Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
wurde und sich die Agonie ausbreitete.
     
    Gleichgültigkeit.
    Das heisere Lachen Ahyrs hallte in seinem Bewusstsein schauerlich wider. Mergun glaubte fast, dass ihm der Schädel zerspringen müsste. Der Kopf schmerzte. Es dröhnte darin auf unerträgliche Weise.
    Ahyr sagte: „Du, der du versucht hast, gegen mich aufzubegehren, und der du Frevel der schlimmsten Art begangen hast, du wirst nun mein treuer Diener werden; einzig und allein mir hörig, ohne freien Willen. Ein Kämpfer für meine Sache, ein Streiter in meinem Heer der Seelenlosen, deren Namen von keiner Chronik erwähnt werden. Ein Verdammter unter Verdammten, dazu verurteilt, in die Schlacht zu ziehen, sich zerstückeln zu lassen und zu Staub zu zerfallen.“ Er lachte erneut. „Ist das nicht eine Ironie von besonderer Güte? Wo bleibt dein aufmüpfiges Mundwerk, mein sterblicher Freund? Wo der Hass, der dir gerade noch Kraft gab?“
    Der Blick des Gottes war stechend.
    Mergun hätte am liebsten den Kopf gewendet.
     
    Aber er konnte nicht.
    Es war ihm einfach nicht möglich.
    Er fühlte sich schwach und elend.
    Tief drang der Blick des Gottes in seine Seele und für einige Augenblicke vergaß er alles, um sich herum: sein Schwert, das er noch immer mit den Händen umklammerte, jederzeit bereit, es über den Kopf kreisen zu lassen und loszuschlagen; die grässlich zugerichteten Leichen, die Schreie der Gequälten...
    ...und die Worte Luuns.
    Alles.
    Er fühlte sich leer.
    Er nimmt mir die Seele, wurde es Mergun klar. Er nimmt sie und danach wird da nichts mehr sein, nicht einmal ein einiger Gedanke oder eine Erinnerung. Nur Leere.
    Ich muss mich mit aller Kraft dagegen wehren! wurde es dem Wanderer klar.
    Solange es noch möglich war...
     
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als Ahyr hier und jetzt zu erschlagen - auch wenn der zornige Gott mit den drei flackernden Augen eigentlich in seinen Plänen noch eine Rolle spielte. Aber es ging nicht anders, wenn er überleben wollte.
    Er spürte die Waffe in seinen Fäusten. Das Schwert, dessen grünlich-schimmernder Schein dieser Klinge eine besondere Aura gab.
    Ein eigenartiges Gefühl der Kraft ging von dieser Waffe aus. Mergun hatte etwas Vergleichbares noch nie empfunden. Zauberkraft! dachte er. Es muss magische Energie sein, die in diesem Schwert nun wohnt.
    Und es schien, als wäre diese Energie jetzt sein Verbündeter.
    „Stirb, Ahyr!“, rief er.
    Mergun versuchte, seinem Feind die Klinge in den Leib zu rammen.
    Der Mann von der Wolfsinsel unternahm eine gewaltige Kraftanstrengung.
    Er versuchte, die Waffe empor zu reißen, um dann zu einem mörderischen Schlag auszuholen.
     
    Aber da musste er feststellen, dass er nicht die geringste Kontrolle über seinen Körper besaß. Er war wie in einem unsichtbaren Schraubstock gefangen.
    Nein! Nein! Es darf nicht sein!, schrie es in der Seele des einsamen Wanderers. Ich darf mich nicht zum Werkzeug dieses Scheusals erniedrigen lassen!
    Alles in Mergun kämpfte gegen die fremde Macht an, die von ihm Besitz zu ergreifen drohte.
    Und dann war plötzlich alles vorbei!
    Ahyrs unheimliche Seelenkraft war aus Merguns Innern verschwunden.
    Der Wanderer war wieder frei.
    Mergun spürte, dass er jetzt gewonnen hatte.
    Wie hat dies geschehen können?, dachte er.
    Nur durch die Macht des grünlich schimmernden Schwertes in seinen Fäusten? Durch die Kraft des magischen Feuers, das jetzt in dieser Waffe wohnte und von dem es hieß, es könnte die Götter verschlingen?
    Ja, das muss es sein, dachte Mergun.
    Oder hatte vielleicht der geheimnisvolle Luun ihn mit einem Zauber vor dem Zugriff dieses Gottes bewahrt?
    Mergun wusste es nicht und jetzt war auch nicht die Zeit dazu, über diese Dinge nachzudenken. Er hatte kurz davor gestanden, ein willenloser Sklave zu werden, das Spielzeug eines grausamen Gottes.
    Und nun...
    Nun war er wieder Herr seiner eigenen Gedanken und seines Schwertarms.
    Am liebsten hätte Mergun die grünlich schimmernde Klinge in seinen Fäusten in den Leib Ahyrs gestoßen - so wie der Wanderer es ursprünglich vorgehabt hatte.
    Die Mordlust und das Bedürfnis, diese menschenverachtende Kreatur zu bestrafen, waren fast übermächtig. Aber er beherrschte sich.
    Nein, dachte er und glaubte dabei fast die Stimme des grauen Luun in seinen Inneren widerhallen zu hören, wähle nicht den einfachsten Weg, sondern zähme dich. Was nützt es, wenn nur dieser Götze vom Antlitz der Erde getilgt ist und seinem Blut liegt, so wie zuvor seine unzähligen Opfer?

Weitere Kostenlose Bücher