Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
wir jetzt darüber nachdenken, wer oder was jene Kraft ausgesandt haben mag, die Gria und Andur so sehr schwächte, dass sie ihren Angriff abbrechen mussten.“ Er zog an seiner Pfeife und genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde. „Es gibt nur einen, der so etwas vermag“, fuhr er fort. „Dieser eine ist Nerik.“ Dieser Name, von Sunevs Lippen ausgesprochen, hatte in den Ohren der anderen einen seltsamen Klang. Aber er vermochte den meisten von ihnen nichts zu sagen.
„Nerik ist zurückgekehrt, der Mann ohne Gedächtnis! Vor Äonen verließ er diese Welt und die Götter lebten in Frieden. Aber nun ist er zurück und er hat sich auf die Seite Merguns geschlagen. An seiner Seite trägt er ein Horn. Wann immer er es bläst, so schwächt er die Magie.“
Gria schien zu erstarren. Ihr Gesicht wurde blass.
„Dann haben wir einen wahrhaft schrecklichen Feind!“, stöhnte sie und plötzlich begriff sie alles. „Ich habe die Macht gespürt, die dieser Nerik sein Eigen nennt“, fuhr sie fort und seufzte. „Sie muss mindestens so groß sein wie die eines Gottes! Größer sogar, denn selbst Andur und ich konnten es nicht mit ihr aufnehmen!“
„Er kann kaum mächtig genug sein, um uns Götter von diesem Berg zu stoßen“, rief Peq Ap-Dhyss, einer der unbedeutenden Kleingötter, stolz aus.
„Ihr unterschätzt Nerik“, sagte Sunev düster und mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen. „In der Vergangenheit hat er mehr als einmal die Götter dieser Welt besiegt. Nur erinnert er sich nun nicht mehr daran, denn er hat kein Gedächtnis.“ Sunev zog etwas an seiner Pfeife. „Du aber, Peq, bist ein junger Gott und glaubst, dass es außer dir nichts Mächtigeres geben kann! Aber glaube mir, Peq. Ich weiß es besser. Ich lebe schon viele Äonen und habe unzählige Erfahrungen gesammelt. Erfahrungen mit Wesen, von denen viele mehr Macht besaßen als ich.“
„Aber was können wir denn tun?“, fragte Gria. In ihrer Stimme klang tiefe Verzweiflung mit. „Er ist so... übermächtig. Er wird uns verschlingen wie ein Löwe eine Antilope.“
„Wir werden auch Nerik besiegen können“, brummte Arodnap.
„Es kommt darauf an, dass wir sofort etwas unternehmen“, meinte Peq Ap-Dhyss. „Wir sollten sofort unsere magischen Energien vereinigen und...“
Zynisches Gelächter ließ Peq verstummen. Die Götter blickten zur Tür und dort stand die düstere Gestalt Andurs.
Sein Gesichtsausdruck war hohntriefend, seine Haltung bewusst überlegen und selbstsicher.
„Wie eingebildet und dumm ihr Götter doch seid...“, lachte er.
„Selbst Kinder könnten nicht dümmer sein.“
„Vergiss nicht, dass wir es waren, die dir erst zum Leben verhalfen!“ donnerte Blaakon der Göttervater, aufgebracht.
„Jemandem wie die steht es nicht zu, über die Götter zu höhnen!“
„Über meine Entstehung gibt es tausend verschiedene Theorien, erhabener Blaakon. Eine ist so falsch wie die andere und alle haben sie etwas Wahres an sich. Aber nur allein ich kenne mein Geheimnis und ich habe weder vor, es mit euch Göttern zu teilen, noch mit den Sterblichen. Ich habe Macht, Macht über Sterbliche wie über Götter.
Und in einer Stunde der Gefahr, so wie wir jetzt eine haben, ist solche Macht unbedingt notwendig! Ich glaube kaum, dass ihr Götter diesen Krieg ohne mich gewinnen könnt!“
„Seid Ihr hier, um uns zu helfen, Lord Andur?“, fragte Krask der Stierköpfige. „Oder ist es der einzige Zweck Eures Erscheinen, uns mit Hohn und Spott zu bedenken?“
Die Augen des Stierköpfigen blitzten gefährlich. Er wirkte wie jemand, der nichts mehr zu verlieren hatte. Seine Hand hatte fest den Dolch an seiner Hüfte umschlossen.
„Ich bin hier, um euch zu helfen“, erwiderte Andur kühl. Und sein Blick wanderte von einem zum anderen.
„Und was verlangst du dafür?“, fragte Blaakon.
„Nichts. Es liegt nämlich auch in meinem Interesse, dass diese Revolution scheitert.“ Einen Augenblick überlegte Andur noch, ob er erneut fordern solle, dass Merguns Leben geschont werden müsste.
Aber dann entschied er sich doch dagegen. Dieses war mehr als ein Spiel! Das Erscheinen Neriks hatte völlig neue Voraussetzungen geschaffen.
Ursprünglich hatte Andur Mergun am Leben lassen wollen, damit dieser die zerschlagenen Revolution immer wieder von neuem entfachen konnte. Auf diese Weise wären die Götter immer wieder in gefährliche Situationen gekommen, von denen Andur profitiert hätte.
Seine Macht
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