Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
ihren vereinten Kräften war es nicht gelungen, ihren Zauber aufrecht zu erhalten.
In Grias Innerem war Angst. Sie konnte sich das alles nicht erklären.
Lord Andur allerdings wusste sehr genau, welches solches vermochte.
Nerik! Dieser Name spukte wie ein Gespenst in Andurs Geist herum. Nerik, der Mann ohne Gedächtnis, der Unsterbliche.
Nerik besaß keine Erinnerungen an seine blutige Vergangenheit -
alles, was er hatte, waren vage Ahnungen.
Aber Andur hatte ein Gedächtnis. Ein sehr gutes sogar.
Er erinnerte sich all der grausamen Spiele, all der blutigen Taten, an all jene, die er in seinem langen Leben verriet...
Und er erinnerte sich auch an Nerik!
Nerik war der Unglücksbringer für die Götter...
Vor langer Zeit ( und nur Andur und die ältesten der Götter erinnerten sich noch an jene Tage) hatte Nerik die Erde verlassen und war in eine andere Welt gegangen.
Aber nun schien er zurückgekehrt zu sein...
Und er hatte sich auf die Seite Merguns geschlagen.
Andur grinste. Nein, er wusste es besser. Nerik schlug sich auf niemandes Seite. Er kämpfte immer nur für seine eigene Sache und ging seine eigenen Wege.
Zumindest hierin waren Andur und Nerik sich ähnlich...
„Was tun wir jetzt?“, fragte Gria ratlos.
Auf Lord Andurs Lippen zeigte sich ein zynisches Lächeln.
„Das ist Euer Problem...“
„Aber...“
„Ich werde nun gehen.“
„Was ratet Ihr mir zu tun?“
Andur zuckte die Schultern - geradeso, als interessiere ihn die ganze Sache gar nicht.
Ohne noch ein Wort zu sagen oder sich zu verabschieden ging er davon.
Nerik hatte sein Spiel zunächst einmal zerstört. Aber sein Erscheinen eröffnete Andur gleichzeitig auch völlig neue Perspektiven.
Seinen ursprünglichen Plan jedoch, sich auf Merguns Seite zu schlagen, musste er aufgeben. Er würde zunächst weiter auf der Seite der Götter kämpfen.
Oh ja, sie würden ihn um seinen Beistand bitten, die Götter! Auch, wenn die meisten von ihnen ihn hassten (obwohl er vermutlich eines ihrer Geschöpfe war), würden sie früher oder später seine Hilfe erflehen. Spätestens dann, wenn sie die Macht spürten, die Nerik sein Eigen nannte.
Ja, Mergun und seine Anhänger durften ruhig siegen. Sie würden die Ordnung nicht verändern können, nach dem diese Welt funktionierte.
Aber Nerik durfte nicht siegen. Und aller Voraussicht nach würde er dies auch nicht.
Die Menschen waren nicht reif genug, um seine Worte wirklich zu begreifen und in die Tat umzusetzen.
Sie würden es nie begreifen und Andur war glücklich darüber.
Gria erschauerte unter seinem fürchterlichen Lachen, das auch noch zu hören war, als der Herr der Angst längst nicht mehr zu sehen war. Und eine düstere Ahnung beschlich die Göttin. Eine Ahnung von all den gewaltigen Geschehnissen, die in der Zukunft warteten.
Es muss etwas getan werden!, wurde es ihr klar. Es muss jetzt etwas getan werden - ehe es zu spät ist!
Aber wie konnte sie ahnen, dass es bereits zu spät war?
*
Gria hatte den Göttervater Blaakon von dem berichtet, was sie wusste und dieser hatte (als zur Zeit ältester lebender Gott) den Rat der Götter einberufen.
Da saßen die Götter nun an einer langen Tafel in irgendeinem der unzähligen Festsäle der Nebelburg und lauschten Grias Geschichte. Sie berichtete auch von ihrem missglückten Angriff gegen Merguns Armee.
Als sie geendet hatte, herrschte zunächst betretenes Schweigen.
Dann erhob sich der katzengesichtige Totengott Myralon von seinem Platz und sein Blick war sehr düster.
„Unser Urteil über Mergun dürfte feststehen“, knurrte er. „Er ist ein Verräter und Verräter werden gekreuzigt!“
„So ist es!“, stimmte Blaakon zu.
Der Kriegsgott Arodnap unternahm eine wütende Geste mit seinem Arm. „Wir müssen eine Exempel statuieren, Freunde! Es darf nie wieder vorkommen, dass jemand versucht, die Sterblichen an die Macht zu bringen! Wir müssen verhindern, dass die Welt im Chaos versinkt! Eine große Aufgabe liegt vor uns - eine Aufgabe für uns Götter!“
Als Arodnap zu Nekardion blickte und dessen leichenhaft kalte Gesichtszüge wahrnahm, verstummte er. Dieses Gesicht ließ ihn erschauern.
„Es geht jetzt nicht darum über Mergun und sonst wen zu urteilen“, sagte Nekardion in seiner üblichen, kalten Art. „Es muss uns zunächst einmal darum gehen, einer Gefahr zu begegnen!“ Sunev, der feiste Gott des Reichtums, nickte.
„Ja, das ist auch meine Meinung.“ Er wandte sich an Gria. „Vor allem sollten
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