Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
gleichgültig, was mich auf der anderen Seite dieser wabernden Nebel erwarten mag. Ich muss einfach wissen, ob diesem Land wirklich existiert. Ich muss es mit meinen eigenen Augen sehen, seinen Boden betreten, seine Winde spüren, seine Luft atmen.“ Die beiden Affen berieten sich in einer Sprache, die Edro nicht verstand. Sie schienen sogar etwas in Streit zu geraten. Einmal kreuzten sich sogar kurz ihre Dreizacke und schlugen klirrend aufeinander.
Edro konnte sich darauf keinen Reim machen. Er sah diesem bizarren Schauspiel eine Weile zu. Dann schienen sich die beiden Affen plötzlich zu vertragen.
Einer von ihnen wandte sich dem Wanderer zu und sagte: „Mein Freund hier hält es für möglich, dass Ihr der seid, der uns angekündigt wurde.“
„Angekündigt?“, fragte Edro verwirrt. „Ich bin Edro aus Dakor und ich wüsste nicht, wer mich hier hätte ankündigen sollen.“
„Oh, sagt das nicht“, sagte der Affe. „Die Bewohner von Elfénia sind für gewöhnlich gut informiert. Ihr müsst wissen, dass Dinge wie die Zeit, die Gegenwart, die Vergangenheit oder die Zukunft hier keine Rolle spielen. Dinge, die schon geschehen zu sein scheinen, könnten sich erst in der Zukunft ereignen und umgekehrt. Dinge, die noch ferne Zukunft zu sein scheinen, nicht mehr als eine Möglichkeit, sind hier vielleicht längst geschehen.“
„Du sprichst in Rätseln“, erklärte Edro.
„Wie auch immer“, sagte der andere Affe. „Euer Kommen wurde uns angekündigt und daher werden wir Euch passieren lassen.“ Die beiden Affen machten ihm Platz. Edro ging an ihnen vorbei.
Nach wenigen Schritten blieb er stehen, drehte sich noch einmal um.
„Könnte es sein, dass die Tatsache, dass ich in der Lage bin diese Brücke nach Elfénia zu sehen, damit zusammenhängt, dass die schwarze Blume mich umarmt hat?“
„Hat sie das?“, fragte ein Affe.
„Hat sie das wirklich?“, fragte der andere Affe. „Dann gehört Ihr zu den Wenigen, die dies überlebt haben.“
„Ich fand nur noch ihre verdorrten Überreste“, erwiderte Edro.
„Oh, das ist äußerst selten“, sagte der eine Affe. „Aber hin und wieder kommt es vor. Doch keine Sorge, die schwarze Blume des Todes erholt sich wieder. Das ist immer so gewesen, seit undenklichen Zeiten.“
*
Edro schritt über die Brücke der Nebelwand entgegen. Es dauerte nicht lange bis der Nebel ihn völlig einhüllte. Die wabernden Schwaden waren so dicht, dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Lediglich das metallene Geländer der Brücke bildete eine Orientierung. Das pulsierende Leuchten war auf einer Entfernung von mehreren Metern noch gut zu erkennen und wies Edro den Weg.
Schließlich ließ er die Nebelbank hinter sich. Dahinter war es überraschend klar. Sterne blinkten, aber zu Edros Überraschung standen zwei Monde am Himmel.
Die Brücke endete an einer Küste, die nicht zu jener Insel gehörte, auf der er die schwarze Blume getroffen hatte.
Edro sah gleich, dass es sich um ein völlig anderes Land handelte, mit anderer Vegetation und Bodenbeschaffenheit.
An einer natürlichen Hafenbucht lag eine Stadt mit goldenen Zinnen. Schiffe lagen vor Anker. Stimmengewirr wurde vom Wind zu Edro herüber getragen.
Dies muss es also sein, Elfénia, das Land der Seelen, dachte er.
Er machte sich auf den Weg zur Stadt. Das Tor wurde ihm geöffnet. Die Straßen waren voller Menschen. Sie schienen zu feiern und ausgelassener Stimmung zu sein.
Ein Mann in grauer Kleidung trat Edro entgegen.
„Sei gegrüßt, Edro“, sagte er.
„Ihr kennt mich?“, wunderte sich Edro.
„Ihr seid Edro aus Dakor, nicht wahr?“
„Der bin ich“, bestätigte Edro.
„Und ich bin Luun, der Graue“, erwiderte der Mann, der Edro angesprochen hatte.
„Wir kennen uns nicht“, sagte Edro.
„Oh, vielleicht werden wir uns erst noch kennenlernen. Die Zeit ist etwas sehr Unbeständiges.“
„Wenn Ihr das sagt, Luun.“
„Einige Freunde erwarten Euch hier in Elfénia. Lange hat es gedauert bis Ihr hier her gefunden habt, aber schließlich habt Ihr den Weg doch noch gefunden, so wie sie. Wenn es Euch auch nicht vergönnt war, gemeinsam hier her zu gelangen.“
„Ihr sprecht in Rätseln“, sagte Edro.
„Alle Rätsel haben hier ihr Ende. Das werdet Ihr gleich sehen.
Folgt mit Edro aus Dakor!“
Der graue Luun führte Edro aus Dakor durch die Straßen dieser Stadt, von der Edro erfuhr, dass sie ebenfalls Elfénia hieß, so wie das ganze Land.
Sie erreichten ein erhabenes, mit einem
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