Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
auf der Edro sich befand.
Was sollte er tun?
Ein leichtes Grauen stieg in ihm auf.
Und Hass. Ein schier grenzenloser Hass auf dieses düstere Wesen.
'Du musst versuchen, dich mit ihm zu identifizieren`, sagte er sich selbst. Aber sein Hass war zu stark.
Aber was sollte er jetzt unternehmen?
Für eine Flucht war es bereits zu spät, denn der Düstere war bereits nahe heran. Und ein Kampf?
Gespenstisch und lautlos stieg der Schatten an Land. Edro bewegte sich nicht.
"Lasst mich in Ruhe, Schatten! Ich hasse Euch!"
"Wie dumm und töricht Ihr doch seid, Herr Edro!" Einige Meter vor Edro blieb er dann stehen.
"Ich bin hier als Euer Bundesgenosse!"
"Ich brauche keine Bundesgenossen! Jedenfalls nicht von Eurer Sorte!"
"Ich habe Euch bereits einmal das Leben gerettet! Bedenkt dies, wenn Ihr so sprecht!"
"Ich bedenke dies. Aber ich hasse Euch trotzdem. Ich habe keine Erklärung für diesen Hass. Er ist einfach da! Und nun geht!"
"Ihr wisst genau, dass ich das nicht kann. Ich muss Euch ewig folgen, wo immer Ihr auch hingeht. Schließlich bin ich Euer Schatten!"
Edro fluchte lautstark und verwünschte den Düsteren.
Eine Weile standen sie dann schweigend da und starrten sich misstrauisch an.
"Wisst Ihr, wie man diese Küste nennt?", fragte Edro dann schließlich. Der Düstere nickte.
"Wir befinden uns auf der Insel der Verzweiflung !"
"Kein schöner Name", bemerkte der Dakorier. Sein Bundesgenosse zuckte lediglich mit den Schultern.
Dann gingen sie über die nackten Felsen. Kein Strauch, ja, nicht einmal ein Grashalm wuchs hier. Es war eine einzige Öde.
"Ob es auf dieser Insel wohl Wasser gibt?", fragte Edro und Besorgnis stieg in ihm auf. Das Salzwasser des Meeres war ungenießbar, aber ohne Wasser würde er nicht lange überleben können.
"Ich weiß es nicht", antwortete der Schatten einfach.
"Ich dachte, Ihr kennt diese Insel!"
"Ich kenne nur ihren Namen, Edro. Aber ich bin ebenso wie Ihr zum ersten Mal hier!"
Mehr oder weniger ziellos kletterten sie in den schroffen Felsen herum. Wasser schien es auf dieser kleinen Insel nicht zu geben. Die Lebewesen - ob nun Vögel oder Insekten - schienen dieses Eiland zu meiden. Edro kannte die Gründe hierfür nicht.
Langsam bewölkte sich wieder der Himmel. Die Sonne wurde von dicken, schwarzen Wolken verhangen und nur noch wenig Licht drang zur Erde. Da fanden Edro und sein Schatten plötzlich die verwesende Leiche eines Seemannes. Aber bis jetzt hatte sich aus nicht erfindlichen Gründen noch kein Aasvogel an den Leichnam herangewagt. Er lag höchstens seid einem Monat hier in der Sonne.
Seine Kleider waren fremdartig. Edro nahm an, dass er aus einem südlichen Land stammte.
Irgendwann musste auch sein Schiff von der schrecklichen Gewalt des Sturmes verschlungen worden sein.
Die Züge des Seemanns waren seltsam verzerrt.
"Es mag gut sein, dass diese Insel ihren schrecklichen Namen nicht zu Unrecht trägt", brummte der Dakorier, als sie weitergingen.
"Selten trägt ein Ort seinen Namen zu Unrecht, mein Freund!"
Langsam sank Edros Mut, und sie setzten sich auf den kalten Fels und machten Rast.
"Unsere Lage ist hoffnungslos", knurrte der Dakorier. Mit der Hand fuhr er sich durch die Haare. "Ohne Wasser kann ich nicht leben!"
Der Düstere schien Edros Worte überhaupt nicht wahrzunehmen.
Er schaute versonnen zum Horizont hin, wo immer schwärzere Wolken herkamen und den Himmel verdüsterten. Ein neuer Sturm schien zu kommen.
Selbst aus der Ferne konnte man erkennen, wie die Wellen höher und höher wurden.
Der Wind wurde wieder kälter.
"Suchen wir uns einen Unterschlupf!", sagte Edro und erhob sich um unter einem Felsvorsprung Schutz zu suchen.
Der Schatten folgte ihm dicht auf.
Nun setzte auch heftiger Regen ein und wieder wurde es fast so finster wie bei Nacht.
"Die Stürme dieser Gegend sind furchtbar!", brummte der Dakorier. Mit Riesengewalt knallten die meterhohen Wellen an den Strand der Insel der Verzweiflung, wo sie sich krachend brachen.
Es war ein gewaltiges Schauspiel!
"Hört auch Ihr die Stimmen?", fragte Edro dann plötzlich.
Irgendwo aus dem Nichts waren wieder diese weinenden Stimmen zu hören. Unendliche Pein sprach aus ihrer Klage.
"Hört Ihr sie?", fragte Edro nochmals, als der Düstere keine Antwort gab.
"Ich höre sie, aber was kümmern sie mich?"
"Sie weinen!"
"Es gibt so viele, die weinen!"
Die Stimmen wurden immer lauter und schließlich schier unerträglich.
"Aufhören!", schrie Edro in die Finsternis
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