Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Würdest du dich nicht unfreiwillig zu einem willfährigen Diener Taykors machen, der sich in seiner Bösartigkeit nicht von Ahyr unterscheidet?
Ahyr wich ein Stück vor Mergun zurück.
Seine Augen blitzten.
Ein ängstliches Flackern, völlig untypisch für diesen Gott der Grausamkeit...
Angst!, erkannte Mergun. Ja, jetzt spürst du sie! Wie lange ist es schon her, dass du sie das letzte Mal empfunden hast? Wie lange ist es her, dass jemand wagte, dir die Stirn zu bieten?
Ahyr fletschte die Zähne wie ein Raubtier.
„Ergreift ihn!“, rief der grausame Gott seinen Soldaten zu und sofort eilten einige von ihnen herbei. Das grünlich schimmernde Schwert surrte durch die Luft und hielt die seelenlosen Sklaven Ahyrs auf Distanz.
„Halt!“, donnerte da des Wanderers Stimme. „Wenn ich getötet werde, kannst du diesen Krieg nicht gewinnen, Ahyr! Das bedenke, bevor du deine Knechte auf mich hetzt!“
Gerade wollten die Soldaten des zornigen Gottes Mergun erneut angreifen, da gebot ihnen ihr Herr abermals Einhalt.
„Was sagst du da, Sterblicher?“, fragte Ahyr und Mergun meinte, Unsicherheit in seiner Stimme zu hören.
Mergun erklärte: „Ich weiß etwas, was für dich von größter Wichtigkeit ist!“
Ahyr lachte dröhnend.
„Ach, ja?“, fragte er dann spöttisch.
„Ich weiß, wo sich Taykors Heerlager befindet!“ Mit Befriedigung registrierte Mergun das Erstaunen im Gesicht des Gottes.
Er sah, wie sich Ahyrs Faust fester um den Griff seiner monströsen Streitaxt klammerte.
„Wo ist es, Sterblicher?“, fragte er.
Mergun lächelte dünn.
„Wir werden einen Handel machen!“
Ahyrs Augen leuchteten jetzt gefährlich. Eine Veränderung ging im Gesicht des Gottes vor sich und Mergun erkannte, dass er behutsamer vorgehen musste.
„Ich bin nicht gewohnt, dass man mit mir schachert!“, donnerte Ahyr. „Antworte also, oder ich bringe dich eigenhändig um!“
„Bedenke, was du sagst, Ahyr!“ Mergun betrachtete sein Gegenüber abschätzend. „Wir werden ein Abkommen schließen! Ich werde dich zu Taykors Heerlager führen und du versprichst mir, ihn endgültig zu vernichten. Nicht nur seine Heerscharen, sondern ihn selbst! Verstehst du mich?“
Ahyrs Züge entspannten sich etwas. Dann lachte er dröhnend.
„Ja, ich verstehe dich, Sterblicher“, erklärte er schließlich. „Es ist ein gutes Abkommen. Aber sage mir jetzt noch, was für ein Interesse du an Taykors Tod hast, Sterblicher!“
„Das ist meine Angelegenheit.“
„Nun denn...“ Ahyr reichte Mergun die Hand und dieser nahm sie.
„Hiermit ist unser Bund besiegelt!“, brummte der Gott. Mergun hob die Augenbrauen. „Ich hoffe, dass du ein Gott bist, der seine Abmachungen einhält!“
Ahyr lachte.
„Diese Abmachung halte ich mit Vergnügen ein! Oh, Taykor wird sich wundern! Sein Blut wird dieses Land tränken!“ Ahyr klopfte Mergun freundschaftlich auf die Schulter. „Du bist mein Freund, Sterblicher! Und ich hätte dich beinahe getötet!“ Er lachte dröhnend.
Nein, dachte Mergun, du hättest mich nicht beinahe getötet; dazu fehlt dir die Kraft und das weißt du genau. Wahrscheinlich denkst du bereits darüber nach, wie du mich nach Taykors Ende doch noch vernichten kannst!
In diesem Augenblick wurde gerade das zweite Kreuz aufgerichtet. Aber in der Frau, die dort mit auf den Wangen hängenden Augen hing, war kein Leben mehr.
Den Wanderer grauste es, aber er konnte jetzt nichts tun. Er war machtlos diesem Verbrechen gegenüber.
Nein, er war mehr als das! Er hatte sich auf gewisse Weise zum Komplizen gemacht! Aber er wusste, dass es kaum einen anderen Weg gab.
Schon sehr bald würde Ahyrs Leiche im Staub liegen und selbst die Aasvögel würden sich vor dem Körper des hingeschlachteten Gottes ekeln.
Aber das lag noch alles in der Zukunft.
„Wann werden wir aufbrechen, Ahyr?“ fragte Mergun dann schließlich seinen neuen Bundesgenossen. „Es ist ratsam, so bald wie möglich loszuziehen, da sonst die Möglichkeit besteht, das Taykor mit seinem Heer an einen anderen Ort zieht!“
Ahyr runzelte die Stirn.
„Ja, du hast recht, Sterblicher! Wir müssen schnell handeln, sonst ist unsere Chance unter Umständen vertan!“
Mergun sah die Wildheit und das Animalische in den Augen Ahyrs. Noch nie zuvor hatte er so viel Hass in einem Gesicht vereint gesehen und dies ließ ihn schaudern. „Wenn die Opferungen beendet sind, brechen wir auf, mein sterblicher Bundesgenosse!“, dröhnte Ahyrs Stimme durch die
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