Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Dunkel, von Licht und Finsternis.
    Mergun kannte dieses Muster gut. Es war ihm vertraut.
    Und ebenso war es Ahyr vertraut gewesen!
    Mergun trat noch etwas weiter vor und blieb dann vor dem Altar stehen.
    Ja, genau hier ist es!, durchfuhr es Mergun. Hier wurden Ahyr Menschenopfer dargebracht!
    Mergun schien es so, als sei es erst gestern geschehen. Aber in Wirklichkeit waren bereits Jahrhunderte vergangen. Als Gott verliert man den vernünftigen und natürlichen Bezug zur Zeit wurde es Mergun klar. Hatte er bereits diesen Bezug verloren? Mergun trat jetzt direkt vor den Altar. Er streckte eine Hand aus und berührte den Stein, aus dem er geformt war.
     
    Ein seltsamer Schauer durchzuckte seine Hand, seinen Arm und schließlich seinen ganzen Körper.
    Dies war sein Altar, ihm geweiht. Er war der Gott, zu dessen Ehren man des Feuer am Lodern hielt.
    Aber wie vielen Göttern vor ihm hatte dieses Gemäuer bereits als Wohnstatt gedient? War Ahyr wirklich der Erste?
    Mergun wusste es nicht, aber es konnte zumindest sein, dass auch Ahyr einen Vorgänger hatte und dieser Vorgänger wieder einen... War es am Ende so, dass er nur ein winziges Glied in einer langen Kette darstellte von befreienden, die Menschen erlösenden und später sich zu Despoten entwickelnden, tyrannischen Göttern?
    Mergun erschreckte dieser Gedanke. Nein, das durfte einfach nicht sein!
    Seine Hand glitt wie liebkosend über den kalten Stein des Altars.
    Mergun spürte die Versuchung, in die hinteren Gänge und Labyrinthe des Tempels einzudringen, die nur den Baumeistern dieses Gebäudes und den Göttern, die darin gewohnt hatten, bekannt waren.
     
    Aber er zügelte sich. Was würden die überall herumstehenden Priester sagen, wenn er plötzlich eine Geheimtür öffnen würde, um...
    Nein, das war ganz und gar unmöglich. Damit wäre er entlarvt. Noch einmal strich seine Hand über das Gestein des Altars, noch einmal bewunderten seine Augen des Muster der Schatten auf dem Fußboden, dann wandte er sich ab und eilte mit schnellen Schritten nach draußen.
    Irrtoc grinste.
    „Na, genug in Erinnerungen geschwelgt, Herr Taun?“
    „Ja.“ Mergun sagte es fast tonlos und kaum hörbar. Irrtocs Gesichtsausdruck zeugte von seinem Erstaunen, aber er sagte nichts.
    Er übergab Mergun wieder die Zügel seines Pferdes und dieser stieg auf.
    „Wohin sollen wir nun?“, fragte der fahrende Sänger.
    „Ihr fragt mich?“ Mergun zuckte mit den Schultern. „Ich habe kein Ziel. Fürs erste gehe ich mit Euch mit!“ Am Abend sang Irrtoc in einem recht zweifelhaften balanischen Gasthaus. Alle seine Lieder waren von derselben Art: hart, grausam und blutig.
    Aber Mergun konnte nicht leugnen, dass Irrtoc recht hatte mit dem, was er sang. Er saß in einer finsteren Ecke der Schenke in der schützenden Dunkelheit eines Schattens und hörte zu. Er sah, wie die Leute Beifall klatschten. Mergun musterte sie nachdenklich. Es waren seltsame Leute, die hier versammelt saßen und den Liedern Irrtocs lauschten. Ihre Kleider waren zusammengewürfelt und passten zu keiner Mode. Aber irgendwie mochte Mergun diese Männer. Sie waren ihm wesentlich näher als die Wesen seines eigenen Geschlechtes: die Götter. Bei Mergun am Tisch saß ein vermummter Mann. Er hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und erst jetzt zog er sie etwas zurück, so dass Mergun seine Gesichtszüge erkennen konnte.
    Es war Luun, der geheimnisvolle, graue Luun.
    „Es freut mich, Euch hier wiederzusehen, Freund Mergun! Es freut mich wirklich!“
    „Mich freut es auch, dass wir uns hier begegnen“, erklärte Mergun.
    Er lächelte freundlich und Luun lächelte zurück.
    Ja, im ersten Augenblick hatte Mergun sich tatsächlich über diese Begegnung gefreut. Aber dann stieg Misstrauen in ihm auf.
    Luun erschien niemals grundlos und auch niemals nur, um mit ihm etwas zu plaudern.
    „Wir leben in einer bewegten Welt, mein Freund“, stellte Luun dann fest und Mergun musste ihm zustimmen.
    „Ja, so ist es, obwohl ich wünschte, es wäre anders.“
    „Und dabei wart Ihr es, der einen Großteil dieser Bewegung verursacht hat. Und auch einen beträchtlichen Anteil der Bewegung, die diese Welt noch in der Zukunft heimsuchen wird, wird auf Euch zurückzuführen sein!“
    Mergun schauderte bei diesen Worten seines geheimnisvollen Mentors. Große Dinge standen bevor, das spürte der Gott deutlich.
    Aber er wollte nicht wieder der auslösende Faktor einer Entwicklung sein, die ihm am Ende aus der Kontrolle

Weitere Kostenlose Bücher