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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
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Illusionen schienen mehr Substanz zu haben als anderswo. Die Illusionen der Königin Iris wirkten zwar sehr wirklich, dennoch konnte man jedoch einfach durch sie hindurchgehen. Die Illusionen des Nichts erschienen dagegen als recht unwirklich, dafür verhinderten sie aber jeden Durchbruch. Ob sie sich wirklich einmal alle auflösen würden, sobald er es sich gestattete, über das wahre Wesen des Nichts nachzudenken? Wenn hier nichts wirklich war, wie konnte eine Mauer ihnen dann den Fluchtweg versperren? Er balancierte ständig am Rande gefährlicher Gedanken dahin!
    Bald hatte Chem Tandys Fußspuren entdeckt. Sie waren hellrot, verkündete sie, und führten tiefer ins Nichts hinein, nach Norden.
    Krach bemerkte, daß die unsichtbare Wand ihnen unentwegt folgte. Sobald er versuchte, einen Schritt nach Süden zu gehen, hielt sie ihn davon ab. Er konnte nur nach Norden weitergehen oder seitlich nach Osten oder Westen. Das machte ihm größere Sorgen als es der Fall gewesen wäre, wenn er seine ogerhafte Dummheit behalten hätte. Er mochte es nicht, Einbahnstraßen entlangzuwandern; das erinnerte ihn zu sehr an Pfade, die direkt ins Nest eines hungrigen Drachen führten. Sobald er Tandy eingeholt hatte, mußte er eine Möglichkeit finden, wie sie das Nichts wieder verlassen konnten. Vielleicht konnte er mit ein paar schweren Hieben seiner Ogerfaust ja doch noch ein Loch in die Mauer schlagen.
    Doch wieder einmal bescherte ihm seine Schlauschlinge einen neuen Gedanken. Was, wenn das Nichts eine Art großer Trichter war, der es Reisenden gestattete, unbeschwert bis zu seiner Mitte zu gelangen, um ihnen dann den Aufstieg ins Freie zu blockieren? Dann war die Mauer vielleicht gar keine richtige Mauer, sondern lediglich der Außenrand dieses Trichters. Wenn er sie trotzdem zerschlug, würden sie dadurch nur den Boden unter den Füßen verlieren und mit einem gewaltigen Erdrutsch in die tiefsten Tiefen des Nichts hinabgleiten.
    Wie konnte er dafür sorgen, daß er dieser Falle entging und seine Gefährtinnen mit ihm? Wenn bisher noch niemand dem Nichts entkommen war, um darüber zu berichten und andere zu warnen, dann war das ein schlechtes Omen, was ihre eigenen Chancen anging! Nun, dann würde er eben der erste sein, der es schaffte!
    Konnte er vielleicht einen großen Vogel, möglicherweise einen Rokh, aufstöbern, der sie durch die Lüfte davontrug? Das bezweifelte Krach. Er hatte kein Vertrauen in Luftreisen, da er damit einige höchst unangenehme Erfahrungen gemacht hatte, und schon gar nicht vertraute er großen Vögeln wie Rokhs. Wovon ernährten die sich überhaupt?
    Was gab es noch? Da hatte er plötzlich eine Idee, die sich vielleicht auch im Nichts verwirklichen ließ. Er würde die Eigenschaften des Nichts gegen das Nichts selbst ausspielen, anstatt gegen sie anzukämpfen. Er würde es versuchen – sobald die Zeit reif war.
    »Da vorne ist irgend etwas«, meldete Chem. »Ich kann noch nicht genau erkennen, was es ist.«
    Kurz darauf wußten sie es: eine Ogerin – das fleischigste, wildeste, haarigste, häßlichste Ungeheuer, dem er jemals begegnet war, mit einem solchen Breigesicht, daß ihm fast das Herz stockte. Wunderbar!
    »Was macht denn die Zentaurin hier?« fragte Chem. Sofort unterzog die Schlauschlinge Chems Beobachtung einer Analyse. »Das ist noch so ein anonymes Wesen. Wir sollten etwas vorsichtig sein.«
    »Ach so, ich verstehe! Meinst du, es ist ein Ungeheuer?« Die Zentaurin vermied es feinfühlig, ihre naheliegende Befürchtung auszusprechen – daß nämlich das Ungeheuer Tandy möglicherweise verschlungen haben könnte. Schließlich war es ihren Fußstapfen gefolgt.
    »Vielleicht sollten wir es von verschiedenen Seiten angehen, so daß jeder dem anderen im Falle eines Angriffs beistehen kann.«
    Diese Entscheidung befriedigte ihn zwar nicht voll, aber der Gedanke, daß Tandy vielleicht etwas zugestoßen sein könnte, ließ ihm keine Zeit für umständliche Überlegungen.
    »Ja«, meinte Chem nervös. »Je mehr ich mich an diese Region gewöhne, um so weniger gefällt sie mir. Vielleicht kann sich einer von uns dieser Zentaurin nähern, während sich der andere versteckt bereithält. Wir können doch nicht einfach davon ausgehen, daß eine solch hübsche Zentaurenstute uns auf jeden Fall übel will!«
    Andererseits konnten sie es sich nicht leisten, davon auszugehen, daß die häßliche Ogerin ihnen nicht übelwollte! Sie mußten auf alles gefaßt sein. »Versteck du dich. Ich werde sie

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