte zunächst aus, wurde plötzlich zu einem winzigen kleinen Punkt, wirbelte wie wild umher und stabilisierte sich schließlich in der gewünschten Größe. Die Zentaurin lernte neue Kontrolle, was ganz gut war, denn in dieser Gegend konnte sich Disziplinmangel verheerend auswirken.
    »Schau mal, dort drüben, das sind die grasenden Zentauren«, sagte Chem und wies Krach die Richtung.
    Krach folgte ihrem Wink. Er erblickte einen Stamm grasender Oger. Wäre er noch intelligent gewesen, hätte er vielleicht begriffen, daß sich damit eine weitere charakteristische Eigenart dieser Region offenbarte. Chem sah etwas Unsinniges, und Krach auch, wenn es auch etwas anderes war. Das wies darauf hin, daß es hier keinen objektiven Standard gab, sondern daß die vorgeprägten Anlagen des Beobachters zu einem großen Teil auch seine Wahrnehmung definierten. Die Wirklichkeit war etwas ganz anderes, in diesem Fall vielleicht eine Herde unwichtiger Wesen, die dort grasten, ohne daß es jedoch Zentauren oder Oger gewesen wären.
    Wenn dem so war, so hätte er dann seinen Gedankengang fortsetzen können, dann stellte sich die Frage, inwieweit sie sich jemals sicher sein konnten, daß das, was sie wahrnahmen, keine Illusion war. Tandy konnte in einer Welt veränderter Realitäten gefangen sein, ohne es zu merken. Da Chem und Krach ebenfalls in einem Zustand veränderter Wahrnehmung befindlich waren, konnte sich das Problem, Tandy ausfindig zu machen, als wesentlich schwieriger erweisen, als ursprünglich vermutet. Doch er, als dummer Oger, würde einfach weiterpoltern, ohne sich um solche Kompliziertheiten zu scheren.
    »Irgend etwas stimmt da nicht«, meinte Chem. »Wir wissen doch beide, daß Zentauren nicht grasen.«
    »Ist wie ein Traum, mehr ist’s wohl kaum«, erwiderte Krach.
    »Illusion!« rief Chem. »Aber natürlich! Wir sehen zwar Lebewesen, aber die sehen nur so aus wie Zentauren.« Sie war intelligent, wie alle Zentauren, und besaß eine gute, rasche Auffassungsgabe.
    Aber sie hatte noch nicht alles durchschaut. »Zentauren dicht, die seh’ ich nicht«, sagte er unbeholfen.
    »Du siehst etwas anderes? Keine Zentauren?« Wieder legte sie die Stirn in Falten. »Was denn, Krach?«
    Krach klopfte sich auf die Brust.
    »Ach so, du siehst Oger. Ja, das leuchtet wohl ein. Ich sehe meine Rasse und du deine. Aber wie können wir nun sehen, was tatsächlich dort ist?«
    Das überforderte ihn viel zu sehr. Seine Schlauschlinge hätte ihm vielleicht gesagt, daß eine Umkehrung der Perspektive die durch den Geist erzeugten Veränderungen ausschalten und die reine Wahrheit enthüllen würde. Vielleicht eine Art Vergleichsraster, das Chems Wahrnehmungen mit seinen verglich und die jeweiligen Unterschiede eliminierte. Sie sah Zentauren, er sah Oger – anscheinend nahm jeder seine eigene Art wahr, das war also schon einmal verdächtig. Beide sahen aber eine Reihe von Individuen – das brachte ihre Daten auf einen gemeinsamen Nenner. Beide nahmen sie grasende Wesen wahr, was darauf hinwies, daß es sich dabei tatsächlich um grasende Tiere handeln mußte, welcher Art auch immer sie sein mochten. Und so weiter. Natürlich konnte es auch sein, daß es dort in Wirklichkeit nicht einmal diese postulierten Tiere gab, sondern daß sie nur eine gewisse Übereinstimmung bestimmter Vorstellungsbilder erlangten, so daß sie sich durch einen solchen Vergleich allenfalls eine neue, beiden gemeinsame Illusion aufbauten. Es war durchaus denkbar, daß das Nichts, wenn man der Sache einmal auf den Grund ging, tatsächlich nur ein Nichts war, das Fehlen jeglicher physischen Realität. Lebewesen dachten, folglich

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