Elfen-Jagd
Hand zu geben?«
Die Schlauschlinge verpaßte ihm eine peinliche Erkenntnis. »Ich habe deine Absichten mißverstanden«, gestand er. »Ich dachte, du wolltest freundlich sein.«
»Das war ich doch auch!« rief sie zornig. »Du warst der erste Mensch, dem ich in dieser seltsamen Gegend begegnet bin. Ich dachte, daß du vielleicht einen Ausweg wissen könntest. Aus eigener Kraft finde ich hier anscheinend nicht mehr heraus. Also wollte ich ganz besonders nett und freundlich sein, um dich auf keinen Fall zu verschrecken oder gar zu verjagen. Es hätte ja auch sein können, daß du dich ebenfalls verirrt hattest.«
»Ja, natürlich«, stimmte Krach ihr lahm zu.
»Aber du hast dich verhalten, als hätte ich dich irgendwie verprügelt oder so was!« schloß sie empört.
»Auf diese Weise zeigen Oger doch ihre Zuneigung«, erklärte Chem.
Tandy lachte laut auf. »Zuneigung! Auf diese Weise pflegen Menschen miteinander zu kämpfen!«
Krach schwieg. Die Sache war ihm entsetzlich peinlich.
Doch Tandy wollte nicht lockerlassen. »Du großer Dummbolzen! Dir werd’ ich zeigen, wie Menschen Zuneigung ausdrücken!« Und sie packte Krachs Arm und riß ihn mit ihrer kraftlosen Menschengewalt an sich. Erstaunt gab er nach, bis sich sein Kopf gesenkt hatte und beider Gesichter auf gleicher Höhe waren.
Tandy warf die Arme um seinen pelzigen Hals und verpaßte ihm einen festen, langen, heißblütigen Kuß auf den Mund, wobei sich ihre Lippen an seinen rieben. Krach war so überrascht, daß er sich erst einmal hinsetzte. Tandy folgte ihm, ihn noch immer umarmend, ihr Gesicht auf seins gepreßt. Er sackte gänzlich zu Boden, doch sie blieb bei ihm, und ihr langes braunes Haar flatterte, um seine wild und verblüfft starrenden Augen zu bedecken, während sie den Kuß zu Ende führte.
Endlich ließ sie ihn wieder los, weil sie nach Luft schnappen mußte. »Was hältst du davon, Oger?«
Krach lag reglos am Boden, unfähig, diese Erfahrung zu verarbeiten.
»Er ist ganz überwältigt«, meinte Chem. »Fürs erste Mal hast du ihm aber wirklich eine reichliche Dosis verpaßt!«
»Na ja, das wollte ich auch schon lange tun«, erwiderte Tandy. »Er war bloß zu blöd, um es zu bemerken.«
»Tandy, er ist doch ein Oger! Die verstehen nichts von menschlicher Romantik, das weißt du doch!«
»Er ist ein Oger mit einer Schlauschlinge. Da kann er es verdammt noch mal lernen!«
»Du bist reichlich unrealistisch, fürchte ich«, bemerkte die Zentaurin, als wäre Krach überhaupt nicht da. Vielleicht war das geistig gesehen ja auch sogar der Fall. »Du bist ein keckes, hübsches Menschenmädchen. Er ist ein riesiges Dschungeltier. Du kannst es dir einfach nicht erlauben, dich gefühlsmäßig an so ein Wesen zu binden. Das ist doch einfach nicht dein Typ!«
»Und wer, bitte schön, ist dann mein Typ?« fauchte Tandy. »Vielleicht irgendein verdammter Dämon, der es nur auf eine Vergewaltigung abgesehen hat? Krach ist das netteste männliche Wesen, das mir bisher in Xanth begegnet ist!«
»Und wie vielen männlichen Wesen bist du bisher in Xanth begegnet?« wollte die Zentaurin wissen.
Tandy schwieg. Natürlich hatte sie nur einen recht begrenzten Erfahrungsschatz.
Endlich wagte Krach einen Einwurf. »Du könntest vielleicht ein Menschendorf besuchen…«
»Halt dein Maul, Oger!« schrie Tandy. »Sonst kriegst du noch einen Kuß ab!«
Krach hielt sein Maul. Sie bluffte nicht – sie würde es glatt tun. Sie hatte ihre Arme schließlich noch immer um seinen Nacken gelegt, da sie halb über ihm lag und ihn sozusagen am Boden festhielt.
»Du mußt aber doch realistisch bleiben«, wandte die Zentaurin ein. »Der Gute Magier hat dich mit Krach auf die Reise geschickt, damit dich der Oger bei deiner Suche nach einem Ehemann beschützt. Was nutzt es dir jetzt, wenn du tatsächlich deinen dir vorbestimmten Mann findest, wie das Johann, die Sirene und vielleicht auch Goldy getan haben, wenn du deine Liebe närrischerweise schon vorher auf den Falschen richtest? Damit machst du doch deine eigene Suche zunichte!«
»Ja, ja, ja! Puh!« rief Tandy. »Du hast ja so recht, Zentaurin! Ich weiß, daß du recht hast, denn ihr Zentauren habt ja immer recht. Aber es tut so wohl!« Zwei heiße Regentropfen fielen auf Krachs Nase und brannten sich mit einer alles andere als physischen Säure in seine Haut ein. Sie weinte, und das verwirrte ihn noch mehr als der Kuß. »Seit er mich aus dem Kürbis gerettet und mir meine Seele wiedergegeben
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