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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einige andere, die Thiros Soldaten lebend vom Kreuz nehmen.
    Aber sie waren nicht in der Lage, irgendetwas von sich zu geben außer einem Schrei nach Wasser.
    Sie alle starben im Verlauf der nächsten Stunden.
    Es muss schrecklich sein, seine Seele zu verlieren, dachte Thiro während sie ihren Weg fortsetzten.
    Konnte dieses Schicksal am Ende gar auch ihnen blühen? Nur ganz kurz kam dieser Gedanke in Thiro auf, denn dann verdrängte er ihn bereits wieder. Es war frevelhaft, solche Gedanken zu hegen, das wusste er.
     
    Aber trotz allem konnte Thiro sich nicht beruhigen.
    Die Worte des Gekreuzigten hatten ihn tief in seinem Inneren erschüttert.
    „Kommt, König Thiro! Setzt ein frohes Gesicht auf! Es besteht kein Grund Trübsal zu blasen!“, wollte Ovamnus ihn aufmuntern.
    Aber Thiro spürte sehr wohl, dass die Heiterkeit des anderen lediglich aufgesetzt war.
    „Glaubt mir, Thiro, der Mann hat sich ein schönes Märchen ausgedacht, um uns zu beeindrucken.“
    Die Stunden gingen dahin und die beiden Könige schwiegen die meiste Zeit über. Langsam legte sich der Schleier der Dämmerung über das Land.
    „Lasst uns hier übernachten!“, schlug Ovamnus vor und Thiro war damit einverstanden. Pan-Ro, der Fahnenträger, gab mit seinem Horn das Signal zum Errichten eines Lagers.
    Feuer wurde angezündet, die beiden Könige stiegen aus ihren Sätteln.
     
    „Ich bin hundemüde“, erklärte Ovamnus.
    Thiro nickte lediglich matt, während Saphax sein Pferd nahm.
    „Was ist mit Euch?“, fragte Ovamnus.
    „Es ist nichts.“ Er zuckte mit den Schultern und ging zu den anderen ans Feuer, während Thiro gedankenverloren stehen blieb.
    Saphax, der inzwischen sein Pferd versorgt hatte, kam zurück und der König rief seine Diener zu sich.
    „Was ist, mein Herr?“
    „Ich muss dich sprechen, Saphax!“
    „Gut! Wie Ihr befehlt!“
    „Ich brauche einen Rat!“
    „Einen Rat?“ Saphax verzog das Gesicht. „Hat ein König nicht bessere Ratgeber als seine Diener?“
    Thiro musterte Saphax eindringlich. Dann fragte er: „Was hältst du von der Geschichte des Gekreuzigten?“
    Saphax zuckte mit den Schultern.
    „Sag mir deine ehrliche Meinung!“
     
    „Ich war immer ehrlich zu Euch, mein Herr!“
    „Natürlich, ich weiß. Was denkst du also?“
    „Ich bin mir nicht so ganz sicher, Herr! Es ist möglich, dass der Mann im Wahn redete. Starke Schmerzen können sich sehr wohl auf den Verstand auswirken.“
    „Das ist wahr. Aber so ganz mag ich an diese Version nicht glauben.“
    „Vergesst den Gekreuzigten und seine Geschichte, Herr!
    Zerbrecht Euch über das Schicksal dieser Hingerichteten nicht den Kopf! Wahrscheinlich waren es lediglich gemeine Mörder...“
    „Möglich, dass du recht hast. Vielleicht sollte ich die ganze Geschichte wirklich vergessen ...“
    „Bestimmt, Herr!“
    „Und doch ...“
    „Ja?“
    „Hast du die Augen dieses Mannes gesehen?“
    „Ja, ich habe sie gesehen.“
     
    „Ich habe sie eingehend betrachtet, Saphax.“
    „Es waren die Augen eines Mannes, der Angst hatte...“
    „Ja, aber Angst wovor?“
    „Vor dem Tod, Herr! Wer hätte keine Angst vor dem Tod und jener Qual, die einen erwartet, wenn man ans Kreuz genagelt wird.“ Es entstand eine kurze Pause. König Thiro schien nachzudenken.
    „Ihr seht betrübt aus, Herr! Kann ich Euch irgendwie helfen?“ Ihre Blicke trafen sich und der König hob fragend die Brauen.
    „Was ist die menschliche Seele, Saphax?“
    „Ich weiß es nicht, Herr. Ich bin weder Priester noch Gelehrter, sondern ein einfacher Diener.“
    Groß und hell schien der Mond auf die Ebene herab. Die meisten derer, die sich an diesem Kreuzzug ihres Gottes Taykor beteiligten, hatten sich neben die Feuer gelegt und waren eingeschlafen. Ein anstrengender Tag lag hinter ihnen und morgen würde ein weiterer folgen.
    Nachtgespenstern gleich schlichen die Wachposten umher und beäugten misstrauisch die Umgebung. Aber da war nichts, was sich bewegte, außer ihnen selbst - und ihrem König.
    Thiro konnte im Gegensatz zu Ovamnus nicht schlafen. Ruhelos spazierte er um das Lager und dachte nach, wobei er sich langsam aber sicher mehr und mehr von den Feuern entfernte. Er wollte ungestört sein.
    Er setzte sich ins Gras und schaute den Mond an.
    Als er plötzlich hinter sich ein Geräusch hörte, fuhr seine Hand zu dem Griff des langen, schmalen Schwertes an seiner Seite. Er wandte sich um und blickte in die traurigen Augen eines kleinen Gnoms.
    „Bitte...“
    „Was wollt Ihr,

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