Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Wirklichkeit zurück. Es war ernüchternd.
Noch immer waren seine Augen glasig, noch immer blickte er ins Leere. Er wirkte abwesend.
Es schien ihm so, als würden die düsteren Schatten, die er durch die Droge zu vergessen gehofft hatte, nun mit doppelter Gewalt über ihn kommen, ihn bedrohen, ihn verschlingen.
Der Tod.
Ganz deutlich sah er ihn vor sich. Er würde sterben! Der Tod würde kommen! Der Tod. DER TOD!
NEIN!
Er nahm wieder etwas von der Droge. Sie war ein grünes, wie Gift aussehendes Pulver.
Es war ein bitterer Geschmack, aber irgendwie faszinierte Krask dies. Genauso, wie ihn plötzlich der Tod zu faszinieren begann.
Der Tod.
DER TOD!
NEIN! NEIN! NIEMALS! ES DARF NICHT GESCHEHEN! ES
DARF NICHT! ES...
Er schrie.
Seine Stimme hatte nichts Erhabenes an sich, nichts Göttliches.
Es waren nicht einmal Wörter, die sich seinen Lippen entrangen, nur Laute. Laute wie sie jedes Tier auszustoßen vermochte.
Es waren aus der Angst geborene Schreie.
Etwas erschrocken blickten die anderen Götter zu ihm und sahen, wie er sich wild hin und her warf, schreiend, sabbernd, verzweifelt.
Nach einer kurzen Weile kam er wieder etwas zur Ruhe.
Die Droge! Sie beginnt zu wirken!, spukte es in seinem Kopf. SIE
WIRKT!
Die Außenwelt nahm er jetzt nur noch verschwommen und undeutlich wahr. Sie schien vermischt mit irrealen Traumgebilden.
DIE DROGE WIRKT!
Er würde wieder vergessen, dass es eine Realität gab, der er sich nicht entziehen konnte.
Er würde für eine kurze Zeit auch den Tod vergessen können.
Sunev blickte unterdessen befriedigt drein und fasste sich an seinen recht umfangreichen Bauch.
„Ich bin satt!“, brummte er und lächelte. „Aber das lässt sich selbstverständlich ändern!“ Er nahm eine Schüssel und eine Feder.
Mergun wusste, was jetzt kommen würde. Er hatte es bereits mehr als einmal gesehen.
Mit der Feder kitzelte Sunev sich dann im Hals und brachte sich damit zum Erbrechen.
Das Erbrochene kam in die Schüssel, doch ging hin und wieder auch etwas daneben.
Den Gott schien dies jedoch wenig zu stören.
Sunev hatte es fast genauso ausgebrochen, wie er es gegessen hatte! Seine Zähne schien er überhaupt nicht benutzt zu haben.
Er hatte einfach nur hineingeschlungen und hinuntergewürgt.
Seufzend legte Sunev Schüssel und Feder weg.
Es roch unangenehm, aber der Gott des Reichtums schien dies nicht wahrzunehmen.
„Jetzt bin ich wieder leer!“, grinste er. „Ich kann nun wieder von vorne beginnen!“
Und sogleich griff er nach einer großen, saftigen Frucht und verschlang sie schmatzend, sabbernd und kleckernd. Sein Gewand war ohnehin schon über und über mit Essensresten besudelt.
Wenn ein Sterblicher in diesem Augenblick eintreten und die Götter in ihrer ganzen Albernheit erleben würde!, stellte sich Mergun vor. Aber das konnte natürlich nicht geschehen.
Inzwischen bemerkte Mergun, dass Gria ebenfalls nach einer Schüssel griff und dasselbe vollzog, wie Sunev.
Der Geruch von Erbrochenem stand im Raum und wollte nicht weichen. Die Götter aßen weiter und es war noch kein Ende abzusehen.
Mergun konnte nicht sagen, wie lange diese Orgie bereits dauerte.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor.
Und dabei stand der Höhepunkt ja noch bevor!
Der Höhepunkt würde die gemeinsame Einnahme von Drogen sein!
Krask hatten diesen letzten Teil der Orgie, diese Ekstase des Vergnügens bereits vorweggenommen.
Er schwelgte nun bereits zum zweiten Mal in einem Drogentraum.
Stöhnend lag er zwischen weichen Kissen.
„Ist es nicht schön, Gott zu sein?“, fragte Arodnap. Er hatte ordentlich dem Wein zugesprochen und seine Augen waren bereits fast so glasig wie die Krasks.
„Man schnippt mit den Fingern und in den Niederungen der Sterblichen bricht ein Krieg aus!“, lallte er und führte sein Glas zum Munde. Ganz so einfach war es zum Glück nicht. „Lasst uns darauf trinken, dass die Ordnung der Dinge noch lange besteht! Noch tausend mal tausend Jahre!“
Peq Ap-Dhyss runzelte die Stirn.
„Wozu? Wer sollte die Welt verändern?“
Arodnap zuckte mit den Schultern und rülpste ungeniert.
„Weiß nicht. Aber könnte doch sein, oder? Lasst uns drauf trinken! Darauf, dass es nicht passiert!“
„Wie du willst, Arodnap“, sagte plötzlich Sunev und hob sein Glas. Die beiden Götter stießen an und tranken.
„Um das zu tun, was wir hier vollbringen, brauchten wir eigentlich keine Götter zu sein“, stellte Lari fest.
„Was meinst du damit?“,
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